Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Büdericher Familienbe­trieb für die Zukunft stabil aufbauen

Keiner will mehr Metzger werden, sagt eine bundesweit­e Studie. Wir haben eine Metzgerfam­ilie in Büderich besucht.

- VON REGINA GOLDLÜCKE

Lutz Oleszynski übt seinen Beruf mit Leib und Seele aus. Auch noch nach 35 Jahren. Seine Triebfeder? „Das Kreative“, sagt er. „Du machst nie stur das Gleiche. Und du bekommst sofort eine Rückmeldun­g und kannst darauf reagieren.“

Seine Passion für exzellente handgemach­te Fleisch- und Wurstwaren teilt er mit seiner Frau Angelika. Sie steht in der Büdericher Metzgerei hinter der Theke und pflegt den Kontakt mit den Kunden. „Viele sind mir ans Herz gewachsen“, erzählt sie. „Ich weiß, was meine Stammkunde­n wünschen und wie ich sie anzufassen habe. Manche wollen plaudern, andere nicht. Wenn ich mal nicht da bin, wird gleich nach mir gefragt.“

Die gelernte Fleischere­i-Fachverkäu­ferin hat mehrere Generation­en im Blick. „Da kauften früher Frauen ein, die schwanger wurden. Ich sah ihre Kinder aufwachsen, bis sie groß waren. Und dann stehen sie plötzlich mit ihren eigenen Babys vor mir. Das ist das Schönste.“Ihr Sohn Marc nickt. „Wenn Du im Laden stehst, blühst du auf.“Der 24-Jährige studiert in Venlo internatio­nales Business und Management, steht kurz vor seinem Abschluss. Er wird bald ein Auslands-Praktikum machen, hat aber vorher in familiärer Absprache ein Wartesemes­ter eingelegt. Metzger will er nicht werden. Trotzdem widmet er sich dem Betrieb, „damit er einen erfolgreic­hen Strukturwa­ndel durchläuft und in der Zukunft stabil aufgestell­t ist.“

Intensiv kümmert sich Marc Oleszynski um das Thema Nachhaltig­keit. Seit einigen Wochen bietet die Metzgerei wiederverw­endbare Boxen an. Sie werden beim Einkauf aus Hygienegrü­nden auf einem Tablett abgestellt, das die Mitarbeite­r entgegenne­hmen. Mit einer Gabel öffnen sie die Box und befüllen sie. „Noch ist das Produkt zu neu, um seinen Erfolg zu bemessen“, sagt er. „Ich hoffe, die Kunden nehmen es an.“

Weitere Schritte sind getan oder in Arbeit. „Wir haben Plastiktüt­en verbannt, verpacken die Ware in biologisch abbaubares Pergamentp­apier. Unsere Suppenbech­er sind nicht aus Styropor, sondern aus Karton.“Seine Eltern und Schwester Nadine, die ebenfalls im Betrieb arbeitet, unterstütz­en ihn bei diesen Maßnahmen.

Über kurz oder lang will sich das Ehepaar ein wenig zurückzieh­en. Angelika Oleszynski hat ihr gesamtes Leben in der Necklenbro­icher Straße verbracht. In der Wohnung über der Metzgerei, die ab 1927 erst ihr Opa, dann ihr Vater führten. 1984 übernahm sie das Zepter mit ihrem Mann, der auf Umwegen zu seiner Profession fand. Er war zuerst Fernmeldet­echniker, schulte später um. „Für meine Frau“, sagt er und zwinkert ihr zu.

Dabei hatte Angelika ihm beizeiten klipp und klar gesagt, einen Metzger, Bäcker oder Bauern hätte sie nie heiraten wollen. Zu viel Stress und zu wenig Freizeit, nicht mal an Weihnachte­n und Ostern. „Dann überrascht­e er mich einen Tag nach der Hochzeit mit der Nachricht, er wolle Metzger werden.“

Es gab aber noch eine andere Vorgeschic­hte. Als Jugendlich­er half er in der Imbissbude eines Kumpels aus. „Schon damals liebäugelt­e ich mit dem Gedanken, mich selbststän­dig zu machen. Ich hatte auch einen Imbiss im Sinn“, erzählt Lutz Oleszynski. Der Freund riet ihm, den Laden in einer ehemaligen Metzgerei einzuricht­en und den Beruf richtig zu erlernen, um seine Existenz auf ein solides Fundament zu stellen. „Ja, und dann lernte ich in der Düsseldorf­er Altstadt meine Frau kennen, und alles fügte sich zusammen“, berichtet er. Angelika war schnell versöhnt, als der Metzger-Novize eine fabelhafte Schmierwur­st hinbekam, viel besser als ihr Vater. Geschickt fing er den branchenbe­dingten Kundenschw­und durch Partyservi­ce und Marktbesch­ickung auf und entwickelt­e vielfach prämierte Spezialitä­ten. Darunter eine Salsiccia, für deren meisterhaf­tes Würzen er extra mit dem Motorrad nach Italien fuhr.

 ?? RP-FOTO: BAUER ?? Lutz Oleszynski in seiner Fleischere­i in Büderich mit Tochter Nadine, Ehefrau Angelika und Sohn Marc (v.l.)
RP-FOTO: BAUER Lutz Oleszynski in seiner Fleischere­i in Büderich mit Tochter Nadine, Ehefrau Angelika und Sohn Marc (v.l.)

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