Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
21. Mai 1991
Rajiv Gandhi wird ermordet
Die Familie Gandhi gehört in Indien zu den mächtigsten Politikerfamilien. Die Namensgleichheit mit dem berühmten Unabhängigkeitskämpfer Mahatma Gandhi ist Zufall, hat den Politikern aber auch nie geschadet. Jawarharlal Nehru war der erste Premierminister nach der Unabhängigkeit. Seine Tochter Indira heiratete einen Mann namens Gandhi und regierte das Land von 1966 bis 1977 und von 1980 bis zu ihrer Ermordung 1984. Die Kongresspartei hob danach einen Mann ins Amt, der als politischer Neuling galt, aber den richtigen Namen trug: Rajiv Gandhi, Sohn der beliebten Indira. Wie seine Mutter wurde auch Rajiv Opfer eines Attentats. Er hatte sich durch seinen Zickzack-Kurs in Bezug auf den Bürgerkrieg in Sri Lanka Feinde auf beiden Seiten gemacht. Nachdem er 1989 abgewählt worden war, bewarb er sich 1991 erneut um das Amt des Regierungschefs. Bei einer Wahlkampfveranstaltung zündete eine Selbstmordattentäterin der Tamil Tigers, der Rebellen in Sri Lanka, eine Bombe. Eines der Opfer war Rajiv Gandhi. Er hinterließ seine Frau Sonia und zwei Kinder. Auch nach seinem Tod ging die Geschichte des Nehru-Gandhi-Clans weiter. Seine Frau Sonia übernahm die Führung der Kongresspartei, lehnte aber das Amt des Premierministers 2004 nach einem überraschenden Wahlsieg ab. Auch der aktuelle Vorsitzende der zurzeit nicht regierenden Partei ist ein Gandhi: Rahul Gandhi, Sohn von Rajiv und Enkel von Indira.