Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Hintzsche: Stadtgesel­lschaft soll Obdachlose­n helfen

Beim Jahresempf­ang des Bundes katholisch­er Unternehme­r sprach der Dezernent über Düsseldorf als soziale Stadt.

- VON NICOLE LANGE

Stadtdirek­tor und Sozialdeze­rnent Burkhard Hintzsche hat dazu aufgerufen, Wohnungen an bislang obdachlose Menschen zu vermieten. „Wir brauchen dringend Vermieter, die dazu bereit sind, uns Wohnungen zur Verfügung zu stellen“, sagte er in einem Vortrag beim Bund katholisch­er Unternehme­r (BKU) im Maxhaus in der Altstadt.

Hintzsche machte die Debatte um die Obdachlose­n am NRW-Forum zu einem zentralen Punkt seiner Rede. Das Museum hatte Schlagzeil­en gemacht, als es Obdachlose per Aushang auffordert­e, nicht mehr in den Seitenpavi­llons des Hauses zu campieren. Nach Kritik von vielen Seiten wurde die Maßnahme aber aufgeschob­en. Deutlicher als bisher kritisiert­e Hintzsche in der Rede beim BKU das Museum: Es sei „Aufgabe der gesamten Stadt“, in der kalten Jahreszeit unbürokrat­ischer und flexibler zu agieren: „Da braucht es andere Maßstäbe, und es hat mir wenig gefallen, dass ein stadtnahes Institut das anders gesehen hat.“

Hintzsche betonte, dass niemand gezwungen werden könne, in Notschlafs­tellen zu gehen. „Was wir nicht haben, ist genug Wohnraum“, fügte er hinzu – hier sei die Stadt auch auf private Vermieter angewiesen: „Wir alleine werden es mit finanziell­en Ressourcen und guten Absichten nicht schaffen.“Die Stadt werde dafür geradesteh­en, dass sich kein Wohnungsbe­sitzer um den Zustand des Objektes oder Mietausfäl­le sorgen müsse, man kümmere sich auch um eine soziale Betreuung. „Wir brauchen die Stadtgesel­lschaft, um das Problem zu lösen.“

Wie erfolgreic­h verschiede­ne Partner in Düsseldorf zusammenar­beiten können, hatte der Beigeordne­te zuvor am Thema Flüchtling­skrise illustrier­t. Als 2015 viele geflüchtet­e Menschen in kurzer Zeit in die Landeshaup­tstadt kamen, habe man hier in sieben Monaten mehr als 40.000 Menschen empfangen und weiter verteilt. „Das ist eine herausrage­nde Leistung.“Hintzsche sprach auch über die Langzeitar­beitslosig­keit, die mit dem neuen Teilhabege­setz bekämpft werden soll. Menschen erhielten so eine Chance auf soziale Teilhabe und zahlten Beiträge zur Rentenvers­icherung: „Das vermeidet Armut und Einsamkeit im Alter“, so Hintzsche. Bei der Akquise geeigneter Stellen hoffe man auch auf die Unternehme­n.

Die BKU-Vorsitzend­e Maria Fischer beklagte in ihrer Rede die Vergabe von Sozialleis­tungen in Deutschlan­d. Problemati­sch sei nicht die Menge des Geldes – vielmehr die „gigantisch­e Bürokratie bei der Vergabe“, der fehlende Ermessenss­pielraum der Vergebende­n und die Art, wie mit Betroffene­n umgegangen werde: „Wenn Menschen als Bittstelle­r behandelt werden, ist das kontraprod­uktiv.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany