Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Fink fehlt beim Neustart
Fortunas Kapitän darf am Samstag nicht mitspielen, weil er die Quarantäne aus persönlichen Gründen abgebrochen hat.
Am Samstag wagt die Bundesliga den Neustart. Für Fortuna Düsseldorf beginnt mit dem Heimspiel gegen den SC Paderborn (15.30 Uhr) der Kampf um den Klassenerhalt. Einer wird dem Team von Trainer Uwe Rösler gegen die Ostwestfalen allerdings fehlen: Oliver Fink.
Derzeit hält sich das Team der Fortuna in einem Hotel in der Nähe des Düsseldorfer Flughafens auf und bereitet sich dort auf den Re-Start am Samstag vor. Fortunas Kapitän hat das Mannschaftsquartier am Montagabend aus familiären persönlichen Gründen verlassen. Das gab der Verein am Mittwoch bekannt. Der junge Familienvater, Fink und seine Frau Larissa waren am 4. Mai erstmals Eltern geworden, fällt damit für das Spiel gegen den Tabellenletzten aus, da der 37-Jährige gemäß des Hygienekonzepts der Deutschen Fußball Liga (DFL) die Quarantäne-Auflagen nicht eingehalten hat. Eine Woche Quarantäne vor Ligastart ist laut DFL-Richtlinien vorgeschrieben. Fortunas Profis hatten am Sonntagabend ihr Hotel am Flughafen bezogen.
„Es ist natürlich sehr schade, wenn der Kapitän nicht dabei ist. Er hat uns das aber erklärt“, sagte Fortunas André Hoffmann. Der Verteidiger zeigte vollstes Verständnis für die Entscheidung des Familienvaters. „Wir stehen voll hinter seiner Entscheidung und freuen uns, wenn er nächste Woche wieder bei uns ist.“
Fink, der in der laufenden Saison 13 Einsätze absolvierte, soll wie alle Spieler weiter auf Corona getestet werden. So kann er nach dem Wochenende direkt wieder ins Mannschaftstraining einsteigen und wäre im zweiten Spiel nach der Zwangspause im Derby beim 1. FC Köln dann wieder einsatzfähig – vorausgesetzt die Tests sind negativ. Am Dienstag waren alle Fortuna-Profis und Mitarbeiter erneut getestet worden. Fortuna erklärte auf Nachfrage, sich zu ärztlichen Untersuchungen nicht zu äußern, weil man sich damit an die Richtlinien der DFL halten wolle. Wie unsere Redaktion jedoch erfuhr, gab es bei den durchgeführten Untersuchungen keinen positiven Befund. Für Freitag ist die nächste Testreihe angesetzt.
Hoffmann hat in der einwöchigen Quarantäne vor dem Spiel gegen Paderborn keine Langeweile. „Wir haben zwar viel Zeit im Zimmer, trainieren einmal am Tag. Aber der Verein ist sehr darum bemüht, dass wir etwas Abwechslung bekommen. Wir Kickern und spielen Tischtennis. Ganz nett ist, dass wir uns etwas mehr unterhalten können als sonst“, sagte der 27-Jährige am Mittwoch nach der morgendlichen Übungseinheit.
Eine erste Elf hat sich laut des gebürtigen Esseners noch nicht herauskristallisiert. „Der Trainer macht es sehr spannend. Wir mischen viel im Training, probieren verschiedene Formationen. Dadurch, dass wir einen riesigen Kader haben, wir hatten heute 26 Spieler beim Training, ist es für den Trainer nicht einfach.“
Körperlich und mental sei die Mannschaft top, sagte Hoffmann. Körperlich, weil sie seit Wochen hart arbeite. Und mental, weil sie sich nicht damit beschäftige, dass im letzten Augenblick doch noch etwas schief gehen könnte. „Wir sind voll darauf eingestellt, dass am Samstag pünktlich um 15.30 Uhr angepfiffen wird. Darauf liegt der komplette Fokus. Darauf haben wir uns im Training und in zwei internen Testspielen vorbereitet. Nichts anders ist in unseren Köpfen.“Er beschäftige sich nicht mit dem Virus, sagte Hoffmann. „Am Freitag ist bei uns der nächste Test. Und dann wissen wir, dass jeder, der am Samstag im Stadion ist, das Virus nicht mit sich herumträgt. Da haben wir die Sicherheit. Jeder, der am Samstag auf dem Platz steht, hat nicht Corona im Kopf, sondern nur die drei Punkte.“
Dankend hat Hoffmann übrigens auf den Tipp von Ex-Nationalspieler Lothar Matthäus reagiert, nach dem Fortuna Vorletzter und Bremen Drittletzter wird. „Ich werde mir das ausdrucken und in die Kabinenmitte legen, damit jeder Spieler einen Blick darauf werfen kann. Solche Expertentipps sind ein guter Ansporn.“
Falls die Bundesligasaison wegen zu vieler Neuinfektionen abgebrochen werden muss, soll die dann aktuelle Tabelle offenbar als Abschlussklassement gewertet werden. So berichtet die „Bild“unter Berufung auf Kreise der Deutschen Fußball-Liga; demnach wäre der Spitzenreiter dann Meister, und die beiden Letztplatzierten müssten absteigen. Das ist ungerecht und unsolidarisch, und es wird auch dadurch nicht besser, dass andere Ligen es vorgemacht haben.
Aktuell stehen Werder Bremen und der SC Paderborn am Ende der Tabelle. Werder hat vier Punkte Rückstand auf den Drittletzten Fortuna, aber noch ein Nachholspiel gegen Eintracht Frankfurt auszutragen. Dieses ist erst für Anfang Juni terminiert. Falls vorher abgebrochen werden muss, müsste die DFL den Abstieg mit dem Rechenschieber entscheiden. Und selbst wenn alle gleich viele Spiele hätten: Es bliebe komplett ungerecht, weil für einige Klubs Vergleiche mit Topteams aus der Wertung fielen, für andere Duelle mit schwächeren Gegnern. Wenn man die laufende Saison also überhaupt werten will, wäre die einzig halbwegs gerechte Variante, die Tabelle zur Saisonhalbzeit heranzuziehen.
Eine wirklich faire Lösung wäre indes, die Saison nicht zu werten, alle 18 Klubs in der Liga zu belassen und diese durch die ersten vier der Zweiten Liga aufzustocken. Einziger Nachteil wäre, dass dann die nächste Saison einmalig mit 22 Bundesligisten gespielt werden müsste, und da liegt der Hase im Pfeffer: Das wollen die großen Klubs wegen eines angeblich zu vollen Terminkalenders nicht, und die haben in der DFL viel Gewicht. Zu viel. Denn wenn die Pläne sich tatsächlich durchsetzen, ist eines klar: Die Solidargemeinschaft, als die sich die DFL so gern verkauft, ist sie ganz sicher nicht.