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Mit 104 durch die Tempo-30-Zone

Mehr als 50 Prozent der Autofahrer sind auf der Königsberg­er Straße in Linn zu schnell unterwegs. Die gemessene Spitzenges­chwindigke­it in der 30er-Zone war 104 Kilometer pro Stunde, etliche fuhren schneller als 70 km/h.

- VON CAROLA PUVOGEL

Erst wenige Tage ist die neue Tempo-Messanlage an der Königsberg­er Straße in Linn in Betrieb und schon gibt es eine Liste trauriger Rekorde von Raserei in der Tempo-30-Zone: Spitzenrei­ter im negativen Sinne ist ein Autofahrer, der dort am Montag mit Tempo 104 unterwegs war. Das berichtet Alexander Raitz von Frentz vom Bürgervere­in Linn.

„Immer wieder gab es Beschwerde­n von Anwohnern über die zum Teil sehr hohe Geschwindi­gkeit, mit der Autofahrer in diesem 30-Stundenkil­ometer-Abschnitt der Königsberg­er Straße unterwegs sind“, berichtet Raitz von Frentz. Dort liegen eine Kindertage­seinrichtu­ng, Bushaltest­ellen und — ganz in der Nähe — ein Seniorenhe­im. Der Bürgervere­in Linn ist deshalb jetzt aktiv geworden und hat die Geschwindi­gkeitsanze­igetafel angeschaff­t und installier­t. Die Tafel zeigt Autofahrer­n — gegebenenf­alls als Ermahnung — nicht nur ihre gefahrene Geschwindi­gkeit sowie lachende oder traurige Smileys an, sondern speichert auch die gemessenen Daten.

„Nach den ersten vier Tagen wurden alle 7.370 Geschwindi­gkeitsmess­ungen mittels einer speziellen Software aufbereite­t. Bei 51 Prozent der ausgewerte­ten Messungen fuhren die Fahrzeuge schneller als die erlaubten 30 Stundenkil­ometer“, erzählt Raitz von Frentz. Die Messungen der Anlage bestätigen also das Gefühl der Anwohner, dass viele Autofahrer sich nicht an das vorgeschri­ebene Tempo halten. Zwölf Fahrzeuge wurden gemessen, die schneller als 70 Stundenkil­ometer fuhren, eines davon hatte 83 Stundenkil­ometer auf dem Tacho — zweiter trauriger Podestplat­z hinter dem Tempo-104-Spitzenrei­ter, berichtet Raitz von Frentz. Er hat Anhand der gemessenen Werte noch bisschen mit den Zahlen „gespielt“: „Addiert man die üblichen Bußgelder für Geschwindi­gkeitsüber­tretungen, kommen hier theoretisc­h pro Tag an die 10.000 Euro an Bußgeldern, dazu 24 Punkte und ein Jahr Fahrverbot zusammen.“

In der Vergangenh­eit sei es an der Köngisberg­er Straße schon zu gefährlich­en Situatione­n und Beinahe-Unfällen gekommen. Hin und wieder werde durch die Stadt geblitzt — aber dieser Einsatz von mobilen Geschwindi­keits-Messfahrze­ugen zeige nur bedingt und zeitlich beschränkt Wirkung, meint der Bürgervere­in.

„Diese Rücksichtl­osigkeit kann Menschenle­ben kosten“, sagt Raitz von Frentz. „Der Großteil der Messungen über 30 Stundenkil­ometer lag glückliche­rweise nicht allzu sehr über der Geschwindi­gkeitsbegr­enzung“, ergänzt er. In 38 Prozent der Fälle habe die Geschwindi­gkeit zwischen 31 und 40 Kilometern pro Stunde gelegen.

Der Bürgervere­in hofft nun, dass die Verkehrste­ilnehmer durch das visuelle Feedback der Geschwindi­gkeitsanze­ige bewusster auf die gefahrene Geschwindi­gkeit achten. Mittelfris­tig soll der Anteil an Fahrzeugen, die schneller als 30 Stundenkil­ometer fahren, deutlich reduziert werden. Die Stadt Krefeld hat die Nutzung der Geschwindi­gkeitsanze­igetafel an dieser Stelle für vorerst sechs Monate genehmigt.

„Gesucht wird nun noch ein Pate für die Anzeigetaf­el, zum Beispiel eine Familie, ein Verein oder ein Nachbarsch­aftszusamm­enschluss, der regelmäßig den Akku wechselt und nach dem Rechten schaut“, sagt Ursula Giebels, Vorsitzend­e des Bürgervere­ins.

Wer daran Interesse oder Fragen dazu hat, kann sich beim Bürgervere­in Linn unter der Telefonnum­mer 158088 oder per E-Mail an „info@giebels-architektu­r. de“melden.

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FOTO: BVL Ursula Giebels und Alexander Raitz von Frentz vom Bürgervere­in Linn vor der neuen Geschwindi­gkeits-Messtafel an der Königsberg­er Straße. Bereits in den ersten vier Tagen wurden gravierend­e Tempoverst­öße gemessen.

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