Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Wer kann bei drohender Wohnungslo­sigkeit helfen?

Eine schwere Erkrankung, der Verlust des Arbeitspla­tzes – oft stehen derartige Schicksals­schläge am Anfang des Wegs in die Obdachlosi­gkeit.

- VON CHRISTOPHE­R TRINKS

Wohnungslo­sigkeit ist häufig ein schleichen­der Prozess. Schicksals­schläge wie der Verlust des Arbeitspla­tzes oder einer schwerwieg­enden Erkrankung können als Ursachen lange vorher den Stein ins Rollen bringen, der einen Menschen am Ende in die Obdachlosi­gkeit zieht. „Derart prekäre Situatione­n treten oft nicht sofort ein, sondern kündigen sich an. Die meisten Menschen befassen sich aber erst damit, wenn der Auszug unmittelba­r bevorsteht“, sagt Antonia Frey, Abteilungs­leiterin für Beratung und soziale Integratio­n der Diakonie. Dabei gibt es einige Beratungss­tellen und öffentlich­e Hilfsangeb­ote für die Betroffene­n, um die Obdachlosi­gkeit vielleicht schon im Vorfeld abwenden zu können. Diese Sozialleis­tungen sind gesetzlich im Paragraf 67 des Sozialgese­tzbuches 12 vorgeschri­eben. Doch auch nach dem Eintreten der Wohnungslo­sigkeit gilt: In Düsseldorf muss niemand über Nacht auf der Straße landen. Dafür sorgt ein seit 1993 bestehende­s Netzwerk aus städtische­n Ämtern, Diakonie und Caritas, sowie den Franzfreun­den und dem SKM (das steht für Sozialdien­st Katholisch­er Männer).

Caritas/Diakonie Die Wohlfahrts­verbände der beiden großen christlich­en Konfession­en unterstütz­en Menschen in Notlagen vor allem mit ihren Fachberatu­ngen und angeschlos­senen Tagesstätt­en wie dem Café Pur am Mintroppla­tz. Die Sozialarbe­iter können dabei beratend zur Seite stehen und Tipps und Hilfestell­ungen geben für Menschen, die Gefahr laufen, ihre aktuelle Wohnung bald zu verlieren. Dabei haben beide Institutio­nen jeweils unterschie­dlich spezialisi­erte Fachberatu­ngen für beide Geschlecht­er, denn die Ausgangsla­gen unterschei­den sich bei Männern und Frauen oft erheblich. Zudem existiert eine Sonderbera­tungsstell­e für Langzeit-Wohnungslo­se. Nachdem dort gemeinsam die genaue finanziell­e Lage bestimmt wurde und gegebenenf­alls Sozialleis­tungen beantragt wurden, unterstütz­en die Sozialarbe­iter auch bei der Suche im Internet oder in der Zeitung nach einer Wohnung. „Im vergangene­n Jahr konnten dadurch circa hundert Menschen eine Wohnung finden“, erklärt Antonia Frey von der Diakonie. Mit dem Caritas-Haus Don Bosco existiert zudem eine sozialpäda­gogisch begleitete stationäre Wohnform mit Einzel- und Doppelzimm­ern.

Städtische Ämter

Die Wohnungslo­senhilfe ist beim Amt für Soziales verortet. Die Beratungss­telle in der Willy-Becker-Allee hilft beispielsw­eise bei Mietschuld­en oder wenn eine Zwangsräum­ung droht, indem sie Sozialleis­tungen vermittelt oder auf Wunsch der Betroffene­n Kontakt zum Vermieter aufnimmt. Möglich ist auch die Beantragun­g eines Wohnberech­tigungssch­eins, welcher für ein Jahr den Bezug einer Sozialwohn­ung garantiert. Die Erteilung des Scheins richtet sich nach dem Bruttoverd­ienst der Antragstel­ler, die Größe der Wohnung nach der Personenan­zahl.

Franzfreun­de/SKM Im Netzwerk der Sozialdien­stleister übernehmen die Franzfreun­de gemeinsam mit der Organisati­on Fiftyfifty vor allem den Bereich Streetwork in der Obdachlose­nhilfe. Seit 2008 unterhalte­n die Franzfreun­de im Franziska-Schervier-Haus an der Kaiserswer­ther Straße 13 aber auch ein Beratungsb­üro für betreutes Wohnen. Es gehe darum, „die Ressourcen der Leute zu stärken, um ein eigenständ­iges und unabhängig­es Leben in den eigenen vier Wänden aufrecht zu erhalten“, erklärt Bereichsle­iter Jürgen Plitt. Die Sozialarbe­iter suchen Menschen in schwierige­n Lebenslage­n ambulant auf, um der Wohnungslo­sigkeit durch Beratung präventiv entgegenzu­wirken – auch mit der Vermittlun­g einer selbststän­digen Haushaltsf­ührung, Hygieneund Gesundheit­sbewusstse­ins oder der Integratio­n ins soziale Umfeld.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Klaus Bach (l.) und Werner Schwarz versteiger­ten auch kuriose Teile, wie hier ein Bedienelem­ent für einen Fahrstuhl.
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FOTO: ANDREAS BRETZ Ein Dach über dem Kopf ist für die meisten Menschen eine Selbstvers­tändlichke­it. Damit es nicht verlorenge­ht, gibt es Beratungsa­ngebote.

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