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Sattelfest versichert
Studierende sollten genau überdenken, welchen Schutz sie wählen und welcher keinen Sinn macht.
DÜSSELDORF Solange man noch in der Schule war und bei den Eltern wohnte, lebte es sich sorgenfrei – kaum jemand wird sich Gedanken über Versicherungen gemacht haben. Doch mit dem Eintritt ins Studium ändert sich das – und die Neu-Studierenden müssen sich plötzlich fragen, wie sie krankenversichert sein wollen, und ob sie sich eine Berufsunfähigkeitsversicherung leisten können. Philipp Opfermann, Referent für Versicherungen bei der Verbraucherzentrale NRW, beantwortet die wichtigsten Fragen rund um das Thema Versicherungen für Studenten.
Welche Versicherungen sind ein Muss?
Klar ist: Eine Krankenversicherung braucht jeder in Deutschland, das ist gesetzlich geregelt. Bleibt aber die Frage, ob man gesetzlich oder privat versichert sein möchte – das kann man nämlich mit Eintritt ins Studium neu entscheiden. „Ist man bisher beispielsweise über die Eltern privat versichert gewesen, kann man nun in die gesetzliche Kasse wechseln. Umgekehrt geht das aber auch, etwa wenn ich auf Lehramt studiere, und schon in die private Krankenversicherung möchte“, erklärt Opfermann. Wichtig ist nur: Einmal getroffen, kann diese Entscheidung während des Studiums nicht mehr rückgängig gemacht werden. „Die Regel ist: Die meisten Studierenden bleiben als unter 25-Jährige in der Familienversicherung, also über ihre Eltern gesetzlich versichert, und das beitragsfrei“, sagt Opfermann, „alle anderen zahlen für ihren Krankenversicherungsschutz.“
Warum ist eine Haftpflichtversicherung wichtig?
„Ein weiteres Muss ist die Haftpflichtversicherung“, so der Experte. „Wenn ich bei der Lerngruppe Kaffee über den Laptop meines Kommilitonen schütte, kann der Schaden vielleicht noch aus eigener Tasche bezahlt werden. Wenn aber das Studentenwohnheim abbrennt, weil ich meine Pizza im Ofen vergessen habe, reicht das Bafög kaum aus. Auch mit dem Fahrrad morgens zur Uni oder abends nach der Bibliothek passieren schnell Unfälle. Gerade, wenn dann auch Personen betroffen sind, können Schäden in die Millionen gehen.“Das Gute: In der Regel sind Studierende noch bei ihren Eltern in der Familien-Haftpflicht mitversichert. In jedem Fall dann, wenn das Studium die erste Ausbildung ist. Wer sich nicht sicher ist, ob die Haftpflicht der Eltern ihn miteinschließt, sollte das unbedingt kurz klären.
Wer braucht eine Auslandsreise-Krankenversicherung?
„Die ist sinnvoll, um mir etwaige Arzt- oder Krankenhausbehandlungen im Ausland oder einen teuren Rücktransport erstatten zu lassen. Die kostet auch nicht mehr als ein paar Bier im Jahr“, sagt Philipp Opfermann. „Insbesondere, wenn ich Europa verlasse, denn dann greift der Schutz der Krankenkasse meist nicht mehr. Wer für ein Auslandssemester oder Praktikum längere Zeit ins Ausland geht, der sollte sich ebenfalls vorab um entsprechenden Versicherungsschutz vor Ort kümmern.“
Was ist mit dem Hausrat?
Eine eigene Hausratversicherung für Studierende ist laut dem Experten der Verbraucherzentrale NRW nicht immer notwendig. „Der Hausrat im WG-Zimmer oder im Wohnheim ist in der Regel noch über die Eltern mitversichert, wenn auch oft gedeckelt“, sagt Opfermann. „Meistens stehen da ja auch eher das alte Billyregal oder Omas ausrangiertes Sofa.“Wer aber hochwertigen Hausrat wie ein wertvolles Fahrrad oder einen teuren Gaming-PC sein Eigen nenne, sollte allerdings über eine eigene Versicherung mit voller Leistung nachdenken.
Wie sorgt man sinnvoll vor?
Wer als Student noch ein paar Euro im Monat erübrigen kann, sollte seine Arbeitskraft absichern – am besten mit einer passenden Berufsunfähigkeitsversicherung. „Als junger und gesunder Mensch bekommt man da sehr gute Konditionen, der Versicherungsbeitrag richtet sich nach Eintrittsalter und Gesundheitszustand“, sagt Philipp Opfermann. Anders als bei anderen Versicherungen bleibt hier die günstige Einstufung während der gesamten Vertragszeit erhalten. „Dabei ist es dann sogar egal, welchen Beruf ich tatsächlich ergreife und wie riskant dieser ist.“
Was ist noch nicht nötig?
Von Kombi-Angeboten aus Berufsunfähigkeit und Altersversorge, etwa Basis- oder Rürüp-Renten, rät der Experte ab: „Altersvorsorge und Risiko-Versicherung sollte man trennen. Die Altersvorsorge kommt für die Studierenden in der Regel dann wirklich später, und vor allem sollte man die Finger von unflexiblen Modellen lassen.“Auch von Steuerspar-Versprechen sollten sich Studierende nicht locken lassen, schließlich haben sie davon noch gar nichts. „Wer natürlich das Geld hat, kann schon in eine erste Altersvorsorge investieren“, sagt Opfermann. „Dann aber bitte in einem gesonderten Vertrag, der nichts mit Versicherungen zu tun hat. Aber das ist für die meisten Studierenden eher nicht die Realität.“
Auch von privaten Zusatzversicherungen etwa für Zähne oder Krankenhausaufenthalte könne erstmal abgesehen werden, genauso wie von Unfallversicherungen: Die würden häufig von Eltern für ihre Kinder abgeschlossen, aber auch hier gebe es inzwischen leistungsstärkere Alternativen.