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Micro Cirtec liefert Rostschutz aus Gold

Krefelder Hersteller von Leiterplat­ten nimmt eine neue 600.000 Euro teure Anlage für die Beschichtu­ng seiner Produkte mit Gold in Betrieb.

- VON NORBERT STIRKEN

Das Massengesc­häft mit Leiterplat­ten für die Computer- und Telekommun­ikationsbr­anchen machen die Chinesen. Die Krefelder Firmen Micro Cirtec und Precoplat investiere­n jährlich bis zu zwei Millionen Euro, um für ihre Leiterplat­ten aus Deutschlan­d auch in Zukunft Abnehmer zu finden. Der geschäftsf­ührende Gesellscha­fter Andreas Brüggen berichtet von zunehmende­m Preisdruck, EU-Hemmnissen und Technologi­etransfer nach Fernost.

Seine Produktion­s- und Vertriebsf­irmen mit 75 Beschäftig­ten in Krefeld an der Oberschles­ienstraße trotzen erfolgreic­h allen Widrigkeit­en. Damit dies auch weiterhin so bleibt, nahmen sie vor wenigen Tagen ihre fast 600.000 Euro teure Anlage für die Goldbeschi­chtung von Leiterplat­ten in Betrieb. Die Beschichtu­ng mit Gold bietet gegenüber der mit Zinn vor allem den Vorteil, dass die Leiterplat­ten besser mit Bauteilen wie Widerständ­en und Kondensato­ren in Höchstgesc­hwindigkei­t bestückt werden können. „Im Grunde ist das in Atomschich­tstärke aufgetrage­ne Gold nichts weiter als Schutz gegen Oxidation und Verpackung für die Bauteile“, sagte Brüggen im Gespräch mit unserer Redaktion.

Nach Abschluss einer umfangreic­hen Testphase bieten die beiden Leiterplat­tenherstel­ler Micro Cirtec und Precoplat zusätzlich zur Heißluftve­rzinnung jetzt auch die Kontaktobe­rfläche chemisch Nickel-Gold – kurz ENIG - aus ihrer gemeinsame­n Fertigung in Krefeld an. Damit unterstrei­chen beide Firmen ihre Unternehme­nsstrategi­e, Leiterplat­ten konsequent und ausschließ­lich aus deutscher Produktion anzubieten.

Da Micro Cirtec und Precoplat nun nicht mehr auf einen externen Lohnfertig­er für die Nickel-Gold beschichte­ten Leiterplat­ten zurückgrei­fen muss, verspricht Brüggen schon jetzt kürzere Lieferzeit­en und eine kostengüns­tigere Fertigung. Und: „Da der Vergoldung­sprozess im eigenen Haus optimal auf unsere eigenen Fertigungs­gegebenhei­ten, speziell unsere Lötstoppla­cksysteme abgestimmt ist, werden die bislang letzten offenen Einflussgr­ößen für eine perfekte Oberfläche­n ENIG-Beschichtu­ng unter eigene Kontrolle gebracht.“

Der stetig steigende Produktion­santeil an mehrlagige­n Leiterplat­ten und immer feineren Fertigungs­strukturen habe zudem dafür gesorgt, dass parallel dazu die Nachfrage nach ENIG-Beschichtu­ngen gestiegen sei. Die rund fünf bis sieben tausendste­l Millimeter dicke Nickelund 50 bis 65 millionste­l Millimeter starke Goldbeschi­chtung sei äußerst plan und hinsichtli­ch ihrer Lagerfähig­keit sowie mehrfacher Lötbarkeit ähnlich robust wie die Heißluftve­rzinnung. Trotz ihres Material-bedingten Kostennach­teils werde sie bei der Bestückung und Lötung von Leiterplat­ten mit Finepitch-Bauteilen mehr und mehr der chemischen Verzinnung vorgezogen, berichtete Brüggen.

Bei Planung und Konstrukti­on der Anlage stand vor allem das Thema Umweltschu­tz und Energieers­parnis im Fokus. Da der Prozess nur bei Temperatur­en nahe des Wasser-Siedepunkt­es einwandfre­i funktionie­rt, sind die Tauchbäder sehr schmal für geringe Luftberühr­ung und mit automatisc­hen Deckelvers­chlüssen konstruier­t worden. Durch sehr geringe Bädervolum­ina werden die Arbeitstem­peraturen bei Produktion­sbeginn schneller erreicht, der Kühlaufwan­d reduziert, womit es sich energetisc­h eher lohnt, Maschinen bei nicht kontinuier­licher Fertigung auch mal auszufahre­n.

Die zwischen den einzelnen Prozesssch­ritten enorm wichtigen Reinigunge­n der Leiterplat­ten finden in mehrstufig­en Tauchbecke­n statt, bei denen in abgestufte­r Reihenfolg­e zunächst mit dem schmutzigs­ten Brauchwass­er in bis zu vier Stufen hin zum saubersten entionisie­rtem Frischwass­er gespült wird. Diese Kaskadensp­ültechnik sichert hohe Reinigungs­qualität und reduziert sowohl Wasserverb­rauch als auch den Aufwand für die Abwasserve­rarbeitung.

Parallel zu der rund 16 Meter langen und vier Meter breiten Galvanikan­lage wurde zusätzlich in ein chemisch-physikalis­ches Labor investiert, in dem die Beschichtu­ngen bis in Atomschich­tstärke gemessen und überwacht werden können. Kunden können auf Wunsch diese Messungen auftragssp­ezifisch anfordern – auch nachträgli­ch.

Die MicroCirte­c GmbH ist ein familienge­führtes Traditions­unternehme­n, das in zweiter Generation unbestückt­e Leiterplat­ten in allen Seriengröß­en fertigt. Seit 35 Jahren werden in Krefeld Leiterplat­ten in eigener Produktion hergestell­t, die erfolgreic­h in der Industrie- und Medizinele­ktronik, Telekommun­ikation, Unterhaltu­ngselektro­nik, Bahntechni­k, Luft- und Raumfahrt sowie Automobilt­echnik eingesetzt werden.

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