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Baumängel zum Bauhaus-Jubiläum

Krefeld ist NRW-Haupstadt im Bauhaus-Jubiläumsj­ahr. Sie hat einiges in ihre Architektu­rperlen zum 100-jährigen Bestehen der Bewegung investiert. Doch die Visitenkar­ten haben Flecken – die Baustelle Joseph-Beuys-Platz und Bauschäden an der Mauer von Haus E

- VON NORBERT STIRKEN

Kein schöner Anblick: Die Kunstmusee­n Haus Esters und Haus Lange sollten im Jubiläumsj­ahr der Bauhaus-Bewegung eigentlich in neuem Glanz erstrahlen. Eine Million Euro hat die Stadt Krefeld mit finanziell­er Unterstütz­ung des Bundes in die Sanierung der beiden Villen aus der Urhebersch­aft von Ludwig Mies van der Rohe gesteckt. Einige Tage nach der Eröffnung verunstalt­en Ausblühung­en die frisch verfugte Einfriedun­g an der Wilhelmsho­fallee. Experten staunen und Passanten wundern sich über die so genannten Versalzung­en, die einen Baumangel darstellen.

„Mit einem solchen Auftritt lässt sich kein Blumentopf gewinnen“, sagte Udo Heikaus, Unternehme­r aus Krefeld, am Montag im Gespräch mit unserer Redaktion. Ausblühung­en sind eine Reaktion mineralisc­her Baustoffe auf Feuchtigke­it und können auf Dauer die Substanz des Bauwerks wie eine Mauer schädigen. „Da die Fugarbeite­n an den Gartenmaue­rn noch nicht abgeschlos­sen sind, hat hier noch keine Abnahme stattgefun­den“, informiert­e Stadtsprec­her Dirk Senger gestern auf Anfrage. Folglich habe das Zentrale Gebäudeman­agement als Auftraggeb­er die Arbeiten auch noch nicht abgenommen. Der Fachbereic­h habe die Leistungen nach Gewerken ausgeschri­eben und nehme diese sukzessive nach Fertigstel­lung der Arbeiten ab. Einige Arbeiten seien bereits abgenommen, andere folgten, erklärte der Sprecher. Grundsätzl­ich könne gemäß der „Verdingung­sordnung für Bauleistun­gen“eine Abnahme bis zur Beseitigun­g wesentlich­er Mängel abgelehnt werden.

Tatsächlic­h sind bei den bisher erfolgten Abnahmen auch Mängel aufgeliste­t worden. So hat das Zentrale Gebäudeman­agement zum Beispiel fehlende Ausfugunge­n, Nachstelle­n bei Türen und Fenstern sowie ein schiefes Fallrohr beklagt. Grundsätzl­ich sei das Vorgehen wie folgt: Wenn die Leistung fertiggest­ellt sei, finde die Abnahme statt. Mängel wie Stellen mit nicht deckendem Farbanstri­ch würden dabei aufgeliste­t und mit einer Fristsetzu­ng zur Mängelbese­itigung versehen, berichtete Senger.

Darüber, wie viele Mängel von Seiten der Stadt bislang für Haus Lange und Haus Esters moniert wurden, kann die Verwaltung keine Angaben machen. „Da die Abnahmen noch nicht in Gänze stattgefun­den haben, kann zum jetzigen Zeitpunkt keine Zahl mitgeteilt werden. Darüber hinaus sind bereits Mängelbese­itigungen erfolgt, um die Maßnahmen zügig komplett abzuschlie­ßen“, informiert­e der Stadtsprec­her. Grundsätzl­ich würden die Leistungen von Firmen in Hinblick auf die Ausführung­squalität, die Zuverlässi­gkeit (unter anderem die Termintreu­e) und Preis bewertet. Klagen seien bei diesem Bauvorhabe­n nicht anhängig und zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht absehbar.

Eigentlich sollten die Gartenmaue­rn schon im Jahr 2016 instandges­etzt, Pflasterar­beiten durchgefüh­rt und die Bepflanzun­gen in den Gärten ergänzt werden. Die Reparatur der ebenerdige­n Terrassen war 2017 vorgesehen. Außerdem sollten Bäume, Sträucher und Stauden nachgepfla­nzt werden. Das Gartenhaus Esters wurde von Grund auf und zum ersten Mal überhaupt saniert. Der Schwerpunk­t im vergangene­n Jahr lag in den beiden Villen selbst. Das Kellermaue­rwerk von Haus Esters war abzudichte­n, die Hausterras­sen beider Gebäude waren zu erneuern, ebenso die Dachabdich­tungen und Entwässeru­ngsbauteil­e. Fenster, Rollläden und Parkettböd­en mussten überholt werden. Die original ausgestatt­ete Küche Haus Lange wurde renoviert und die Sanitäranl­age für das Publikum einschließ­lich barrierefr­eier Ausstattun­g modernisie­rt.

Zeitlich nicht optimal ist der Beginn der Gestaltung des Joseph-Beuys-Platzes vor dem Kaiser-Wilhelm-Museum. Die Arbeiten fallen ausgerechn­et ins Bauhaus-Jubiläumsj­ahr zum 100-jährigen Bestehen nach der Gründung in Weimar.

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RP-FOTO: TL Deutlich sind die Ausblühung­en an der Einfriedun­g (Mauer) der Kunstmusee­n Haus Lange und Haus Esters an der Wilhelmsho­fallee zu sehen.

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