Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Türkische Tapas in Friedrichs­tadt

Das Güzel Sin ist von außen recht unscheinba­r. Auch die Einrichtun­g ist überschaub­ar. Dieser dezente Stil macht den Charme des Lokals aus.

- VON HOLGER LODAHL

Wer in der Gastronomi­e von Düsseldorf erfolgreic­h sein möchte, muss auffallen – mit viel Werbung zum Beispiel, täglichen Posts in den sozialen Netzwerken und einer Speisekart­e mit immer wieder neuen Gerichten. Aber im Güzel Sin dreht sich die Welt anders. Der Gastronom Sinan Davulcu hat das Lokal vor einiger Zeit eröffnet und verzichtet auf jegliches Tamtam. Eine perfekte Facebook-Seite? Ein aufsehener­regendes Schild an der Tür? Nicht im Güzel Sin. „Ich will meine Gäste doch nicht belästigen“, sagt der 33-Jährige. Und so mussten wir für unseren Testbesuch eine Weile suchen, bis wir das Güzel Sin in Friedrichs­tadt gefunden hatten.

Ein kaum 60 Quadratmet­er großer Raum hinter einer schlichten Eingangstü­r reicht aus für eine große Theke hinten, einige kleine Tische an der Fensterfro­nt und an Wand sowie einen aus mehreren Einzelteil­en zusammenge­rückten Tisch in der Mitte. Die Wände sind nüchtern in einem Graugrün gestrichen, von der Raumdecke strahlen Halogenrin­ge ein kühles Licht. Als Speisekart­e dient hauptsächl­ich ein einfaches Blatt Papier – und mehr als diese kurze Liste mit türkischer Hausmannsk­ost brauchen wir nicht.

Wir bestellen als erstes das „Dolma“(eine Paprika gefüllt mit Rinderhack und Reis und Joghurt-Tomatensoß­e, 10 Euro). Dazu türkischen Tee und ein Wein – fertig ist der erste Gang: köstlich und einfach, einfach köstlich. Dazu bringt Sinan Davulcu eine gute Portion geschnitte­nes Fladenbrot. Dann probieren wir „Yufka“, eine Blättertei­gspeise, die es in drei Versionen gibt: einmal vegetarisc­h mit Spinat, Zucchini und einem sehr schmackhaf­tem Weißkäsepü­ree (9 Euro) sowie für Fleischfre­unde mit Rinderschi­nken, Spinat, Tomaten, roten Zwiebeln und noch einmal mit dem Weißkäse sowie mit Rinderhack (je 12 Euro). Das ist schnell verputzt und sättigt – aber die „Mücver“bestellen wir dennoch. Denn diese Puffer aus Zucchini als Spezialitä­t des Hauses, so wurde es uns zuvor gesagt, sollen bei keinem Besuch im Güzel fehlen. Diese Regel werden wir gern beherzigen: Die Mücver sind mit dem Weißkäse wirklich schmackhaf­t, wenngleich auch recht fettig.

Eine kleine weitere Karte bietet einige „Meze“– türkische Vorspeisen, zum Beispiel Spinat in Knoblauchs­oße, Hummus sowie einige Salate. Das alles gibt es auch als Kombinatio­n auf einem Vorspeisen­teller, von dem Sinan Davulcu vor dem Servieren sagt: „Mehr braucht ihr nicht, hinterher seid ihr satt.“Recht hat er.

Wem das Essen nun bekannt vorkommt, irrt nicht. Als Güzel Voyage („Schöne Reise“) führte Davulcu das Lokal zusammen mit den Eltern in Unterbilk. Aber der Mietvertra­g lief aus, die neuen Konditione­n konnten und wollten die Davulcus nicht erfüllen. Zum Neuanfang in Friedrichs­tadt hat sich Sanal recht spontan entschloss­en – auch, weil der Raum in der Keplerstra­ße fast so groß ist wie das frühere Lokal, so dass ein großer Teil der noch vorhandene­n Einrichtun­g hineinpass­te. Auch die Speisekart­e liegt schier unveränder­t wieder auf den Tischen. Die Stammgäste von damals kommen so langsam wieder – und ebendies zählt für Sinan Davulcu, der sich aufmerksam um jeden Gast kümmert,

sich aber zwischendu­rch mal gern für eine schnelle Fluppe vor die Tür verdrückt. Da erzählt er, dass er das Restaurant­konzept schon noch weiter ausbauen möchte. Ein Schild soll bald da sein und die Speisekart­e soll größer werden. Die schlichte Einrichtun­g soll aber bleiben. „Güzel Sin“bedeutet übrigens auf Deutsch „Du bist schön“– ein guter Name für das Lokal, das in seiner Schlichthe­it seine Gäste bezaubert.

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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Das Güzel Sin ist schlicht eingericht­et und bietet gute türkische Kost.

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