Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
DEG erfindet sich während Play-offs neu
Nach der bösen Pleite im ersten Viertelfinalspiel gegen Augsburg hat das Team von Trainer Harold Kreis den Schalter umgelegt – und schlug den Gegner nun zweimal mit seinen eigenen Waffen.
Jaedon Descheneau liegt am Boden hinter dem Tor des Augsburger EV. Der Angriff scheint vorbei – doch irgendwie kriegt der Stürmer der Düsseldorfer EG noch seinen Schläger an den Puck und schiebt diesen vor das Tor – dort steht Philip Gogulla, der die Scheibe eiskalt versenkt. Es ist das 4:3 für die DEG im hartumkämpften dritten Spiel des Play-off-Viertelfinals. Und es sollte in dieser Partie das Entscheidende sein.
Dass die DEG nach drei Spielen 2:1 nach Siegen in der „Best-of-seven“-Serie führen würde, hätte gerade nach Spiel eins, in dem die Düsseldorfer mit 1:7 untergegangen waren, niemand gedacht. Außer vielleicht der Trainer. „Wir haben da richtig schlecht gespielt“, sagte Kreis. „Auch ein 1:3 oder 1:4 hätte uns weh getan, weil wir nicht gut waren. Aber dieses 1:7 hat bei den Spielern keinen Zweifel daran gelassen, dass wir einiges besser machen müssen.“
Das gelang eindrucksvoll. Der Einsatz von Descheneau steht exemplarisch dafür, dass plötzlich gekämpft und kein Puck verloren gegeben wurde. Im ersten Duell hatten die Augsburger die DEG förmlich überrannt, sehr körperbetont agiert und ein derart offensives Forechecking gespielt, dass die Düsseldorfer zu haarsträubenden Fehlern gezwungen wurden. „Wir haben uns dieses physische Spiel nun selbst angeeignet“, sagte Kreis. „Auch wir können Checks zu Ende fahren.“
Das stellten die Düsseldorfer schon im Heimspiel am Freitag (4:1) unter Beweis. Kreis: „Es ging darum, das Tempo aus dem Spiel zu nehmen, die Scheiben tief zu spielen und schon im Angriff vorzuchecken.“Damit zog die DEG den Gästen den Zahn: Das aggressive Pressing der Panther lief weitgehend ins Leere, das Kreis-Team kontrollierte Spiel und Gegner. Es nahm auch die körperliche Herausforderung an. Die Augsburger wirkten sichtlich überrascht, mit ihren eigenen
Waffen geschlagen zu werden.
Hinzu kam auch das nötige Quäntchen Glück. „Das Spiel in Augsburg war hartumkämpft, wir hatten natürlich auch in einigen Szenen das nötige Fortune“, betont Kreis. Zum Beispiel, als Torhüter Mathias Niederberger bei 4:3-Führung den Puck mit dem rechten Schoner irgendwie vom Tor fernhielt. Es war eine starke Parade des Keepers, der davon in den Play-offs bislang aber zu wenig zeigte. Gerade im ersten Spiel ließ er einige haltbare Schüsse passieren, auch am Sonntag in Augsburg war Niederberger der Treffer zum 2:3, den er aus unmöglichem Winkel kassierte, anzurechnen. „Ich habe aber nie erwogen, Mathias aus dem Tor zu nehmen“, erklärt Kreis. Für das Vertrauen muss sich Niederberger aber noch steigern – auch wenn er das Glück hat, dass Konkurrent Frederik Pettersson Wenzel aktuell nicht eingesetzt werden kann. Der Schwede belegt eine Ausländerlizenz, für ihn müsste ein anderer Kontingentspieler weichen. Patrick Köppchen soll wieder fit sein, könnte Nichlas Torp (Schweden) ersetzen. „Das ist eine personelle Entscheidung“, sagt Kreis, der auf den Routinier in der Abwehr wohl vorerst weiter verzichten wird.