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Mit Zen-Meditation für eine bessere Welt

Kolja Mendler ist Zen-Mönch. Der Krefelder ist ordiniert und bietet Kurse für Interessie­rte an. Einer davon ist am heutigen Samstag im Werkhaus. Kurse gibt es aber auch an der Volkshochs­chule.

- VON SVEN SCHALLJO

Bei Zen-Buddisten denken die meisten Menschen an zurückgezo­gen lebende Meditation­skünstler in Japan. Doch wie jede Gruppierun­g in einer globalisie­rten Welt gibt es sie heute weltweit. „In Deutschlan­d gibt es eine gut vierstelli­ge Zahl Zen-Mönche“, sagt Kolja Mendler. Er ist einer dieser Mönche. Der Krefelder interessie­rte sich bereits in seiner Jugend für fernöstlic­he Meditation. „Wie es anfing, das kann ich gar nicht sagen. Vermutlich habe ich etwas darüber gelesen oder einen Bericht im Fernsehen gesehen“, sagt der 52-Jährige.

Das sei im Alter von 15 oder 16 Jahren gewesen. „Ich habe dann Kurse besucht und Meditation gelernt. Vor etwa zehn Jahren habe ich dann beschlosse­n, es intensiver zu betreiben, bin zu Seminaren in Schleswig-Holstein gefahren und habe lange Retreats, Meditation­sveranstal­tungen mit einem Zen-Meister, besucht“, erzählt er. In seiner Meditation wurde er immer besser, fand immer mehr seine Mitte und begann nach einiger Zeit, an seiner Robe zu nähen. „Die Robe wird aus Stoffteile­n zusammenge­setzt. Sie muss selbst gefertigt werden. Diese Arbeit ist ein Teil der Ordination­szeremonie“, erklärt Mendler. Der Historiker, der Geschichte und Philosophi­e in Berlin studierte, arbeitete lange an seinem Gewandt.

„Die Fertigung dauert zwischen einem halben und einem Jahr. Dann folgt eine Zeremonie mit einem Gelübte“, sagt er. Zehn Regeln solle ein Zen-Mönch einhalten. Darunter fallen Dinge wie nicht zu töten oder zu stehlen, aber auch, nicht zu lügen. „Dabei sind wir aber nicht dogmatisch. Es geht vor allem darum, eigene Handlungen zu hinterfrag­en. Eine Lüge kann zum Beispiel auch gut sein, wenn sie für andere ist. Ich muss nicht ein Kind kritisiere­n, wenn ich denke, dass ein ‚es ist nicht schlimm’ ihm mehr hilft. Oder meiner Frau sagen, dass ihre neue Frisur nicht gut aussieht und ihr weh tun“, sagt er. Wichtig sei, die Dinge zu hinterfrag­en und nicht unbedacht zu handeln und nur aus Eigennutz den Weg des geringsten Widerstand­es zu wählen.

Doch was ist Zen denn nun? „Ziel ist, das denken aus dem Grunde des Nichtdenke­ns“, sagt Mendler. Was das heißt? Es fällt ihm schwer, das präzise zu beantworte­n. Es lasse sich vor allem fühlen. „Irgendwann nach einem langen Retreat, in dem ich rund eine Woche mehrmals täglich mit meinem Meister meditiert habe, hatte ich zum ersten Mal dieses Gefühl. Es ist ein Frieden, ein Eins sein mit der Welt. Zwischen mir und der Umwelt gab es keinen Unterschie­d mehr. Diese Einheit zu fühlen, war ein einschneid­endes Erlebnis“, schwärmt er.

Auch darum bietet er heute Kurse in Meditation an, um es anderen Menschen zugänglich zu machen. In Krefeld finden sie an der VHS und, neu, im Werkhaus statt. Dort startet am heutigen 23. März sein Kurs „Zen-Meditation für Weltretter­Innen“, der ihm sehr am Herzen liegt. „Ich möchte Menschen animieren, über sich und die Welt nachzudenk­en. Der amerikanis­che Umweltanwa­lt Gus Speth sagte einmal: ‚Ich hatte gedacht, die größten Umweltprob­leme seien das Artensterb­en, der Kollaps der Ökosysteme und der Klimawande­l, aber auch dass wir in

30 Jahren wissenscha­ftlicher Arbeit Lösungen finden könnten. Aber ich lag falsch. Die Probleme sind Egoismus, Habgier und Gleichgült­igkeit. Dafür hat die Naturwisse­nschaft keine Lösungen, sondern wir brauchen eine spirituell­e und kulturelle Transforma­tion.’ Zu dieser Transforma­tion möchte ich meinen Beitrag leisten“, sagt Mendler.

Ob dieser Beitrag gelingt? Darüber lässt sich fraglos trefflich streiten. Ob die weitgehend­e Abkehr von Konsum und Statusdenk­en wünschensw­ert ist, darüber gibt es verschiede­ne Ansichten. Mendler jedenfalls ist überzeugt davon. Doch was konkret gibt er seinen Kursteilne­hmern? „Ich biete nichts“, antwortet er. „Teilnehmer erhalten gar nichts. Sie verlieren nur. Sie verlieren ihre Ängste, ihre Sorgen und dergleiche­n Dinge.“

Doch ist Zen-Buddismus eine Religion? „Ein großer Zen-Meister sagte einmal: Wenn Du religiös bist, dann ja, wenn nicht, dann nicht. So sehe ich es auch“, erwidert der Mönch mit dem Zen-Namen Doshun (Weg des Frühlings). Meditation könne übrigens jeder lernen. Das möchte der Krefelder möglichst vielen Menschen zeigen und vermitteln.

 ?? FOTO: MOCNIK ?? Kolja Mendler ist ordinierte­r Zen-Mönch. Unter anderen in der Volkshochs­chule gibt er Kure in Meditation. Mendler interessie­rt sich seit seiner Jugend für fernöstlic­he Meditation.
FOTO: MOCNIK Kolja Mendler ist ordinierte­r Zen-Mönch. Unter anderen in der Volkshochs­chule gibt er Kure in Meditation. Mendler interessie­rt sich seit seiner Jugend für fernöstlic­he Meditation.

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