Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Solidarität in der Schnitzelbude
Zwei arbeitslose Schnitzel-Fans wollen ihre Lieblingsbude übernehmen – brauchen aber noch das nötige Kleingeld.
KÖLN (kna) Was tun, wenn ein übertrieben netter Mensch einen mit seiner Hilfsbereitschaft geradezu verfolgt? Das ist nur eines der Probleme von Wolfgang und Günther in der Sozialkomödie „Schnitzel de Luxe“– und es ist ein Drehbucheinfall, der bezeichnend ist für die zutiefst humanistische Geisteshaltung dieser inzwischen schon vierten Folge der Reihe um zwei befreundete Hartz-IV-Empfänger.
Denn wirklich egoistisch, schlecht oder gar böse ist niemand in dem Dortmunder Universum, in dem sich die beiden Langzeitarbeitslosen bewegen. Und das, obwohl es immerhin um ein Milieu geht, in dem Armut und Frust herrschen. Letzteres kehrt der Film auch gar nicht unter den Teppich. Aber er ist eine Komödie, und die feiert eben lieber den solidarischen Zusammenhalt der Menschen, als sich Grabenkämpfen zwischen Gut und Böse oder einer allzu großen Realitätsnähe zu widmen.
Der gelernte Herrenoberbekleidungs-Ausstatter Wolfgang (Ludger Pistor) und der einstige Tierpfleger Günther (Armin Rohde) haben mal wieder Weiterbildungskurse des Arbeitsamtes besucht; passende Jobs lassen dennoch auf sich warten. Da erfahren sie, dass der Chef ihrer geliebten „Schnitzelbude“in den Ruhestand geht. Was den Plan reifen lässt, dass die Stammgäste Wolfgang und Günther den Laden übernehmen könnten. Dafür brauchen sie allerdings 10.000 Euro Startkapital. Wie günstig, dass Wolfgangs Frau Karin (Theres Hämer) ihrem einstigen Verehrer Rolf Sonne (Albrecht Ganskopf ) über den Weg läuft, der es zu Reichtum gebracht hat.
Geld verleiht der allerdings grundsätzlich nicht. Weshalb Wolfgang und Günther für Hilfsjobs bei ihm anheuern. Und dabei eher zufällig in eine Betrügerei rutschen mit dem Ziel, von Sonne Schmerzensgeld zu fordern. Natürlich zieht die erste Lüge weitere nach sich. Und dann kommt den beiden auch noch ihr schlechtes Gewissen in die Quere.
Nach seinen gelungenen Vorgängern ist auch „Schnitzel de Luxe“vergnüglich und herzerwärmend: Zu verdanken ist das der sorgfältigen Vorlage mit lakonischem Humor und gutem Gespür für Timing und
Rhythmus. Ebenso wichtig aber sind die mit viel Zuneigung gezeichneten Figuren: der kraftstrotzende Günther, der seinen phlegmatischen Freund Wolfgang immer wieder mitreißt – gelegentlich aber auch einfach nur allein sein will. Und der stets gepflegt auftretende Wolfgang, der mit seiner feinsinnigen, bedächtigen Art einen Gegensatz zu dem bodenständigen Milieu zwischen Arbeitsagentur und Schnitzelbude bildet. Eine bessere Besetzung als Armin Rohde und Ludger Pistor ist kaum denkbar. Mit feinem Spiel, Sprachwitz und Slapstick-Einlagen gelingt ihnen das Kunststück, dass man über ihre Figuren lacht – und sie dennoch ernst nimmt.
„Schnitzel de Luxe“, Das Erste, Mi., 20.15 Uhr