Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Insolvenz: Noch Hoffnung für Dreiring-Werke
Die Zukunft der Dreiring-Werke im Krefelder Hafen stehen auf des Messers Schneide. Nach dem Insolvenzantrag der Muttergesellschaft Kappus entwickelt sich die Rettung des Seifenherstellers nicht wie gewünscht. Der Zentrale droht die Schließung. Für die Werke Krefeld, Riesa und Heitersheim gibt’s noch Chancen.
Die 130 Mitarbeiter der Dreiring-Werke hören schlechte Nachrichten aus Offenbach. Dort hat die Muttergesellschaft des Krefelder Traditionsunternehmens ihren Sitz und kaum noch eine Zukunft. Nach dem Insolvenzantrag für alle vier Gesellschaften kündigt Insolvenzverwalter Franz-Ludwig Danko das voraussichtliche Aus für den Standort der Zentrale der M. Kappus GmbH&Co KG an. Hoffnung für die Krefelder Beschäftigten des Seifenherstellers gibt der Zusatz „Die übrigen Produktionsstandorte der Kappus-Gruppe sind nicht betroffen.“
„Für Krefeld, Riesa und Heitersheim laufen die Gespräche mit potenziellen Investoren weiter“, erklärte ein Sprecher der Danko-Insolvenzverwaltung auf Anfrage unserer Redaktion. Es gebe Interessenten für einzelne Werke und für größere Pakete ohne Offenbach, informierte er.
In den Dreiring-Werken im Krefelder Hafen wird Grundstoff für feste Seife hergestellt. Das ist ein Plus. Denn der Grundstoff wird nachgefragt. „Wir haben im Rahmen unseres Sanierungskonzepts und vor dem Hintergrund der Investorengespräche die wirtschaftliche Situation und Perspektive aller Gesellschaften intensiv geprüft“, sagte der Insolvenzverwalter. „Leider ist die Lage am Standort Offenbach sehr ernst. Die vorhandenen Aufträge reichen bei weitem nicht aus, um den Standort auszulasten. Es werden fortlaufend erhebliche Verluste erwirtschaftet, eine Trendwende ist nicht in Sicht.“
Danko hat in Offenbach den Betriebsrat und die rund 70 Mitarbeiter über die Situation informiert. Die endgültige Entscheidung liegt bei den Gläubigern, die darüber in dieser Woche beraten werden. Danko führt alle Geschäftsbetriebe der vier Gesellschaften der Kappus-Gruppe seit September unter Insolvenzbedingungen fort, mit dem Ziel, eine Sanierungslösung zu finden.
„Dabei bin ich als Insolvenzverwalter allerdings nicht frei, sondern den Interessen der Gläubiger verpflichtet“, betonte er. „Ich darf einen insolventen Geschäftsbetrieb nur fortführen, soweit daraus keine nachhaltigen Verluste zu Lasten der Gläubiger erwirtschaftet werden bzw. sich kurzfristig eine Perspektive für eine Übertragung auf einen neuen Inhaber ergibt. Danach sieht es in Offenbach nicht aus.“
Dass es gelungen ist, den Geschäftsbetrieb der Kappus-Gruppe bis jetzt fortzuführen, liegt vor allem daran, dass seit mit den Kunden ganz erhebliche Preiserhöhungen verhandelt werden konnten. Allerdings steht nach intensiven Gesprächen mit den Kunden nun fest, dass diese zu weiteren Preiserhöhungen, die zu einem ausgeglichenen Ergebnis der Gesellschaft führen würden, nicht mehr bereit sind. Darüber hinaus hat sich im Investorenprozess herausgestellt, dass kein belastbares Interesse am Standort Offenbach besteht, weder im Rahmen einer Paketnoch einer Einzellösung.
Die Kappus-Gruppe hatte Insolvenzantrag gestellt, nachdem sie durch stark gestiegene Rohstoffpreise und hohen Preisdruck in finanzielle Bedrängnis geraten war. Mit einem Jahresumsatz von rund 80 Millionen Euro und einer jährlichen Produktion von mehr als 70.000 Tonnen Seife gehört Kappus zu den größten Seifenherstellern in Westeuropa. Das Unternehmen beliefert eine Reihe von Großkunden in Einzelhandel und Kosmetik mit Fest- und Flüssigseifen, die dann unter deren Markennamen in den Handel kommen.
Die Anfänge der Krefelder Dreiring-Werke gehen bis ins Jahr 1771 zurück, als der Kaufmann Georg Wilhelm Melsbach die Seifenfabrik Melsbach gründete. Seit 1905 befindet sich die Produktion des durch Zusammenschlüsse mit anderen Firmen gewachsenen Betriebs im Rheinhafen. Zu diesem Standort gab es noch 13 zusätzliche Niederlassungen.
Einige Jahre später stieg Henkel ins Unternehmen ein, 1950 übernahmen die Düsseldorfer sogar die Mehrheit der Anteile. Noch heute ist Henkel direkter Nachbar der Dreiring-Werke und kümmert sich um den Vertrieb des wohl bekanntesten Produkts – der Seife Fa. In den 1970er Jahren hatte die Seife eine enorme Markenbekanntheit und wurde in rund 150 Ländern verkauft. Die TV-Werbung, in der nackte Frauen zu sehen waren, sorgte für Gesprächsstoff und für Proteste aus kirchlichen und feministischen Kreisen.