Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Verschnupft an der Spitze
Der Vorsprung von Borussia Dortmund auf die Konkurrenz schmilzt.
DORTMUND Es ist noch nicht lange her, da strotzte der Ballspielverein von 1909 nur so vor Kraft. Borussia Dortmund hatte sich in beeindruckender Manier an die Spitze der Bundesliga gespielt. Seit fünf Pflichtspielen ist der BVB nun allerdings sieglos. Und so langsam schlägt der negative Lauf allen Beteiligten aufs Gemüt. Wie bei einer Grippe, die sich hartnäckig hält, wie bei Trainer Lucien Favre. Der Schweizer ist im Vergleich zum aktuellen Spielstil seiner Mannschaft indes wieder nahezu genesen. „Es ist frustrierend, von hinten zuzuschauen“, attestierte Torhüter Roman Bürki nach dem 0:0 bei Schlusslicht Nürnberg. „Wir haben zwei Spiele ohne geschossenes Tor. Uns fehlt einfach die Durchschlagskraft, und wir sind körperlich unterlegen.“
Nun ist der BVB kein hoffnungsloser Patient. Es gibt Gründe für diese Schwächephase einer auf Schlüsselpositionen verhältnismäßig unerfahrenen Mannschaft. In Lukasz Piszczek, Manuel Akanji und Marco Reus fehlen wichtige Säulen. Reus ist der personifizierte Unterschiedsspieler. Die verbliebenen Kräfte, das ist deutlich alarmierender, sind zunehmend ratlos in der aktuellen Ergebniskrise. „Wir müssen irgendwas machen, damit etwas passiert“, verkündete Mario Götze. Die Offensivkraft hat damit einen interessanten Einblick ins Innenleben des Teams gewährt. Denn mitnichten ist die Gewissheit bei allen Beteiligten so groß, alsbald wieder in die Erfolgsspur zu finden. So wie es Favre seit Wochen gebetsmühlenartig betont: „Wir müssen weitermachen wie bisher.“
Favre hat in der Hochphase des Erfolgs das eigene Spiel deutlich härter kritisiert als nun, wo eine schonungslose Analyse vielleicht sogar ganz gut täte. Ganz offensichtlich ist die Abhängigkeit von Reus noch zu groß für einen Kader, der mitten im Umbruch steckt. Zu dieser nicht besonders exklusiven Erkenntnis ist auch Sebastian Kehl gekommen, der Leiter der Lizenzspielerabteilung: „Den Ausfall von Marco Reus über einen längeren Zeitraum zu kompensieren, ist schwer für uns. Wir hatten insgesamt immer wieder die Notwendigkeit, Positionen zu wechseln und zu rotieren – nicht nur im Offensivbereich.“
So langsam braucht Dortmund wieder Frische – in den Beinen und Köpfen. Von einst üppigen neun Punkten Vorsprung auf die Münchner Bayern sind nur noch drei übrig geblieben. Sich aber Sorgen machen? „Warum?“, fragt Favre und lächelt. „Wir sind enttäuscht vom 0:0, das ist klar. Wir haben trotzdem nicht schlecht gespielt. Wir haben das Spiel gemacht, das Spiel dominiert.“Am Sonntag (18 Uhr) gastiert Ex-Trainer Peter Bosz mit Bayer Leverkusen im Signal Iduna Park. Ausgerechnet die Werkself, aktuell eines der spielstärksten Teams der Liga.
„Wir haben eine sehr, sehr junge Mannschaft. Wir haben einen extrem positiven Lauf gehabt, und dass es in solch einer Saison auch immer mal Phasen geben wird, in denen es mal nicht so rund läuft, in denen es vielleicht auch mal einen kleinen Knacks gibt, davon können wir uns nicht freimachen“, sagt Kehl. Die entscheidende Frage wird sein, wann der Schnupfen endlich auskuriert ist. Aktuelle Prognose: Die Leidenszeit könnte noch etwas weitergehen.