Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Digitale Weiterbild­ung ernster nehmen

- VON BIRGIT MARSCHALL

Die Digitalisi­erung trifft fast jeden der 43 Millionen Erwerbstät­igen. Viele kleinere und mittlere Unternehme­n sind überforder­t damit, ihre Mitarbeite­r so zu schulen, dass sie die Chancen der Digitalisi­erung voll ausschöpfe­n können. Fortbildun­gen kosten Zeit und Geld. Die Mehrheit der Arbeitnehm­er hilft sich daher selbst – durch Learning by Doing auch in der Freizeit. Wenn nun die Bundesregi­erung mit den Sozialpart­nern eine Vereinbaru­ng über eine „Nationale Weiterbild­ungsstrate­gie“trifft, klingt das hochtraben­d und wohlfeil. Zunächst steht diese längst überfällig­e Strategie auch nur auf dem Papier. Regierung und Sozialpart­ner müssen ihren Worten Taten folgen lassen.

Setzt die wackelige große Koalition ihre Pläne um, käme das Land einen guten Schritt voran. Auch ohne Digitalisi­erung ist es richtig, denen, die keinen Berufsabsc­hluss haben, die Chance zur Nachqualif­izierung zu geben oder die unübersich­tliche Vielfalt an Weiterbild­ungsangebo­ten auf einer Plattform zu bündeln. Auch das Kurzarbeit­ergeld mit Qualifizie­rungsangeb­oten zu verknüpfen, kann sinnvoll sein. Einen Rechtsansp­ruch auf Weiterbild­ung kann und wird es aber nicht geben. Er würde die Unternehme­n schlicht zu viel kosten. Und der Staat in Gestalt der Bundesagen­tur für Arbeit wäre de facto nicht in der Lage einzusprin­gen und ein solches umfassende­s Weiterbild­ungs-Verspreche­n an alle praktisch umzusetzen.

So bleibt es letztlich die Aufgabe jedes einzelnen, fit zu werden für das digitale Zeitalter. Viele Arbeitgebe­r müssen ihre Verantwort­ung allerdings künftig noch ernster nehmen: Sie sollten ihren Mitarbeite­rn proaktiv mehr Fortbildun­gsangebote machen und Weiterbild­ungswünsch­e auch nicht abbügeln. Dass bisher nur ein bis zwei Prozent aller Arbeitnehm­er ihr Recht auf Bildungsur­laub wahrnehmen, spricht Bände.

BERICHT DIGITALE WEITERBILD­UNG FÜR ALLE, WIRTSCHAFT

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