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Kettler muss deutsche Werke endgültig schließen
ENSE-PARSIT (dpa) 70 Jahre nach der Gründung muss der Freizeitgerätehersteller Kettler seine deutschen Werke schließen. „Wir können die Produktion nicht weiterführen. Sie ist in der heutigen Struktur nicht mehr lebensfähig“, sagte der Jurist Martin Lambrecht, der die Kettler-Unternehmensführung in dem bereits Ende Juli eingeleiteten Insolvenzverfahren berät. Die verbliebenen rund 550 Kettler-Mitarbeiter wurden auf einer Betriebsversammlung über die Schließung informiert. Mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens in dieser Woche würden 400 Beschäftigte widerruflich freigestellt, sagte Lambrecht. „Mit 144 Mitarbeitern werden wir vorläufig noch weiterarbeiten, um die Produktion abzuwickeln.“
Bekannt wurde Kettler vor allem durch seine Tretautos: die Kettcars. Der frühere Formel-1-Star Michael Schumacher drehte auf dem 1961 von Heinz Kettler erfundenen Tretauto ebenso seine ersten Runden wie Millionen anderer Kinder. Mehr als 15 Millionen Exemplare wurden verkauft. Das Kettcar bekam sogar einen eigenen Dudeneintrag als „mit Pedalen über eine Kette angetriebenes Kinderfahrzeug“.
Doch von einer ruhmreichen Vergangenheit alleine lässt sich nicht leben. Das musste das Unternehmen in den vergangenen Jahren immer wieder schmerzhaft erfahren. Drei Mal mussten die Firmenverantwortlichen innerhalb von gut vier Jahren den Weg zum Insolvenzgericht antreten. Zwei Mal gelang es noch, eine endgültige Pleite zu verhindern. Doch beim dritten Mal blieb ein Wunder aus.
Dabei hatte zu Jahresbeginn der Einstieg des Finanzinvestors Lafayette Mittelstand Capital noch einmal ein wenig Hoffnung auf bessere Zeiten aufkommen lassen. Der neue Besitzer kündigte damals an, er wolle mit Kettler „die Kurve von der Traditionszur Trendmarke“kriegen. Zur nun bekannt gewordenen Schließungsentscheidung äußerte sich Lafayette zunächst nicht.
Firmengründer Heinz Kettler hatte das Unternehmen nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem der führenden Hersteller von Sportgeräten, Fahrrädern und Gartenmöbeln gemacht. Er nahm für sich auch in Anspruch, 1977 weltweit das erste Aluminium-Bike auf den Markt gebracht zu haben. Und der Kettler-Hometrainer Golf war in den 1980er-Jahren eines der beliebtesten Fitnessgeräte Europas.