Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Der zwölfjährige Milad hat Krebs am Bein. Im vergangenen Jahr fuhr er im Beiwagen des Korsos von Biker4Kids mit.
Im vergangenen Jahr ging Milads großer Wunsch in Erfüllung. Er fuhr im Beiwagen beim Korso mit durch Düsseldorf. Auch Birgit Mahlke, die ihn seit Februar 2018 als ehrenamtliche Mitarbeiterin des Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst Düsseldorf (AKHD) begleitet, war dabei.
In diesem Jahr hat Milad erneut auf das Biker4Kids-Ereignis hin gefiebert. Aber eine weitere Operation an dem vom Krebs befallenen Bein verhindert das. Zwei Tage vor dem Eingriff sagt der Zwölfjährige: „Mir geht’s ganz gut, aber ich möchte raus aus dem Krankenhaus, freue mich sehr auf zu Hause und die Schule.“Denn das KOBI-Gymnasium ist ein fester Bestandteil seines Lebens: „Die Lehrerin hat mich besucht und Notizen mitgebracht für eine Romanbesprechung. Vom Lateinlehrer habe ich einen Brief bekommen. Das alles ermutigt mich, sonst hätte ich vielleicht schon aufgegeben.“Er ist ein sehr guter Schüler und wird deshalb trotz der Krankheitsphase in die nächste Klasse versetzt. Allerdings findet es Milad unfair, so krank zu sein: „Ich habe nichts getan und muss so viel durchmachen.“Trotzdem denkt er auch an die Erfolge: „Als ich nach den 14 Chemo-Blöcken die ersten Erdbeeren und Eis vor mir sah, hat sich das wie ein großer Preis angefühlt.“
Wieder auf beiden Beinen stehen zu können – das ist Milads großes Ziel. Als er laufen konnte, habe er das nicht Wert geschätzt, „jetzt ist eine Stufe schon zu viel.“Aber sein Optimismus lässt ihn nicht im Stich: „Es könnte noch schlimmer sein. Wenn der Arm so krank wäre, könnte ich nicht schreiben und auch nicht am Computer spielen.“Die Gedanken an die bevorstehende Operation begleiten ihn, aber vor Dingen, „die mich nicht umbringen, habe ich keine Angst.“Er hat die Ärzte gebeten, ihn über jedes Detail aufzuklären und ihm Schmerzen zu ersparen, „vor und nach der Operation.“Das haben die Ärzte ihm versprochen: „Da habe ich mich toll gefühlt, weil ich etwas erreicht habe.“Manchmal nimmt er sich eine kleine Auszeit, schließt die Augen und denkt daran, dass er das Leben irgendwann wieder genießen wird: „Die Zeit der Krankheit hat mich reifer gemacht. Ich weiß genau, was ich machen will.“
Dazu gehört unter anderem der Wunsch, Arzt zu werden. Als Chirurg möchte er anderen Menschen helfen, „und wenn ich viel Geld verdiene, spende ich das.“Allerdings träumt er auch ein bisschen von einem Lamborghini: „Der ist schnell von Null auf Hundert. Aber ich weiß, das ist ein Spielzeug.“Der Zwölfjährige, der eine neun Jahre alte Schwester hat, denkt viel über sich nach. Er ist froh darüber, dass ihn seine Mutter vor zwei Jahren überredet hat, die Zustimmung zur Behandlung zu unterschreiben. Und er erzählt, dass er in der Grundschule der Klassenclown war, „aber jetzt kann ich über Witze nur selten lachen. Ich bin anders geworden.“
Laila Mansoory, Milads Mutter, war ebenfalls stolz, dass ihr Sohn 2018 am Korso teilnahm: „Es war ein gutes Gefühl zu wissen: Mein Kind ist auch dabei.“Die Alleinerziehende hat aber auch neben der Krankheit Sorgen. Mit den beiden Kindern wohnt sie in einem Haus ohne Aufzug in der zweiten Etage: „Der Transport ist sehr schwierig.“Sie hofft darauf, in
der Nähe des jetzigen Umfelds in Urdenbach eine andere Wohnung zu finden: „Die Nähe zur Schule ist sehr wichtig.“Denn im KOBI-Gymnasium fühlt sich ihr Sohn sehr wohl: „Lehrer und Mitschüler sind immer für ihn da.“
Und das trifft auch auf Birgit Mahlke zu. Sie ist freundschaftlich mit Milad und der Familie verbunden, bedauert es sehr, dass die für den Sommer für die Familie bewilligte Kur am Meer wegen der erneuten Operation wahrscheinlich nicht angetreten werden kann. „Wenn Milad sich fragt, ob jetzt alles von vorne los geht, wenn er zweifelt, ob das zu schaffen ist und viele Tränen geweint werden, komme ich auch als Ehrenamtliche an meine Grenzen,“fasst Mahlke ihre Gefühle zusammen. Aber sie denkt auch an die glücklichen Momente, die sie beispielsweise nach einer OP im Aufwachraum empfindet: „Wenn Milad wach wird, bedankt er sich, dass ich da bin und dass es mich gibt.“Und endlich wieder richtig gesund zu sein, empfindet Milad als „doppeltes Glück – viel mehr, als es andere haben.“