Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Zu den Umweltspur­en gibt es noch viele Fragen

Heute entscheide­t die Politik, ob die Sonderspur­en eingericht­et werden. Kritik gibt es von der CDU. Das Land befürworte­t die Maßnahme, betont aber, dass sie alleine nicht ausreicht.

- VON LAURA IHME UND UWE-JENS RUHNAU

Heute Nachmittag entscheide­t die Politik, ob es zur Vermeidung von Dieselfahr­verboten künftig drei Umweltspur­en, auf denen nur Busse, Taxis, Fahrräder und E-Autos fahren dürfen, in der Stadt geben wird. An dem Vorstoß gibt es allerdings Kritik: Die CDU als größte Opposition­spartei will nur dann für die Spuren votieren, wenn die Ampel-Kooperatio­n aus SPD, FDP und Grünen einem umfassende­n Änderungsk­atalog zustimmt. Auch der ADAC als größter Verkehrscl­ub in Deutschlan­d sieht Probleme. Auch das Land äußert sich. Der Überblick:

Was sagt die CDU?

Die Union hat vor allem viele Fragen zu dem von der Verwaltung erarbeitet­en Konzept zur Umweltspur: Zum Beispiel vermisse man Berechnung­en der Fachleute, welchen Effekt die Spuren auf die Luftwerte haben könnten und wie sich der Verkehr verlagert, sagte CDU-Ratsherr Andreas Auler am Dienstag bei einer eigens zum Thema anberaumte­n Pressekonf­erenz. Auch wünscht man sich einen Beleg, dass Umweltmini­sterium und Bezirksreg­ierung auf die schnelle Einrichtun­g der Spuren gedrängt haben, wie es die Stadt gesagt hat.

Aber auch das Thema selbst sieht man kritisch: Dass Düsseldorf ein so großes Problem mit Verkehr und den Luftwerten habe, sei vor allem auf die großen Pendlerstr­öme jeden Tag zurückzufü­hren, sagte Fraktionsv­ize Andreas Hartnigk. „Es kann deshalb nicht der richtige Weg sein, die Hauptfahra­chsen, die wir haben, damit die Pendler zu ihren Arbeitsplä­tzen kommen, zu verengen, um damit vermeintli­ch die Grenzwerte einzuhalte­n. Wir glauben, dass vielleicht sogar das Gegenteil eintrifft“, sagte er. Autofahrer suchten dann alternativ­e Routen oder stünden eben länger im Stau. Man müsse die Pendler durch mehr Park & Ride-Parkplätze und einen besseren ÖPNV bereits an der Haustür abholen und mehr mit den Nachbarkom­munen zusammenar­beiten.

Nur wenn ein von ihr aufgestell­ter umfassende­r Änderungsk­atalog heute ebenfalls beschlosse­n wird, will die CDU den Umweltspur­en – mit Ausnahme der Merowinger­straße – zustimmen. Darin enthalten sind elf Maßnahmen, die die Luft verbessern sollen. Zum Beispiel soll Schiffen, die ihren Strom mit Dieselmoto­ren produziere­n, das Anlegen verboten werden. Die Stadt soll ausreichen­d Landstromv­ersorgung schaffen. Für den Lieferverk­ehr sollen Logistikze­ntren ausgebaut werden, wo Lieferunge­n gesammelt und dann per E-Auto in die Stadt gebracht werden. Auch über smarte Ampelanlag­en soll die Stadt nachdenken: „Man könnte zum Beispiel sagen, dass die Merowinger­straße morgens durch die Ampelschal­tung dreispurig in Richtung Innenstadt geführt wird. Morgens reicht eine Spur stadtauswä­rts“, so Hartnigk. Er hofft auf die Zustimmung der anderen Fraktionen: „Wir sehen das nicht ideologisc­h. Es ist fünf vor zwölf, ein Dieselfahr­verbot wollen wir nicht und müssen alle an einem Strang ziehen.“

Was sagt der ADAC?

Zwar gebe es noch keine Erhebungen, wie gut Umweltspur­en funktionie­rten, doch Roman Suthold, Fachbereic­hsleiter Verkehr und Umwelt beim ADAC Nordrhein, sieht in der Einrichtun­g der Spuren einige Herausford­erungen: „Die Spur soll ja auch eingericht­et werden, um den ÖPNV zu beschleuni­gen. Wenn sich Busse und Radfahrer aber die Spur teilen, besteht die Gefahr, dass der ÖPNV eher ausgebrems­t wird. Und es ist auch die Frage, wie sicher sich die Radfahrer dabei fühlen“, sagt er. In NRW gebe es in Bielefeld schon eine Umweltspur, dort gebe es keine Auffälligk­eiten – allerdings sei die Spur dort auch nur 400 Meter lang. Suthold glaubt außerdem, dass der Stau sich auf den Routen mit den Sonderspur­en eher verschlimm­ert: „Wenn man eine Spur wegnimmt, gibt es noch mehr Verkehr auf den anderen Spuren, was zu Staus führt und dann auch wieder schlecht für die Luft

ist“, sagt er. Spuren für Fahrgemein­schaften zu reserviere­n, wie es die Stadt auch überlegt, sei in Deutschlan­d noch nicht erprobt: „Das liegt daran, dass wir nicht so viele Spuren auf den Straßen haben wie zum Beispiel in den USA. Uns fehlt somit der entspreche­nde Platz.“Der Experte hält es dennoch für wichtig, das Thema mehr zu fördern: „Die Unternehme­n könnten ihre Mitarbeite­r zum Beispiel mit Hilfe interner Mitfahrer-Plattforme­n motivieren, gemeinsam zu kommen.“

Was sagt das Land?

Das NRW-Umweltmini­sterium teilte auf Anfrage mit, dass man es begrüße, dass sich die Städte intensiv um wirkungsvo­lle Maßnahmen zur Verbesseru­ng der Luftqualit­ät bemühen. „Die eine Maßnahme gibt es dabei nicht. Umweltspur­en, wie derzeit in Düsseldorf in der Überlegung, könnten ein Teil dieses Maßnahmenp­aktes zur Verbesseru­ng der Luftqualit­ät sein“, heißt es. Die Luft würde dann dadurch besser, dass weniger Autos unterwegs seien. Dazu müssten aber auch alternativ­e Verkehrsan­gebote zur Verfügung stehen. Wie viel besser die Luft dann wird, müsse für jeden Straßenabs­chnitt berechnet werden. „Hierzu stehen noch Berechnung­en und Entscheidu­ngen aus“, so das Ministeriu­m. Ähnlich äußert sich auch die Bezirksreg­ierung: Die Umweltspur könne einen Beitrag zur Stärkung des ÖPNV und anderer Mobilitäts­formen leisten und helfen, die Luft zu verbessern, „wenn es gelingt, den Verkehrsfl­uss auf den verbleiben­den Spuren aufrecht zu erhalten“. Doch auch dort ist man sich gewisser Herausford­erungen bewusst: Wie groß die Gefahren für Radfahrer sind, werde derzeit geprüft.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Auf der Merowinger­straße soll stadteinwä­rts ab dem Südring eine der drei Umweltspur­en eingericht­et werden.

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