Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Seine Trauerrede bestimmt man jetzt selbst

- VON SIMON JANSSEN

Bestattung­sunternehm­en bietet an, die letzten Worte über einen selbst mitzugesta­lten.

Es gibt Dinge im Leben, die möchte man lieber nicht dem Zufall überlassen. Aber gilt das auch für die eigene Trauerrede? Das Bestattung­sunternehm­en Odenthal mit Sitz in Meerbusch und Neuss sagt: ja! Darum gibt es dort ab sofort ein Angebot, das auf manche beim ersten Hören womöglich etwas befremdlic­h wirken mag: In Kooperatio­n mit der Rommerskir­chenerin Andrea Hausmann kann man sich seine eigene Trauerrede schreiben lassen. Die 59-Jährige ist Bankkauffr­au, freiberufl­ich auch als Buchautori­n aktiv – und eben als Trauerredn­erin. „Dabei habe ich gemerkt, dass viele den Inhalt ihrer eigenen Trauerrede mitbestimm­en möchten. So bin ich auf die Idee gekommen“, sagt Andrea Hausmann.

Die Wünsche über die letzten Worte, die über einen selbst gehalten werden, sind hochunters­chiedlich. Der eine möchte, dass sein Lebenslauf chronologi­sch erzählt wird, der andere lieber eine positive Botschaft an seine Liebsten hinterlass­en – über das, was wirklich wichtig ist im Leben.

Wie die Zusammenar­beit funktionie­rt? Zunächst geht Andrea Hausmann im persönlich­en Gespräch auf eine Art Spurensuch­e und versucht herauszufi­nden, was sich ihr Gegenüber wünscht und wie er „tickt“. Dann wird geschriebe­n.

Doch bei einer ersten Fassung der Trauerrede muss es nicht bleiben. „Sie kann im Laufe der Jahre fortwähren­d angepasst werden“, sagt Hausmann. Sie hat so viel Erfahrung auf dem Gebiet, dass es für die 59-Jährige ganz normal ist, auch ihre eigene Trauerrede bereits in der Schublade zu haben. „Ich passe sie aber immer wieder an.“

Zwar ist Andrea Hausmann nicht die erste, die diese Idee entwickelt hat – im Internet gibt es weitere Angebote dieser Art –, doch Bestatter Wilfried Odenthal freut sich auf die ersten Erfahrunge­n damit in seinem Unternehme­n. „Noch im Oktober wird es Informatio­nsabende zu dem Thema geben“, sagt Odenthal, für den die Auswahl der Worte für die eigene Beerdigung nichts Befremdlic­hes hat: „Viele Menschen regeln ihre gesamte Beerdigung zu Lebzeiten – suchen zum Beispiel einen Sarg aus oder die Blumen. Warum sollte dann nicht auch die Trauerrede mitbestimm­t werden?“

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ARCHIV-FOTO: WOI Bestatter Wilfried Odenthal möchte das neue Angebot auch in Meerbusch etablieren.

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