Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
England macht Eindruck
Beim 5:0 über Tschechien trifft Sterling dreimal. Die Mitfavoriten Frankreich und Spanien starten ebenfalls mit Siegen.
LONDON/DÜSSELDORF 48 Spiele hat Raheem Sterling für England gemacht. Das Toreschießen überließ der Flügelstürmer von Manchester City dabei meist den Kollegen. Bis zum EM-Qualifikationsspiel gegen Tschechien. Da traf der schnelle Mann gleich dreimal, in den 47 zurückliegenden Partien hatte er vier Treffer zustande gebracht.
Sterling machte zum Auftakt der EM-Qualifikation ebenso großen Eindruck wie sein Team, das die Tschechen phasenweise regelrecht an die Wand spielte. Und Sterling bereicherte seinen sportlich großen Abend um eine große Geste. Er widmete seine Treffer einem Jugendspieler von Crystal Palace, der im Alter von 13 Jahren an Leukämie gestorben war. Sterling hatte sich häufig mit Damary Dawkins getroffen und dem Jungen dabei Mut zugesprochen. Nach einem seiner Tore gegen Tschechien präsentierte er dem Publikum ein T-Shirt, das ihn gemeinsam mit Damary Dawkins auf einem Foto zeigt. „Mögest du in Frieden ruhen“, stand auf dem Shirt. Dazu hob Sterling beide Zeigefinger zum Himmel.
Mitspieler und Trainer waren nicht nur von der menschlichen Geste beeindruckt. Sie staunten auch darüber, wie entschlossen Sterling seinen Job machte. Bislang war er häufig daran gescheitert, dass die Konzentration vor dem Tor in den wichtigen Spielen auf internationaler Ebene fehlte. „Er hat diesmal nicht so oft nachgedacht“, urteilte Teammanager Gareth Southgate.
Die Engländer, deren junges Team schon bei der WM in Russland für Aufsehen sorgte, unterstrichen schon im ersten EM-Qualifikationsspiel, dass mit ihnen beim kontinentalen Turnier zu rechnen ist. Southgates Mannschaft hat die richtige Mischung zwischen Angriffslust, Konsequenz im Abschluss und defensiver Absicherung des Spieltriebs ihrer Offensivkünstler offenbar gefunden. Es lohnt sich wieder, Spiele der englischen Nationalmannschaft anzuschauen.
Das kann man über das französische Team sicher ebenfalls sagen. Der Weltmeister startete mit einem standesgemäßen und völlig ungefährdeten 4:1-Sieg in Moldawien, das neuerdings unter dem Namen Moldau firmiert. Fast selbstverständlich war der junge Weltstar Kylian Mbappé unter den Torschützen. Auch seine Mannschaft wies nach, dass es zu den Anwärtern auf den Titel in Europa zählt.
Diesen Anspruch hegen die Spanier auch. Sie mussten allerdings um ihren hochverdienten 2:1-Erfolg über Norwegen zittern. Das lag in erster Linie an einem verschwenderischen Umgang mit den Torchancen. Bevor Norwegen durch einen von Joshua King verwandelten Foulelfmeter den zwischenzeitlichen Ausgleich herstellte, hätte Spanien die Begegnung längst entscheiden müssen. Vor allem Alvaro Morata tat sich beim Auslassen bester Gelegenheiten unrühmlich hervor.
Deshalb musste Sergio Ramos mit einem ebenfalls verwandelten Foulelfmeter den Siegtreffer erzielen. Ramos bewies, dass er neben der harten Zweikampfklinge auch das feine Werkzeug führen kann. Er lupfte den Strafstoß in die Tormitte; Herthas Bundesliga-Keeper Rune Jarstein war bereits in seine rechte Torecke unterwegs. Norwegen wirkte im Spiel gegen die ballsicheren Spanier lange ziemlich hölzern und versuchte, mit einer dichten Abwehr das Schlimmste zu verhindern. Zu einem offenen Spiel wollten sich die Skandinavier nicht bereitfinden. So wird wahrscheinlich Schweden der stärkste Kontrahent der Spanier in der Gruppe F. Aber auch Schweden musste zum Schluss um den Sieg gegen Rumänien zittern. Nach sicherer 2:0-Halbzeitführung verkürzten die Gäste auf 1:2. Den knappen Vorsprung retteten die Gastgeber dann über die Zeit. Preiswürdig war ihre Leistung nicht.