Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Ein Produkt, das haften blieb
Vor 30 Jahren kam der erste Post-it-Block auf den Markt: Erfunden wurde er in den Laboren von 3M. Mittlerweile sind die kleinen Zettel nicht nur praktische Alltagshelfer, sondern auch in der Popkultur angekommen.
NEUSS Sie sind schon vielseitig einsetzbar. Mit ihnen werden Erinnerungen festgehalten, eine Telefonnummer für den Kollegen an den Schreibtisch gepinnt oder der Joghurt im WG-Kühlschrank für sich beansprucht: Die bunten Klebezettel gehören längst zur Grundausstattung eines Büros und haben auch in der Popkultur Geschichte geschrieben.
Dabei war ihre Erfindung so erst gar nicht geplant. Zum 30. Geburtstag der kleinen Haftzettel blickt die Deutschland-Zentrale des Multitechnologiekonzerns 3M in Neuss zurück auf die Anfänge: Begonnen hat alles mit einem Misserfolg. 1968 wollte der 3M-Chemiker Spencer Silver in Minnesota einen besonders starken Klebstoff entwickeln, der an allen Oberflächen haftet. Heraus kam eine Masse, die zwar an allen Materalien klebte, sich aber auch ganz leicht wieder entfernen ließ. Eine Verwendung für dieses Produkt hatte man zunächst nicht. Erst Jahre später kam sein Kollege Art Fry auf eine Idee: Fry sang in einem Kirchenchor und ärgerte sich regelmäßig über die herausfallenden Merkzettel in seinem Gesangbuch. Eines Tages fiel ihm dann wieder der „missglückte“Kleber seines Kollegen ein. Er streifte die Masse auf Papierstreifen, die er in sein Gesangsbuch klebte. Nichts verrutschte mehr und die Notenblätter wurden durch den Klebstoff nicht beschädigt. Die Idee des Post-it war geboren. Fry versorgte zunächst seine Kollegen mit den selbstklebenden Lesezeichen. Die nutzten sie jedoch, um damit kleine Botschaften zu hinterlassen oder um ihre Unterlagen zu beschriften. Im April 1980 wurde die Post-it-Haftnotiz auf dem amerikanischen Markt eingeführt, ein Jahr später wurden bereits schwarze Zahlen geschrieben. 1981 kamen die zunächst gelben Klebezettel auch nach Deutschland, eroberten Büros, Arztpraxen, aber auch Privathaushalte.
Trotz Digitalisierung ist der Bedarf an handgeschriebenen Notizen da: Und so wurden auch die Klebezettel im Laufe der Jahre ständig weiterentwickelt. Gab es sie zunächst nur in Kanariengelb, sind sie mittlerweile in vielen Farben erhältlich. Auch das Design variiert: Neben dem klassischen Quadrat gibt es sie etwa auch als Pfeil oder als kleine Fähnchen für den Bildschirm.
Längst sind die Haftnotizen auch in der Popkultur angekommen. Viele Künstler arbeiten mit dem Material, indem sie immer neue Papiermosaike aus den Klebezetteln entwickeln. Einer von ihnen ist Andreas Kopp: Der Münchener hat für die Neusser Firmenzentrale von 3M
Marilyn Monroe aus hunderten von Post-its zusammengeklebt. Auf die Idee ist er gekommen, nachdem er von den sogenannten Post-it-Wars gehört hat.
Es war im Sommer 2011 als in Pariser Vororten eine Schlacht begann. Zuerst hatten Mitarbeiter der Computerspielfirma Ubisoft ihre Kultfigur mittels Haftnotizzettel an die Fensterscheibe gebracht. Einen Tag später gab es prompt die Antwort eines benachbarten Bankgebäudes:
Sie schlugen zurück und klebten prompt den Gegner der Spielfigur an ihr Fenster. In jenem Sommer tauchten solche Post-it-Bilder an sämtlichen Bürofenstern auf: Die Klebezettel ließen Blumen erblühen, Comicfiguren und andere Motive an den Fenstern erscheinen. Der Trend ging um die Welt, sogar an der Neusser Straße in Düsseldorf waren Post-it-Bilder zu sehen.Spencer und Fry haben somit ein Produkt entwickelt, das haften blieb.