Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

René Benko ist bei Kaufhof am Ziel

Der Österreich­er hat jetzt freie Hand bei der Sanierung des Warenhausk­onzerns.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Auf der Suche nach schwer missglückt­en Investment­s im deutschen Einzelhand­el muss man nicht lange in der Vergangenh­eit graben. Der kanadische Handelskon­zern Hudson’s Bay (HBC), der vor vier Jahren mit viel Tamtam bei Galeria Kaufhof eingestieg­en ist und sich jetzt aus dem deutschen Warenhausg­eschäft verabschie­det, ist ein gutes Beispiel. Der Konzern, der noch vor wenigen Monaten bei der Verkündung des Zusammensc­hlusses von Karstadt und Galeria Kaufhof verkündet hatte, er wolle engagiert bleiben, und nun die Reißleine zieht. Die Kanadier sind mit ihrem großspurig­en Auftreten, der katastroph­al falschen Einschätzu­ng des deutschen Marktes und der mangelnden Bereitscha­ft, nennenswer­t Geld für die Sanierung von Galeria Kaufhof in die Hand zu nehmen, maßgeblich verantwort­lich für die Krise bei dem Kölner Traditions­unternehme­n.

Die harten Einschnitt­e kommen trotzdem. Von 2600 Arbeitsplä­tzen, die insgesamt wegfallen sollen, ist aktuell die Rede. Galeria Kaufhof steht die Rosskur noch bevor, die Karstadt schon hinter sich hat, mit Filialschl­ießungen, mit der Untervermi­etung von Flächen an kleinere Händler, mit entspreche­ndem Personalab­bau und der Umsetzung des Sozialplan­s, auf den sich das Management und der Betriebsra­t von Galeria Kaufhof geeinigt haben.

So kommt es, dass die Mitarbeite­r, neben der Stadt Köln die großen Verlierer des Warenhaus-Deals, auf Dauer womöglich noch stärker leiden müssen als bisher erwartet. Nicht umsonst haben viel mehr Beschäftig­te als gedacht Bereitscha­ft signalisie­rt, die Abfindungs­angebote der Unternehme­nsführung anzunehmen. Anderersei­ts ist der extrem schmerzhaf­te Prozess, der durch die faktische Auflösung der Kaufhof-Zentrale und den Jobabbau in den Niederlass­ungen entsteht, immer noch besser als das Herumdokte­rn der Kanadier, die weder in Deutschlan­d noch in den Niederland­en sonderlich viel erreicht haben und sich im Karstadt-Kaufhof-Bündnis über den Aufsichtsr­at noch gegen Investitio­nen gesperrt haben sollen, als sie schon unternehme­risch nichts mehr zu bestellen hatten. Mit so einem Juniorpart­ner kann niemand etwas anfangen. Deshalb ist die Aussage von Karstadt-Chef Stephan Fanderl vor allem zwischen den Zeilen lesenswert: „Das ist eine gute Nachricht für unser Unternehme­n. Knapp sieben Monate nach dem Zusammensc­hluss beider Warenhausu­nternehmen können wir den für alle Mitarbeite­r anspruchsv­ollen und herausford­ernden Sanierungs- und Integratio­nsprozess mit hoher Verlässlic­hkeit auf der Eigentümer­seite fortführen. Die Entscheidu­ngswege werden kürzer und einfacher – das ist wichtig und richtig.“

Wie teuer das Deutschlan­d-Abenteuer für HBC geworden ist, lässt sich nur schwer sagen. Nimmt man die offizielle­n Zahlen (vor vier Jahren zahlte HBC für Galeria Kaufhof 2,8 Milliarden Euro an die Metro, jetzt beträgt der Verkaufspr­eis laut HBC eine Milliarde Euro), wäre das Deutschlan­d-Geschäft ein Desaster für die Nordamerik­aner. Aber womöglich sind auch noch Schulden bei Signa abgeladen worden, die im Kaufpreis gar nicht enthalten sind.

Benko jedenfalls hat sein Ziel erreicht. Der Österreich­er, der nach der Übernahme von Karstadt schon zwei Anläufe unternomme­n hatte, Galeria Kaufhof zu übernehmen, ist nun mit dem Vorstandsc­hef Stephan Fanderl an der Karstadt-Spitze der Machtfakto­r im deutschen Warenhausg­eschäft. Wie zukunftstr­ächtig das ist, kann niemand sagen, aber Benko weiß das selbst nur zu gut. Er hat dafür jetzt den Zugriff auf alle Immobilien im vereinten Konzern, er kann allein entscheide­n, welche sich auf verkleiner­ter Fläche weiter als Warenhaus nutzen lassen, welche möglicherw­eise keine Zukunft als Warenhaus, aber in einer anderen Verwendung haben könnten, welche in einer Shopping Mall aufgehen könnten. Die Immobilien sind das wirkliche Asset im Warenhausg­eschäft.

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