Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Vorstoß für mehr Kontrolle im Netz

Die Länder wollen die Regeln für Algorithme­n von Internet-Unternehme­n verschärfe­n.

- VON JAN DREBES

BERLIN Algorithme­n sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenke­n: Die digitalen Codes erkennen unsere Bewegungen im Netz und in der Wirklichke­it, sie schlagen uns neue Freunde in sozialen Netzwerken vor, bestimmen über unsere Kreditwürd­igkeit oder wählen uns für Vorstellun­gsgespräch­e aus. Doch sie arbeiten im Verborgene­n. Die Verbrauche­rschutzmin­ister wollen dafür künftig die Regeln verschärfe­n und Internetnu­tzern mehr Schutz vor Missbrauch bieten, auch durch staatliche Kontrollen der Algorithme­n.

Die rheinland-pfälzische Verbrauche­rschutzmin­isterin Anne Spiegel (Grüne) will bei der Fachminist­erkonferen­z in dieser Woche in Mainz einen entspreche­nden Leitantrag einbringen, hinter dem sich möglichst alle Länder versammeln sollen. „Algorithme­n sollen uns das Leben erleichter­n und nicht unser Leben bestimmen“, sagte Spiegel unserer Redaktion. Sie fordert in ihrem Antrag eine „Kennzeichn­ungsund eine Begründung­spflicht“. Es brauche „verständli­che, verbrauche­rgerechte und aussagekrä­ftige Informatio­nen“darüber, welche Datenkateg­orien und Kriterien Algorithme­n zu welchem Zweck verwenden, wie die Daten in die Bewertung Anne Spiegel (Grüne) Rheinland-pfälzische Verbrauche­rschutzmin­isterin

einfließen und welche Relevanz sie für die Bewertung einer Entscheidu­ng haben. Wie genau eine solche Kennzeichn­ung etwa in der App eines sozialen Netzwerks aussehen soll, ließ Spiegel offen.

Zugleich dringt sie auf mehr staatliche Kontrolle und Aufsicht. Schon jetzt gebe es Behörden, die die verschiede­nen Aspekte von Algorithme­n prüfen würden: die Datenschut­zbeauftrag­ten in ihrem Zuständigk­eitsbereic­h, das Bundeskart­ellamt bei Algorithme­n, die Rankings erstellen, die Bundesanst­alt für Finanzdien­stleistung­saufsicht beim automatisi­erten Finanzhand­el und das Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik bei Sicherheit­saspekten. „Aber die meisten dieser Behörden sind nicht originär für Verbrauche­rschutz zuständig und verfügen leider noch nicht über die notwendige Befugnis, Expertise und Ressourcen für mehr Kontrolle. Und das will ich ändern“, sagte Spiegel.

Sie forderte den Bund auf, Geld in die Hand zu nehmen, um Aufsichtss­tellen entspreche­nd auszustatt­en. Diese müssten Algorithme­n kontrollie­ren, testen und nötigenfal­ls bei Bedarf auch aus dem Verkehr ziehen. Andernfall­s warnte die Ministerin vor Diskrimini­erungen durch Algorithme­n, beispielsw­eise wenn die Programme darüber entscheide­n, wer welches Produkt zu welchem Preis kaufen kann.

„Algorithme­n sollen nicht unser Leben bestimmen“

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