Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Hintzsche: Stadtgesellschaft soll Obdachlosen helfen
Beim Jahresempfang des Bundes katholischer Unternehmer sprach der Dezernent über Düsseldorf als soziale Stadt.
Stadtdirektor und Sozialdezernent Burkhard Hintzsche hat dazu aufgerufen, Wohnungen an bislang obdachlose Menschen zu vermieten. „Wir brauchen dringend Vermieter, die dazu bereit sind, uns Wohnungen zur Verfügung zu stellen“, sagte er in einem Vortrag beim Bund katholischer Unternehmer (BKU) im Maxhaus in der Altstadt.
Hintzsche machte die Debatte um die Obdachlosen am NRW-Forum zu einem zentralen Punkt seiner Rede. Das Museum hatte Schlagzeilen gemacht, als es Obdachlose per Aushang aufforderte, nicht mehr in den Seitenpavillons des Hauses zu campieren. Nach Kritik von vielen Seiten wurde die Maßnahme aber aufgeschoben. Deutlicher als bisher kritisierte Hintzsche in der Rede beim BKU das Museum: Es sei „Aufgabe der gesamten Stadt“, in der kalten Jahreszeit unbürokratischer und flexibler zu agieren: „Da braucht es andere Maßstäbe, und es hat mir wenig gefallen, dass ein stadtnahes Institut das anders gesehen hat.“
Hintzsche betonte, dass niemand gezwungen werden könne, in Notschlafstellen zu gehen. „Was wir nicht haben, ist genug Wohnraum“, fügte er hinzu – hier sei die Stadt auch auf private Vermieter angewiesen: „Wir alleine werden es mit finanziellen Ressourcen und guten Absichten nicht schaffen.“Die Stadt werde dafür geradestehen, dass sich kein Wohnungsbesitzer um den Zustand des Objektes oder Mietausfälle sorgen müsse, man kümmere sich auch um eine soziale Betreuung. „Wir brauchen die Stadtgesellschaft, um das Problem zu lösen.“
Wie erfolgreich verschiedene Partner in Düsseldorf zusammenarbeiten können, hatte der Beigeordnete zuvor am Thema Flüchtlingskrise illustriert. Als 2015 viele geflüchtete Menschen in kurzer Zeit in die Landeshauptstadt kamen, habe man hier in sieben Monaten mehr als 40.000 Menschen empfangen und weiter verteilt. „Das ist eine herausragende Leistung.“Hintzsche sprach auch über die Langzeitarbeitslosigkeit, die mit dem neuen Teilhabegesetz bekämpft werden soll. Menschen erhielten so eine Chance auf soziale Teilhabe und zahlten Beiträge zur Rentenversicherung: „Das vermeidet Armut und Einsamkeit im Alter“, so Hintzsche. Bei der Akquise geeigneter Stellen hoffe man auch auf die Unternehmen.
Die BKU-Vorsitzende Maria Fischer beklagte in ihrer Rede die Vergabe von Sozialleistungen in Deutschland. Problematisch sei nicht die Menge des Geldes – vielmehr die „gigantische Bürokratie bei der Vergabe“, der fehlende Ermessensspielraum der Vergebenden und die Art, wie mit Betroffenen umgegangen werde: „Wenn Menschen als Bittsteller behandelt werden, ist das kontraproduktiv.“