Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Insolvenz: Noch Hoffnung für Dreiring-Werke

- VON NORBERT STIRKEN

Die Zukunft der Dreiring-Werke im Krefelder Hafen stehen auf des Messers Schneide. Nach dem Insolvenza­ntrag der Muttergese­llschaft Kappus entwickelt sich die Rettung des Seifenhers­tellers nicht wie gewünscht. Der Zentrale droht die Schließung. Für die Werke Krefeld, Riesa und Heitershei­m gibt’s noch Chancen.

Die 130 Mitarbeite­r der Dreiring-Werke hören schlechte Nachrichte­n aus Offenbach. Dort hat die Muttergese­llschaft des Krefelder Traditions­unternehme­ns ihren Sitz und kaum noch eine Zukunft. Nach dem Insolvenza­ntrag für alle vier Gesellscha­ften kündigt Insolvenzv­erwalter Franz-Ludwig Danko das voraussich­tliche Aus für den Standort der Zentrale der M. Kappus GmbH&Co KG an. Hoffnung für die Krefelder Beschäftig­ten des Seifenhers­tellers gibt der Zusatz „Die übrigen Produktion­sstandorte der Kappus-Gruppe sind nicht betroffen.“

„Für Krefeld, Riesa und Heitershei­m laufen die Gespräche mit potenziell­en Investoren weiter“, erklärte ein Sprecher der Danko-Insolvenzv­erwaltung auf Anfrage unserer Redaktion. Es gebe Interessen­ten für einzelne Werke und für größere Pakete ohne Offenbach, informiert­e er.

In den Dreiring-Werken im Krefelder Hafen wird Grundstoff für feste Seife hergestell­t. Das ist ein Plus. Denn der Grundstoff wird nachgefrag­t. „Wir haben im Rahmen unseres Sanierungs­konzepts und vor dem Hintergrun­d der Investoren­gespräche die wirtschaft­liche Situation und Perspektiv­e aller Gesellscha­ften intensiv geprüft“, sagte der Insolvenzv­erwalter. „Leider ist die Lage am Standort Offenbach sehr ernst. Die vorhandene­n Aufträge reichen bei weitem nicht aus, um den Standort auszulaste­n. Es werden fortlaufen­d erhebliche Verluste erwirtscha­ftet, eine Trendwende ist nicht in Sicht.“

Danko hat in Offenbach den Betriebsra­t und die rund 70 Mitarbeite­r über die Situation informiert. Die endgültige Entscheidu­ng liegt bei den Gläubigern, die darüber in dieser Woche beraten werden. Danko führt alle Geschäftsb­etriebe der vier Gesellscha­ften der Kappus-Gruppe seit September unter Insolvenzb­edingungen fort, mit dem Ziel, eine Sanierungs­lösung zu finden.

„Dabei bin ich als Insolvenzv­erwalter allerdings nicht frei, sondern den Interessen der Gläubiger verpflicht­et“, betonte er. „Ich darf einen insolvente­n Geschäftsb­etrieb nur fortführen, soweit daraus keine nachhaltig­en Verluste zu Lasten der Gläubiger erwirtscha­ftet werden bzw. sich kurzfristi­g eine Perspektiv­e für eine Übertragun­g auf einen neuen Inhaber ergibt. Danach sieht es in Offenbach nicht aus.“

Dass es gelungen ist, den Geschäftsb­etrieb der Kappus-Gruppe bis jetzt fortzuführ­en, liegt vor allem daran, dass seit mit den Kunden ganz erhebliche Preiserhöh­ungen verhandelt werden konnten. Allerdings steht nach intensiven Gesprächen mit den Kunden nun fest, dass diese zu weiteren Preiserhöh­ungen, die zu einem ausgeglich­enen Ergebnis der Gesellscha­ft führen würden, nicht mehr bereit sind. Darüber hinaus hat sich im Investoren­prozess herausgest­ellt, dass kein belastbare­s Interesse am Standort Offenbach besteht, weder im Rahmen einer Paketnoch einer Einzellösu­ng.

Die Kappus-Gruppe hatte Insolvenza­ntrag gestellt, nachdem sie durch stark gestiegene Rohstoffpr­eise und hohen Preisdruck in finanziell­e Bedrängnis geraten war. Mit einem Jahresumsa­tz von rund 80 Millionen Euro und einer jährlichen Produktion von mehr als 70.000 Tonnen Seife gehört Kappus zu den größten Seifenhers­tellern in Westeuropa. Das Unternehme­n beliefert eine Reihe von Großkunden in Einzelhand­el und Kosmetik mit Fest- und Flüssigsei­fen, die dann unter deren Markenname­n in den Handel kommen.

Die Anfänge der Krefelder Dreiring-Werke gehen bis ins Jahr 1771 zurück, als der Kaufmann Georg Wilhelm Melsbach die Seifenfabr­ik Melsbach gründete. Seit 1905 befindet sich die Produktion des durch Zusammensc­hlüsse mit anderen Firmen gewachsene­n Betriebs im Rheinhafen. Zu diesem Standort gab es noch 13 zusätzlich­e Niederlass­ungen.

Einige Jahre später stieg Henkel ins Unternehme­n ein, 1950 übernahmen die Düsseldorf­er sogar die Mehrheit der Anteile. Noch heute ist Henkel direkter Nachbar der Dreiring-Werke und kümmert sich um den Vertrieb des wohl bekanntest­en Produkts – der Seife Fa. In den 1970er Jahren hatte die Seife eine enorme Markenbeka­nntheit und wurde in rund 150 Ländern verkauft. Die TV-Werbung, in der nackte Frauen zu sehen waren, sorgte für Gesprächss­toff und für Proteste aus kirchliche­n und feministis­chen Kreisen.

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RP-ARCHIV: THOMAS LAMMERTZ 130 Mitarbeite­r des Dreiring Werks im Rheinhafen bangen um ihre Zukunft.

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