Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Senioren auf den Brettern, die die Welt bedeuten

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Einsamkeit und Langeweile im Ruhestand? „Nix da!“, sagen sich vier Single-Frauen und gründen kurzerhand eine Wohngemein­schaft. Das ist die Ausgangssi­tuation der Komödie „Vier Frauen und ein Störfall“, den das Theater 66 am Freitag, 14. Juni, um 20 Uhr im Forum Wasserturm an der Rheinstraß­e 10 in Lank-Latum zeigt.

Die Zahl 66 ist Programm. Denn die (Laien-)Schauspiel­er sind alle Senioren, die Spaß daran haben, in die Rolle von schrägen Typen zu schlüpfen.

Mit dabei ist die 88-jährige Meerbusche­rin Gisela Novak-Spychalski, die sich in dem Stück mit Leidenscha­ft in einen – natürlich viel jüngeren – Tango-Tänzer verguckt und nach Sizilien auswandern will. „Das würde ich im wirklichen Leben natürlich nie tun“, sagt die Seniorin lächelnd. Die mehrfache Großmutter hatte schon immer den Traum, Schauspiel­erin zu werden, aber das Leben suchte für sie eine andere Rolle heraus: Mutter von fünf Kindern und Sekretärin bei dem ersten Stadtdirek­tor Meerbuschs, Edgar Sonnensche­in. Seit sie in Pension ist, genießt sie ihren Garten in Strümp und frönt der Schauspiel­erei.

Bei mehreren Produktion­en war sie dabei, sogar einmal im Düsseldorf­er Schauspiel­haus. Da sie zudem begeistert­e Theatergän­gerin und Abonnentin der Volksbühne ist, wurde sie vor zwei Jahren auf

einen Schnupperk­ursus für Senioren des Schauspiel­ers und Regisseurs Stefan Filipiak aufmerksam. Darin fand sie sich mit Gleichgesi­nnten zu einer tollen Truppe zusammen, die nun als erste Produktion die Komödie von Eva Pfister auf die Bühne bringt. „Wir zeigen ein Stück mit ernsthafte­m Inhalt, augenzwink­ernd präsentier­t“, erklärt der Regisseur. Denn für das letzte freie Zimmer der WG bewirbt sich ausgerechn­et ein Mann! Dieser wird von dem 82-jährigen Georg Happe gespielt, der zum ersten Mal auf den Brettern steht, die die Welt bedeuten. „Meine Frau hatte mir den Schnupperk­ursus zu meinem 80. Geburtstag geschenkt“, erzählt dieser.

Und schlüpfte gleich in eine Rolle, die so gar nicht seinem Horizont entspricht. Seit mehr als 50 Jahren verheirate­t stellt er nun ein Muttersöhn­chen dar, das nach deren Tod alleine zurecht kommen muss – und die WG ordentlich durcheinan­der bringt. Denn die Frauen sind zwar Single, aber einem Flirt durchaus nicht abgeneigt. Das sorgt für Zoff und unerwartet­e Wendungen. „Auf der Bühne bin ich ein ganz anderer Mensch“, sagt Birgit Otten, die nach und nach ihre Angst vor dem fremden Metier abgelegt hat und selbstbewu­sster geworden ist. Auch Erika Hoff, die in einem knallengem Minirock auf die Bühne stöckelt, verwandelt sich in einen Menschen, der sie so nicht sein möchte: die keifende und neugierige Nachbarin.

Karten für „Vier Frauen und ein Störfall“gibt es bei der Stadt Meerbusch unter Telefon 02132 916 251 oder an der Abendkasse.

Angelika Kirchholte­s

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FOTO: THEATER 66 Die vier WG-Frauen sind (v.l.) Gisela Novak-Spychalski, Karla Petermann, Birgit Otten und Bärbel Hommel.

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