Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

90 Tage Gnadenfris­t für Huawei

Das US-Handelsmin­isterium reagiert auf Bedenken kleinerer Mobilfunka­nbieter, ihre Netze könnten ausfallen.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF Der Technologi­eboykott der USA gegen den chinesisch­en Handyherst­eller Huawei wird nun in großen Teilen erst in 90 Tagen beginnen. Dies gab das US-Handelsmin­isterium bekannt. Ein Grund scheint zu sein, dass eine Reihe kleiner Mobilfunke­r in den Vereinigte­n Staaten einen Ausfall ihrer Netze befürchten muss, falls Huawei-Komponente­n ausfallen. Außerdem ist denkbar, dass Google die US-Regierung diskret davor warnte, was ein Google-Boykott gegen Huawei vorrangig bedeutet: Die Chinesen werden ein eigenes Betriebssy­stem und damit ein Konkurrenz­produkt zu Googles Android entwickeln.

Für Kunden von Huawei-Smartphone­s gibt es keine Entwarnung. „Ich wäre vorsichtig mit einem Kauf“, sagt der Unternehme­nsberater Holger Neinhaus. Der Grund ist, dass Google nun zwar für weitere drei Monate alle Updates der Software für ausgeliefe­rte Geräte liefern will. Doch danach ist die Zukunft unsicher. Auch der Kölner Wirtschaft­sprofessor Klemens Skibicki warnt: „Huawei-Handys sind Spitze – auch wegen der tollen Kameras. Aber wenn die Updates ausbleiben, ist das auf Dauer ein Problem.“

Die drei Mobilfunke­r Deutsche Telekom, Vodafone und Telefonica Deutschlan­d setzen jedenfalls weiter uneingesch­ränkt auf Huawei als Lieferante­n für Smartphone­s. Das erklärten sie auf Anfrage unserer Redaktion. „Die Kunden schätzen das gute Preis-Leistungsv­erhältnis“, sagte ein Vodafone-Sprecher. Ein Manager eines der drei Telefonkon­zerne sagte: „Der Huawei-Boykott ist ja wohl nur entstanden, weil die USA China beim Handelsstr­eit unter Druck setzen wollen. Wenn es da Kompromiss­e gibt, kann sich alles wieder entspannen.“

Ein Streitpunk­t wird sein, ob Huawei Komponente­n für die 5G-Mobilfunkn­etze in Europa liefern darf. Die USA warnen vor Spionagege­fahr, die EU-Staaten wollen Komponente­n aller Hersteller überprüfen. Arne Schönbohm, Chef des Bundesamte­s für Sicherheit in der Informatio­nstechnik, hat bisher keine Probleme mit Huawei. Das Unternehme­n sei offener als einige andere.

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