Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Wirte kassieren Hygiene-Aufschlag
Viele Gastronomen in NRW experimentieren mit einem Tischgeld oder erhöhen die Preise, um Corona-Mehrkosten zu kompensieren. Das sorgt für Ärger. Auch Friseure werden teurer.
DÜSSELDORF/AACHEN Die Corona-Krise macht Restaurantbesuche zum Teil deutlich teurer. In vielen meist inhabergeführten Betrieben müssen Gäste seit Montag einen Corona-Zuschlag zahlen oder erhöhte Preise für Speisen in Kauf nehmen. Gründe sind geringe Umsätze sowie gestiegene Kosten für Personal und Hygieneartikel. Die Zuschläge sollen die Mehrkosten der Gastronomen im Zaum halten, hieß es beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband NRW. „Durch die Lockerungen hat sich an der katastrophalen wirtschaftlichen Situation nicht viel verändert“, sagte Sprecher Thorsten Hellwig. Betriebe kämpften mit Umsatzausfällen von 50 bis 80 Prozent. Hellwig hält eine Corona-Abgabe für legitim, sofern sie transparent ausgewiesen ist. Den Inhabern gehe es nicht um zusätzliche Gewinne, sondern um das Überleben ihrer Betriebe.
Die Reaktionen auf Zuschläge und Preiserhöhungen fallen unterschiedlich aus. „Manche meckern, aber die meisten haben Verständnis“, sagte Rolf Breitmar, der Inhaber des „Café de Bretagne“in Düsseldorf ist und mit einem Zuschlag von 4,50 Euro pro Person oder Paar experimentiert. Zwei Wochen wolle er das testen und explizit als Hygienezuschlag deklarieren. „Wenn Corona kein Thema mehr ist, fällt der Zuschlag weg“, sagte er. „Ich will vermeiden, die Preise auf der Karte zu erhöhen.“Der Mehraufwand durch die Registrierungspflicht und das
Desinfizieren der Plätze seien große Kostentreiber. Ähnlich argumentiert Jürgen Wahl, der das Bistro Zicke in der Düsseldorfer Altstadt betreibt: Der Zuschlag von einem Euro pro Gast und Tag sei eher symbolisch – die Kosten für Einweg-Speisekarten, Masken und Co. könne er damit nicht decken. „Bisher haben nur zwei Gäste Unverständnis dafür geäußert“, sagt Wahl. Ähnlich äußert sich Michael Geisner, Mit-Inhaber des Restaurants Robert am Rhein: „Wir haben bei gut laufenden Gerichten die Preise um etwa 50 Cent erhöht, zum Beispiel bei der Hummersuppe. Die meisten unserer Gäste haben Verständnis.“
Anders war das bei der Aachener Bäckereikette Nobis, die am Mittwoch ein Tischgeld von zwei Euro sowie 50 Cent pro Person getestet und damit eine Welle der Empörung ausgelöst hatte. Wegen eines Shitstorms in sozialen Medien will die Kette nun doch auf den Aufschlag verzichten. Skeptisch zeigen sich größere Franchise-Betriebe wie das „Café Extrablatt“. „Eine Erhöhung oder ein Zuschlag würden manche Gäste sicher als Abzocke sehen. Sie sind ja nicht verantwortlich für Corona“, hieß es dort. Kerstin Rapp-Schwan, Chefin der Schwan-Restaurants in Düsseldorf und Neuss, glaubt nicht, dass Betriebe Umsatzeinbußen und gestiegene Kosten nur durch Preiserhöhungen ausgleichen können. „Ich erwarte einen Rettungsschirm auch für die Gastronomie“, sagte sie. Die Wirtin will vermeiden, die Gäste mit einem Corona-Zuschlag weiter zu verunsichern.
Anders als in der Gastronomie spüren Friseure wenig Verunsicherung. Die Auftragsbücher der meisten Betriebe sind voll – obwohl dort Zuschläge von bis zu fünf Euro pro Schnitt fällig werden, wie Innungssprecher Rene Krombholz erklärte. Durch Corona-Auflagen entstünden den Friseuren pro Kunde Kosten von mehr als vier Euro. „Ein Zuschlag ist unumgänglich“, sagte Krombholz, der in seinem Salon Figaro nach einer vorangegangenen Preiserhöhung einen Euro extra nimmt. Bald müsse er jedoch neu kalkulieren.
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