Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Das Frankreich der drei Geschwindigkeiten
PARIS Frankreich ist in drei Teile geteilt – grün, orange und rot. Mit diesen Farben versieht die Regierung die Départements, je nach ihrem Erfolg im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Der gesamte Nordosten des Landes, inklusive der Region um Paris, ist auf der vom Gesundheitsministerium veröffentlichten Karte rot eingefärbt – das heißt: noch immer viele Neuinfektionen. In Zentralfrankreich herrscht Orange vor, Süden und Westen sind eher grün. Frankreich verzeichnet bisher mehr als 25.000 Todesfälle.
Am 11. Mai sollen die Ausgangssperren gelockert werden. Da aber nicht alle Regionen gleich schwer betroffen sind, hat sich die Regierung entschlossen, die Öffnung in den Départements unterschiedlich schnell voranzutreiben. So bleiben
Parks und Gärten in der roten Zone geschlossen, die Menschen sollen sich dort in den sonnigen Mai-Wochen nicht ermuntert fühlen, die Lage auf die leichte Schulter zu nehmen. Die Geschäfte sollen im ganzen Land nach und nach wieder öffnen – Restaurants und Bistros bleiben allerdings noch mindestens bis Juni geschlossen. Das Tragen von Schutzmasken in öffentlichen Verkehrsmitteln soll Pflicht werden.
Der sehnsuchtsvolle Blick der Franzosen geht allerdings immer häufiger über die Landesgrenzen. Viele stellen sich die Frage, weshalb Deutschland bisher deutlich besser durch die Krise gekommen ist – obwohl die Ausgangssperren von Anfang an wesentlich lockerer gehandhabt wurden als in Frankreich. Das Murren wurde noch lauter, als jüngst sogar in Spanien die Strände wieder geöffnet wurden, einem Land, das ähnlich schwer von der Pandemie betroffen ist. In Frankreich sind Strände für Besucher und Sportler wohl bis mindestens 1. Juni tabu.
Der französische Gesundheitsminister Olivier Véran mahnte am Sonntag in einem Interview mit der Zeitung „Le Parisien“noch einmal zu Vorsicht und Geduld. Auch machte er seinen Landsleuten keine Hoffnung auf eine unbeschwerte Feriensaison