Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Offenes Ohr für Sorgen
Wenn Theo Bamberg seinen grünen Kittel überstreift, weiß er nie, was ihn erwartet. Er weiß aber, dass die meisten Menschen froh sind, ihn zu sehen, manche ihm sogar ihr Herz ausschütten. Bamberg muss dann vor allem: Zuhören. Trösten. Mut zusprechen. Auch mal scherzen, oder, wenn es möglich ist, helfen. Der 71-Jährige arbeitet ehrenamtlich bei der Ökumenischen Krankenhaushilfe (ÖKH) Krefeld, besucht drei Stunden die Woche Patienten auf der Herzstation des Helios Krankenhauses. „Das hört sich wenig an“, sagt er, „ist aber sehr intensiv und auch anstrengend.“
Früher lehrte Bamberg an einer Schule für Erziehungshilfe, das Soziale liegt ihm im Blut. Deshalb war er sofort interessiert, als er bei einem Besuch in der Klinik vor vier Jahren an einen Infostand der ÖKH geriet, die damals unter dem Titel Grüne Damen und Herren firmierte, mittlerweile aber Namen und Träger gewechselt hat. Bamberg wollte helfen, ließ sich schulen und bekam seine Station zugewiesen. Ein wenig Herzklopfen sei vor dem ersten Patientenkontakt dabei gewesen, erzählt er. „Aber das hat sich schnell gegeben.“Die meisten Gespräche seien interessant, manchmal käme man richtig ins Plaudern, ein anderes Mal gehe es nur darum, ein neues Telefon zu besorgen.
Neben einer Zugewandtheit anderen gegenüber brauche man vor allem Fingerspitzengefühl, sagt Bamberg. Manche Patienten wollten einfach ihre Ruhe haben. „Da darf man nicht aufdringlich sein.“Negative Reaktionen habe er noch nie erlebt, auch kaum dramatische Situationen. Einmal lag ein Patient auf dem Boden, als Bamberg das Zimmer betrat. „Da habe ich sofort die Krankenschwester geholt“, sagt er. Denn Hand an Patienten anlegen oder medizinische Ratschläge geben darf er nicht. Bis 80 will Bamberg noch weitermachen. „Das ist ein gutes Gefühl, wenn man etwas tun kann für die Menschen. Jemanden aufzubauen, schenkt einem Kraft für Monate.“Jörg Isringhaus