Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
24. April 1974
Bonn: Günter Guillaume festgenommen
Als am Morgen des 24. April 1974 Polizei und Verfassungsschutz an der Tür von Günter Guillaume standen, gestand der hochrangige Mitarbeiter des Bundeskanzlers umgehend seine Schuld: „Ich bin Offizier der Nationalen Volksarmee der DDR und Mitarbeiter des Ministeriums der Staatssicherheit. Ich bitte, meine Offiziersehre zu respektieren“. Diese Worte wurden später vor Gericht als Schuldeingeständnis gewertet. Guillaume lebte seit 1956 in Westdeutschland, er war als angeblicher DDR-Flüchtling eingereist. Früh hatte er begonnen, sich bei der SPD zu engagieren und war dort aufgestiegen – schließlich bis ins Vorzimmer des Bundeskanzlers. Unter Willy Brandt war Guillaume einer der engsten Vertrauten des Kanzlers, er war sogar auf vielen Reisen dabei. So führte die Guillaume-Affäre letztlich auch zum Sturz Brandts, er trat wenige Wochen nach der Verhaftung des Agenten zurück. Und das, obwohl der Stasi-Spitzel wahrscheinlich nur wenige Geheimnisse weitergegeben hatte. Er war zwar in die höchsten Kreise aufgestiegen, sein Erfolg war jedoch überschaubar. Glaubt man Stasi-Chef Markus Wolf, so mussten die wichtigsten Dokumente, die Guillaume aushändigte, im Rhein versenkt werden: Die Kurierin habe sich damals verfolgt gefühlt. Guillaume wurde wegen Landesverrats zu 13 Jahren, seine Frau Christel wegen Beihilfe zu acht Jahren Gefängnis verurteilt. 1981 wurden beide ausgetauscht.