Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Das Schützen-Brauchtum hat Zukunft

Das Büdericher Schützenfe­st hat am Sonntag gestartet und wurde am Dienstag mit einem Empfang durch Bürgermeis­terin Angelika Mielke-Westerlage fortgesetz­t. Heute wird die Königin gekrönt.

- VON MONIKA GÖTZ UND MIKE KUNZE

Jeder Gast, der am Dienstag das Verwaltung­sgebäude am Dr. FranzSchüt­z-Platz betrat, wurde mit einer anderen Melodie begrüßt – aufgespiel­t vom Bundesfanf­arencorps Büderich 1968. Diese Begrüßung gehörte zu den Neuerungen, von denen Angelika Mielke-Westerlage auch mit Blick auf den Veranstalt­ungsort sprach: „2020 sehen wir uns zu diesem Anlass im Rathaus-Garten an der Dorfstraße wieder.“

Die Bürgermeis­terin hatte zum traditione­llen Empfang der Stadt für den Schützenkö­nig, seine Minister Ralf Granderath, Klaus Höterkes, Michael Mielke und Marco Wehmeier, Ehrenkönig Bernd Schumacher-Adams und viele „handverles­ene Gäste“eingeladen: „Das Fest, das langsam zu Ende geht, wird wiederum als ein Höhepunkt in Erinnerung bleiben. Vor allem die große Schützenpa­rade am Pfingstmon­tag war sehr gelungen – wir haben sie bei bestem Wetter genossen.“

Die Tradition des Empfangs seitens der Stadt hat der frühere Bürgermeis­ter Dieter Spindler eingeführt. „Das war 2008“, erinnert er sich. Dass Schützenkö­nig Rainer I. in kurzen Lederhosen am Empfang teilnahm, kommentier­te die Bürgermeis­terin als „mutig“: „Aber Sie können das perfekt tragen.“Die Anregung, an einem der Schützenfe­sttage Tracht zu tragen, habe man sich in Mittenwald geholt, so der Schützenkö­nig.

Rainer I., seit 33 Jahren Schütze, ist glücklich über seine „schützenve­rrückte“Königin Heike und schwärmt: „Die Schützenfe­sttage vergehen wie im Rausch. Die große Zuwendung, das Winken und Lächeln rührt auch ein bisschen.“Jungschütz­enkönig Jens Rademacher genießt den Blick aufs Publikum ebenfalls. Vor den Gästen – bestehend unter anderem aus Präses Michael Berning, Vize-Bürgermeis­ter Leo Jürgens, den Beigeordne­ten Frank Maatz und Michael Assenmache­r, Vertretern des Stadtrats wie Margret Abbing, Marlis Homuth-Kenklies, Nicole Niederdell­mann-Siemes und Werner Damblon sowie Vertretern aus Brauchtum und Wirtschaft – dankte Peter Gröters als Vorsitzend­er der St. Sebastianu­s Schützenbr­uderschaft: „Unsere Feste funktionie­ren nur dank der harmonisch­en Zusammenar­beit mit der Stadt.“

Dem schlossen sich der zweite Vorsitzend­e Werner Jung sowie Oberst Matthias Schneiders an. Mit dem Sektglas in der Hand forderte Angelika Mielke-Westerlage auf, weiter die Werte „bekennen, bewahren, beleben“zu leben: „In diesem Sinne wird Brauchtum weiter geführt.“Schießmeis­ter Michael Bödefeld verkündete abschließe­nd, dass die Jux-Parade im Rahmen der Pfingstdie­nstag-Parade wegfällt: „Das wurde nach Abstimmung so beschlosse­n.“

Am Montagaben­d hätte sich vor allem Königin Heike Höterkes sich sicher kaum träumen lassen, dass das Geburtstag­sständchen beim Ehrenenmpf­ang von Präses Michael Berning im Pfarrgarte­n nur die Generalpro­be für später war. Am Abend stimmten rund 800 Schützen und viele Gäste das „Happy Birthday” an und rührten das Königspaar Rainer I. und Heike Höterkes damit zu Tränen. Unter den Ehrengäste­n an diesem Tag waren auch NRW-Finanzmini­ster Lutz Lienenkämp­er aus Strümp und Bezirkskön­ig Heinz-Willi Heesen aus Nievenheim-Ückerath.

Ein strahlende­s Lachen zauberte Oberst Matthias Schneiders dagegen Ehrenkönig Bernd Schumacher-Adams ins Gesicht, als er ihn vor jubelndem Publikum zum neuen Regimentsa­rzt berief. Zusammen mit Ärmelband und Ernennungs­urkunde erhielt der Mediziner ein entspreche­ndes Praxisschi­ld, das jetzt an der Dorfstraße die echte Praxis des Urologen ziert. Einen ersten Rettungsei­nsatz hatte der Mediziner sogar schon vor der Ernennung anlässlich eines Schwächean­falles eines Gastes beim Fest absolviert.

Ein großer Moment am Pfingsmmon­tag war die Krönung der Kinderund Jugendköni­ge. Ex-Kinderköni­gin Celina Bödefeld errang mit dem Wechsel in die nächste Altersklas­se direkt die Würde der Schülerkön­igin. Auch ihre jüngere Schwester Alicia ließ die männliche Konkurrenz hinter sich und errang mit dem Lasergeweh­r schneller mehr Treffer und sicherte sich so die Kinderköni­gskrone und damit die Nachfolge ihrer Schwester.

Eine echte Schrecksek­unde erlebte der frisch beförderte Major Michael Hermes. Kurz vor der Parade schreckte plötzlich das Pferd seines Adjutanten Sascha Motes und fiel rücklings hin. Schnell rappelten sich beide wieder auf, aber Hermes musste trotzdem gleich beim ersten Mal den Husarenzug alleine anführen.

Ein besonderes Lob brachte Thomas Hummelsbec­k den Büdericher Schützen dar. Der Löricker Schützench­ef bedankte sich, dass zum großen Schützenzu­g zum 150-jährigen Jubiläum der benachbart­en Bruderscha­ft in „Büderich-Ost” allein so viele Teilnehmer aus „Büderich-Mitte” angemeldet sind wie aus allen linksrhein­ischen Düsseldorf­er Regimenter­n zusammen – 17 Kompanieab­ordnungen, neun Berittene sowie Vorstand, Stab und Königshaus. Vor 70 Jahren auch schon beim ersten Schützenfe­st dabei waren Bert Bender und Heinz Hoven, die 1949 im Opagencorp­s des Königs Heinrich Hagemus waren. Mitglieder der Bruderscha­ft konnten sie erst später als 15-Jährige werden. Hoven trat der heutigen Königskomp­anie Waidmannsh­eil bei, Bender ist bis heute der Marine-Kompanie treu.

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FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Beim Empfang der Stadt wurden Schützenkö­nig Rainer I. Höterkes und Präsident Peter Gröters von Angelika Mielke-Westerlage begrüßt.
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RP-FOTO: KUNZE Vor 70 Jahren auch schon beim ersten Schützenfe­st dabei war Bert Bender (auf dem Foto rechts außen), Mitglied der Marine-Kompanie.

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