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Baumängel zum Bauhaus-Jubiläum
Krefeld ist NRW-Haupstadt im Bauhaus-Jubiläumsjahr. Sie hat einiges in ihre Architekturperlen zum 100-jährigen Bestehen der Bewegung investiert. Doch die Visitenkarten haben Flecken – die Baustelle Joseph-Beuys-Platz und Bauschäden an der Mauer von Haus E
Kein schöner Anblick: Die Kunstmuseen Haus Esters und Haus Lange sollten im Jubiläumsjahr der Bauhaus-Bewegung eigentlich in neuem Glanz erstrahlen. Eine Million Euro hat die Stadt Krefeld mit finanzieller Unterstützung des Bundes in die Sanierung der beiden Villen aus der Urheberschaft von Ludwig Mies van der Rohe gesteckt. Einige Tage nach der Eröffnung verunstalten Ausblühungen die frisch verfugte Einfriedung an der Wilhelmshofallee. Experten staunen und Passanten wundern sich über die so genannten Versalzungen, die einen Baumangel darstellen.
„Mit einem solchen Auftritt lässt sich kein Blumentopf gewinnen“, sagte Udo Heikaus, Unternehmer aus Krefeld, am Montag im Gespräch mit unserer Redaktion. Ausblühungen sind eine Reaktion mineralischer Baustoffe auf Feuchtigkeit und können auf Dauer die Substanz des Bauwerks wie eine Mauer schädigen. „Da die Fugarbeiten an den Gartenmauern noch nicht abgeschlossen sind, hat hier noch keine Abnahme stattgefunden“, informierte Stadtsprecher Dirk Senger gestern auf Anfrage. Folglich habe das Zentrale Gebäudemanagement als Auftraggeber die Arbeiten auch noch nicht abgenommen. Der Fachbereich habe die Leistungen nach Gewerken ausgeschrieben und nehme diese sukzessive nach Fertigstellung der Arbeiten ab. Einige Arbeiten seien bereits abgenommen, andere folgten, erklärte der Sprecher. Grundsätzlich könne gemäß der „Verdingungsordnung für Bauleistungen“eine Abnahme bis zur Beseitigung wesentlicher Mängel abgelehnt werden.
Tatsächlich sind bei den bisher erfolgten Abnahmen auch Mängel aufgelistet worden. So hat das Zentrale Gebäudemanagement zum Beispiel fehlende Ausfugungen, Nachstellen bei Türen und Fenstern sowie ein schiefes Fallrohr beklagt. Grundsätzlich sei das Vorgehen wie folgt: Wenn die Leistung fertiggestellt sei, finde die Abnahme statt. Mängel wie Stellen mit nicht deckendem Farbanstrich würden dabei aufgelistet und mit einer Fristsetzung zur Mängelbeseitigung versehen, berichtete Senger.
Darüber, wie viele Mängel von Seiten der Stadt bislang für Haus Lange und Haus Esters moniert wurden, kann die Verwaltung keine Angaben machen. „Da die Abnahmen noch nicht in Gänze stattgefunden haben, kann zum jetzigen Zeitpunkt keine Zahl mitgeteilt werden. Darüber hinaus sind bereits Mängelbeseitigungen erfolgt, um die Maßnahmen zügig komplett abzuschließen“, informierte der Stadtsprecher. Grundsätzlich würden die Leistungen von Firmen in Hinblick auf die Ausführungsqualität, die Zuverlässigkeit (unter anderem die Termintreue) und Preis bewertet. Klagen seien bei diesem Bauvorhaben nicht anhängig und zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht absehbar.
Eigentlich sollten die Gartenmauern schon im Jahr 2016 instandgesetzt, Pflasterarbeiten durchgeführt und die Bepflanzungen in den Gärten ergänzt werden. Die Reparatur der ebenerdigen Terrassen war 2017 vorgesehen. Außerdem sollten Bäume, Sträucher und Stauden nachgepflanzt werden. Das Gartenhaus Esters wurde von Grund auf und zum ersten Mal überhaupt saniert. Der Schwerpunkt im vergangenen Jahr lag in den beiden Villen selbst. Das Kellermauerwerk von Haus Esters war abzudichten, die Hausterrassen beider Gebäude waren zu erneuern, ebenso die Dachabdichtungen und Entwässerungsbauteile. Fenster, Rollläden und Parkettböden mussten überholt werden. Die original ausgestattete Küche Haus Lange wurde renoviert und die Sanitäranlage für das Publikum einschließlich barrierefreier Ausstattung modernisiert.
Zeitlich nicht optimal ist der Beginn der Gestaltung des Joseph-Beuys-Platzes vor dem Kaiser-Wilhelm-Museum. Die Arbeiten fallen ausgerechnet ins Bauhaus-Jubiläumsjahr zum 100-jährigen Bestehen nach der Gründung in Weimar.