Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Borussen drücken die Daumen
Fußballprofi Jonas Hofmann und Trainer Dieter Hecking sind Handball-Fans.
MÖNCHENGLADBACH Wenn es der Tagesablauf zulässt, werden auch einige Fernseher im spanischen Jerez um 18.15 Uhr auf das WM-Eröffnungsspiel der deutschen Handballer gegen Korea eingestellt. Denn unter den Fußballprofis von Borussia Mönchengladbach, die sich derzeit in Andalusien auf die Bundesliga-Rückrunde vorbereiten, gibt es einige sehr handball-affine. Der gebürtige Solinger Christoph Kramer besucht hin und wieder die Spiele des Bundesligisten Bergischer HC, Trainer Dieter Hecking stammt aus Soest und erinnert sich: „Die Soester Handballer waren für uns Jugendliche immer ein Anlaufpunkt.“
Inzwischen ist die Familie Hecking im Schaumburger Land heimisch, dort gibt es den Bundesligisten TSV Hannover-Burgdorf. „Handball ist in der Region ziemlich groß, und da ein Freund meiner Söhne bei Hannover-Burgdorf spielt, haben wir einige Spiele dort gesehen“, sagt Hecking, der aber einen anderen Lieblingsklub hat: den VfL Gummersbach. „Der hatte um Jo Deckarm damals die herausragende Mannschaft in Deutschland. Da ist die Affinität bei mir gewachsen“, sagt Borussias Trainer und ergänzt: „Handball ist nach Fußball die Sportart, die die Leute in Deutschland am meisten elektrisiert.“Speziell zur WM sagt Hecking: „Die Nationalmannschaft wird immer in der Lage sein, Außergewöhnliches zu leisten. Wie weit es dieses Jahr geht, muss man sehen. Es ist sicher alles möglich.“
Das sieht sein Mittelfeldspieler Jonas Hofmann ähnlich: „Deutschland hat eine gute Mannschaft beisammen. Aber bei der WM sind diesmal viele Mannschaften dabei, die Ansprüche haben und die Möglichkeit, den Titel zu holen. Natürlich die skandinavischen Länder, dann Deutschland, Frankreich, Kroatien – wir können auf eine spannende WM hoffen.“Hofmann hat zum Handball nicht nur eine Fan-Beziehung, gemeinsam mit seinem Bruder Benjamin war er früher Handballer, so wie Opa Erwin, Mutter Birgit und Vater Harald. Irgendwann mussten sich die Brüder Hofmann entscheiden, ob sie Bälle werfen oder schießen wollten. „Ich war beim Handball in der badischen Auswahl und hätte es vielleicht da auch zu etwas bringen können“, sagt Jonas Hofmann, der als Mittelmann eingesetzt wurde. „Aber dann kam das Angebot von 1899 Hoffenheim, und heute bin ich froh, dass ich auf den Fußball gesetzt habe.“Sein Bruder tat das auch und spielt inzwischen beim Regionalligisten FC Astoria Walldorf.
Die Verbindung zum Handball ging aber nie verloren, in seiner Freizeit schaut sich Jonas Hofmann schon mal Spiele der Rhein-Neckar Löwen oder der SG Flensburg-Handewitt an, wo in Marius Steinhauser einer seiner Kindheitsfreunde spielt. Über die Unterschiede zwischen den Sportarten hat er schon öfter mit Fuß- und Handballern diskutiert. „Richtig auf einen Nenner sind wir aber nie gekommen“, sagt Hofmann. „Die Laufleistung ist sicher eine andere. Beim Fußball hast du längere Sprints, beim Handball kürzere. Spielintelligenz ist in beiden Sportarten gefragt. Handball hat eine andere Intensität, da geht es viel körperbetonter zu. Das sieht man ja auch an den teilweise großen Schränken, die da rumlaufen“, ergänzt der 1,76-Meter-Mann lachend. Hofmann hat schon Pläne für die Zeit nach Borussias Trainingslager in Spanien: „Ich werde mir einige WM-Spiele live angucken und hoffe natürlich, dass ich Deutschland in der Hauptrunde in Köln sehen werde.“