Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Mit der IHK nach Ghana
Im Februar bieten drei Industrie- und Handelskammern in der Region eine Unternehmerreise nach Ghana an. Das westafrikanische Land birgt vor allem wegen seiner politischen Stabilität viele Chancen für Unternehmen in NRW.
Weltweit gesehen ist Ghana ein kleines Land, wirtschaftlich eher unscheinbar. Doch auch wenn wirtschaftliche Beziehungen, beispielsweise zu Europa, noch in den Kinderschuhen stecken und europäische Unternehmer sich bisher zaghaft verhalten: Das Interesse wächst stetig. Denn im Wirtschaftskomplex Westafrika sticht das Land heraus, wird gar als wirtschaftliches „Vorzeigeland“bezeichnet. Und das nicht zuletzt wegen der politischen Stabilität. Chancen bergen vor allem Bereiche wie Maschinen- und Anlagebau, Umwelttechnik, Stromversorgung oder Medizin- oder Bergbautechnik. Deswegen haben die Industrie- und Handelskammern Mittlerer Niederrhein, Arnsberg und Bonn/Rhein-Sieg jetzt eine Reise für Unternehmer aus NRW organisiert, durch die vor allem Netzwerke geschaffen werden sollen.
Die aktuelle Regierung unter Präsident Nana Akufo-Addo von der New Patriotic Party will die vielen Chancen seines Landes nutzen – und weiter ausbauen. Maßnahmen zur Stärkung der Landwirtschaft und Industrie stehen genauso auf dem Plan wie Anreize für den Privatsektor und der Ausbau der Infrastruktur. Mit seinem wirtschaftsfreundlichen Kurs scheint Akufo-Addo Erfolg zu haben, Länder wie die USA und China werden aufmerksamer, auch Deutschland bekun- det Interesse. So findet in diesem Jahr der diesjährige deutsch-afrikanische Wirtschaftsgipfel (GABS) in Ghanas Hauptstadt Accra statt, erst kürzlich wurde Ghana als eines von wenigen afrikanischen Ländern in die G20-Initiative „Compact with Africa“aufgenommen, und laut auswärtigem Amt haben vor kurzem mehrere deutsche Unternehmen regionale Westafrika-Büros in Ghana eröffnet.
„Ghana ist ein Vorbild für die Region. Die politische Stabilität ist keine Selbstverständlichkeit in Westafrika“, erklärt Stefan Enders, Betriebsleiter International der IHK Mittlerer Niederrhein. „Trotz immer größer werdender Korruption ist die Rechtsstaatlichkeit dort stabil, somit bietet das Land ein gutes Experimentierfeld und ist ein guter Eintrittsmarkt in die Region für Unternehmen aus NRW.“Beispielsweise sei Ghana wegen seiner auf der Stelle tretenden Landwirtschaft in der Nahrungsmittelproduktion stark auf ausländisches Knowhow angewiesen. Auch könnten deutsche Unternehmen dabei helfen, die ghanaische Infrastruktur zu verbessern.
„Solartechnik spielt dort eine große Rolle“, erklärt Enders weiter. Zudem bestünden Chancen in der Umwelttechnik (Mülltrennung, Deponie, Recycling). Aber auch die Medizin- oder Bergbautechnik seien chancenreiche Felder, gerade für NRW-Unternehmen: „Aktuell werden in Ghana sehr viele Krankenhäuser gebaut“, sagt Enders, „wir sehen aber auch, dass in diesem Jahr große chinesische Investitionen im Bergbau stattfinden. Da könnten NRW-Unternehmen als Zulieferer eine große Rolle spielen.“
Auf der Unternehmerreise vom 13. bis zum 16. Februar gehe es laut Enders aber erst einmal darum, „den Fuß in die Tür zu bekommen.“Das vorrangige Ziel sei es, Netzwerke zu schaffen und die Unternehmer mit Menschen vor Ort zusammenzubringen, die Entscheidungen treffen. Deswegen stünden unter anderem Gespräche mit Vertretern ghanaischer Wirtschaftsorganisationen oder Ministerien auf dem Programm. „Das ist ein ganz anderer Markt als zum Beispiel Asien, da muss man regelmäßig hinfahren, muss die Leute treffen“, begründet Enders.