Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Wer kann bei drohender Wohnungslosigkeit helfen?
Eine schwere Erkrankung, der Verlust des Arbeitsplatzes – oft stehen derartige Schicksalsschläge am Anfang des Wegs in die Obdachlosigkeit.
Wohnungslosigkeit ist häufig ein schleichender Prozess. Schicksalsschläge wie der Verlust des Arbeitsplatzes oder einer schwerwiegenden Erkrankung können als Ursachen lange vorher den Stein ins Rollen bringen, der einen Menschen am Ende in die Obdachlosigkeit zieht. „Derart prekäre Situationen treten oft nicht sofort ein, sondern kündigen sich an. Die meisten Menschen befassen sich aber erst damit, wenn der Auszug unmittelbar bevorsteht“, sagt Antonia Frey, Abteilungsleiterin für Beratung und soziale Integration der Diakonie. Dabei gibt es einige Beratungsstellen und öffentliche Hilfsangebote für die Betroffenen, um die Obdachlosigkeit vielleicht schon im Vorfeld abwenden zu können. Diese Sozialleistungen sind gesetzlich im Paragraf 67 des Sozialgesetzbuches 12 vorgeschrieben. Doch auch nach dem Eintreten der Wohnungslosigkeit gilt: In Düsseldorf muss niemand über Nacht auf der Straße landen. Dafür sorgt ein seit 1993 bestehendes Netzwerk aus städtischen Ämtern, Diakonie und Caritas, sowie den Franzfreunden und dem SKM (das steht für Sozialdienst Katholischer Männer).
Caritas/Diakonie Die Wohlfahrtsverbände der beiden großen christlichen Konfessionen unterstützen Menschen in Notlagen vor allem mit ihren Fachberatungen und angeschlossenen Tagesstätten wie dem Café Pur am Mintropplatz. Die Sozialarbeiter können dabei beratend zur Seite stehen und Tipps und Hilfestellungen geben für Menschen, die Gefahr laufen, ihre aktuelle Wohnung bald zu verlieren. Dabei haben beide Institutionen jeweils unterschiedlich spezialisierte Fachberatungen für beide Geschlechter, denn die Ausgangslagen unterscheiden sich bei Männern und Frauen oft erheblich. Zudem existiert eine Sonderberatungsstelle für Langzeit-Wohnungslose. Nachdem dort gemeinsam die genaue finanzielle Lage bestimmt wurde und gegebenenfalls Sozialleistungen beantragt wurden, unterstützen die Sozialarbeiter auch bei der Suche im Internet oder in der Zeitung nach einer Wohnung. „Im vergangenen Jahr konnten dadurch circa hundert Menschen eine Wohnung finden“, erklärt Antonia Frey von der Diakonie. Mit dem Caritas-Haus Don Bosco existiert zudem eine sozialpädagogisch begleitete stationäre Wohnform mit Einzel- und Doppelzimmern.
Städtische Ämter
Die Wohnungslosenhilfe ist beim Amt für Soziales verortet. Die Beratungsstelle in der Willy-Becker-Allee hilft beispielsweise bei Mietschulden oder wenn eine Zwangsräumung droht, indem sie Sozialleistungen vermittelt oder auf Wunsch der Betroffenen Kontakt zum Vermieter aufnimmt. Möglich ist auch die Beantragung eines Wohnberechtigungsscheins, welcher für ein Jahr den Bezug einer Sozialwohnung garantiert. Die Erteilung des Scheins richtet sich nach dem Bruttoverdienst der Antragsteller, die Größe der Wohnung nach der Personenanzahl.
Franzfreunde/SKM Im Netzwerk der Sozialdienstleister übernehmen die Franzfreunde gemeinsam mit der Organisation Fiftyfifty vor allem den Bereich Streetwork in der Obdachlosenhilfe. Seit 2008 unterhalten die Franzfreunde im Franziska-Schervier-Haus an der Kaiserswerther Straße 13 aber auch ein Beratungsbüro für betreutes Wohnen. Es gehe darum, „die Ressourcen der Leute zu stärken, um ein eigenständiges und unabhängiges Leben in den eigenen vier Wänden aufrecht zu erhalten“, erklärt Bereichsleiter Jürgen Plitt. Die Sozialarbeiter suchen Menschen in schwierigen Lebenslagen ambulant auf, um der Wohnungslosigkeit durch Beratung präventiv entgegenzuwirken – auch mit der Vermittlung einer selbstständigen Haushaltsführung, Hygieneund Gesundheitsbewusstseins oder der Integration ins soziale Umfeld.