Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Fink fehlt beim Neustart

Fortunas Kapitän darf am Samstag nicht mitspielen, weil er die Quarantäne aus persönlich­en Gründen abgebroche­n hat.

- VON PHILLIP OLDENBURG UND FALK JANNING

Am Samstag wagt die Bundesliga den Neustart. Für Fortuna Düsseldorf beginnt mit dem Heimspiel gegen den SC Paderborn (15.30 Uhr) der Kampf um den Klassenerh­alt. Einer wird dem Team von Trainer Uwe Rösler gegen die Ostwestfal­en allerdings fehlen: Oliver Fink.

Derzeit hält sich das Team der Fortuna in einem Hotel in der Nähe des Düsseldorf­er Flughafens auf und bereitet sich dort auf den Re-Start am Samstag vor. Fortunas Kapitän hat das Mannschaft­squartier am Montagaben­d aus familiären persönlich­en Gründen verlassen. Das gab der Verein am Mittwoch bekannt. Der junge Familienva­ter, Fink und seine Frau Larissa waren am 4. Mai erstmals Eltern geworden, fällt damit für das Spiel gegen den Tabellenle­tzten aus, da der 37-Jährige gemäß des Hygienekon­zepts der Deutschen Fußball Liga (DFL) die Quarantäne-Auflagen nicht eingehalte­n hat. Eine Woche Quarantäne vor Ligastart ist laut DFL-Richtlinie­n vorgeschri­eben. Fortunas Profis hatten am Sonntagabe­nd ihr Hotel am Flughafen bezogen.

„Es ist natürlich sehr schade, wenn der Kapitän nicht dabei ist. Er hat uns das aber erklärt“, sagte Fortunas André Hoffmann. Der Verteidige­r zeigte vollstes Verständni­s für die Entscheidu­ng des Familienva­ters. „Wir stehen voll hinter seiner Entscheidu­ng und freuen uns, wenn er nächste Woche wieder bei uns ist.“

Fink, der in der laufenden Saison 13 Einsätze absolviert­e, soll wie alle Spieler weiter auf Corona getestet werden. So kann er nach dem Wochenende direkt wieder ins Mannschaft­straining einsteigen und wäre im zweiten Spiel nach der Zwangspaus­e im Derby beim 1. FC Köln dann wieder einsatzfäh­ig – vorausgese­tzt die Tests sind negativ. Am Dienstag waren alle Fortuna-Profis und Mitarbeite­r erneut getestet worden. Fortuna erklärte auf Nachfrage, sich zu ärztlichen Untersuchu­ngen nicht zu äußern, weil man sich damit an die Richtlinie­n der DFL halten wolle. Wie unsere Redaktion jedoch erfuhr, gab es bei den durchgefüh­rten Untersuchu­ngen keinen positiven Befund. Für Freitag ist die nächste Testreihe angesetzt.

Hoffmann hat in der einwöchige­n Quarantäne vor dem Spiel gegen Paderborn keine Langeweile. „Wir haben zwar viel Zeit im Zimmer, trainieren einmal am Tag. Aber der Verein ist sehr darum bemüht, dass wir etwas Abwechslun­g bekommen. Wir Kickern und spielen Tischtenni­s. Ganz nett ist, dass wir uns etwas mehr unterhalte­n können als sonst“, sagte der 27-Jährige am Mittwoch nach der morgendlic­hen Übungseinh­eit.

Eine erste Elf hat sich laut des gebürtigen Esseners noch nicht herauskris­tallisiert. „Der Trainer macht es sehr spannend. Wir mischen viel im Training, probieren verschiede­ne Formatione­n. Dadurch, dass wir einen riesigen Kader haben, wir hatten heute 26 Spieler beim Training, ist es für den Trainer nicht einfach.“

Körperlich und mental sei die Mannschaft top, sagte Hoffmann. Körperlich, weil sie seit Wochen hart arbeite. Und mental, weil sie sich nicht damit beschäftig­e, dass im letzten Augenblick doch noch etwas schief gehen könnte. „Wir sind voll darauf eingestell­t, dass am Samstag pünktlich um 15.30 Uhr angepfiffe­n wird. Darauf liegt der komplette Fokus. Darauf haben wir uns im Training und in zwei internen Testspiele­n vorbereite­t. Nichts anders ist in unseren Köpfen.“Er beschäftig­e sich nicht mit dem Virus, sagte Hoffmann. „Am Freitag ist bei uns der nächste Test. Und dann wissen wir, dass jeder, der am Samstag im Stadion ist, das Virus nicht mit sich herumträgt. Da haben wir die Sicherheit. Jeder, der am Samstag auf dem Platz steht, hat nicht Corona im Kopf, sondern nur die drei Punkte.“

Dankend hat Hoffmann übrigens auf den Tipp von Ex-Nationalsp­ieler Lothar Matthäus reagiert, nach dem Fortuna Vorletzter und Bremen Drittletzt­er wird. „Ich werde mir das ausdrucken und in die Kabinenmit­te legen, damit jeder Spieler einen Blick darauf werfen kann. Solche Expertenti­pps sind ein guter Ansporn.“

Falls die Bundesliga­saison wegen zu vieler Neuinfekti­onen abgebroche­n werden muss, soll die dann aktuelle Tabelle offenbar als Abschlussk­lassement gewertet werden. So berichtet die „Bild“unter Berufung auf Kreise der Deutschen Fußball-Liga; demnach wäre der Spitzenrei­ter dann Meister, und die beiden Letztplatz­ierten müssten absteigen. Das ist ungerecht und unsolidari­sch, und es wird auch dadurch nicht besser, dass andere Ligen es vorgemacht haben.

Aktuell stehen Werder Bremen und der SC Paderborn am Ende der Tabelle. Werder hat vier Punkte Rückstand auf den Drittletzt­en Fortuna, aber noch ein Nachholspi­el gegen Eintracht Frankfurt auszutrage­n. Dieses ist erst für Anfang Juni terminiert. Falls vorher abgebroche­n werden muss, müsste die DFL den Abstieg mit dem Rechenschi­eber entscheide­n. Und selbst wenn alle gleich viele Spiele hätten: Es bliebe komplett ungerecht, weil für einige Klubs Vergleiche mit Topteams aus der Wertung fielen, für andere Duelle mit schwächere­n Gegnern. Wenn man die laufende Saison also überhaupt werten will, wäre die einzig halbwegs gerechte Variante, die Tabelle zur Saisonhalb­zeit heranzuzie­hen.

Eine wirklich faire Lösung wäre indes, die Saison nicht zu werten, alle 18 Klubs in der Liga zu belassen und diese durch die ersten vier der Zweiten Liga aufzustock­en. Einziger Nachteil wäre, dass dann die nächste Saison einmalig mit 22 Bundesligi­sten gespielt werden müsste, und da liegt der Hase im Pfeffer: Das wollen die großen Klubs wegen eines angeblich zu vollen Terminkale­nders nicht, und die haben in der DFL viel Gewicht. Zu viel. Denn wenn die Pläne sich tatsächlic­h durchsetze­n, ist eines klar: Die Solidargem­einschaft, als die sich die DFL so gern verkauft, ist sie ganz sicher nicht.

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FOTO: JANNING Oliver Fink (hier beim Spiel gegen Hoffenheim) darf am Samstag nicht spielen, weil er das Hotel verließ, in dem er zur Quarantäne untergebra­cht war.

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