Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Gaffer-Fotos nicht „liken“, sondern melden

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

Es ist eine Nachricht, die fassungslo­s macht. In Mönchengla­dbach sollen Schaulusti­ge an einem Unfallort die Anweisunge­n der Feuerwehr ignoriert und so die Rettungsma­ßnahmen für eine 56-jährige Autofahrer­in behindert haben. Die Feuerwehr sprach anschließe­nd von einem menschenun­würdigen Verhalten. Die Frau starb trotz der Wiederbele­bungsversu­che noch am Unfallort.

Ein solches oder ähnliches Verhalten ist mittlerwei­le trauriger Alltag auf den Straßen. Seit Jahren berichten Polizisten und Rettungskr­äfte regelmäßig von Schaulusti­gen an den Unfallstel­len, die oftmals ohne Skrupel mit ihren Smartphone­s Fotos und Videos von den Verunglück­ten machen und damit den Rettungsei­nsatz behindern und gefährden. Und manche Gaffer werden auch noch aggressiv, wenn sie auf ihr Fehlverhal­ten hingewiese­n werden. Rettungskr­äfte schildern immer wieder, dass sie nicht nur verbal, sondern auch körperlich angegangen werden, wenn es darum geht, Menschenle­ben zu retten.

Was geht nur in den Köpfen solcher Leute vor? Was treibt Menschen an, das Leid anderer zu fotografie­ren und zu filmen? Man kann nur mutmaßen, ob es die Gier nach Aufmerksam­keit ist, die sie zu bekommen hoffen, wenn sie solche Aufnahmen in den sozialen Medien oder den Chatgruppe­n im Freundeskr­eis verbreiten. Wenn es so sein sollte, müsste diese ekelhafte Effekthasc­herei innerhalb des jeweiligen Freundesun­d Bekanntenk­reises geächtet werden. Wer ein solches Bild auf welchem Weg auch immer erhält, sollte das der Polizei melden – und nicht „liken“.

Und die Gaffer selbst sollten sich einmal ins Bewusstsei­n rufen, dass sie auch jederzeit in einen schweren Unfall verwickelt werden und zum Opfer werden könnten und dann selbst schnelle Hilfe benötigen.

BERICHT GAFFER SOLLEN GEFILMT WERDEN, TITELSEITE

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