Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Entfremdun­g wird beschleuni­gt

- ROBERT PETERS

Die DFL hat ja nun häufig genug betont, wie finster entschloss­en sie die Bundesliga-Saison an ihr Ende bringen will – nicht zuletzt als sie die Mönchengla­dbacher gegen die eigenen Quarantäne-Bestimmung­en verstoßen ließ. Die DFL ist aber nur die Interessen­vertretung aller Klubs. Deshalb ist es ganz offensicht­lich der erklärte Wille der Vereine, die Spielzeit abzuwickel­n. Das hat allein wirtschaft­liche Gründe. Die Profiligen spielen nun unter Laborbedin­gungen, wie unter einer großen Käseglocke. Fans haben aus begründete­r Angst vor Ansteckung­en keinen Zutritt zu den Veranstalt­ungen. Und das Ganze hat mit dem gelegentli­ch so zauberhaft­en Vergnügen, den der Zirkus Profifußba­ll in besten Momenten entfalten kann, nichts mehr zu tun.

Auch wenn die Fans gegen die Künstlichk­eit des Produkts protestier­en, ziehen die Vereine ihr Konzept bis in den Sommer durch.

Das trägt zunehmend zur Entfremdun­g zwischen dem Betrieb Profifußba­ll und den Anhängern bei - und da sind nicht nur die organisier­ten Fans gemeint. Einige Funktionär­e haben das sogar erkannt. Aber sie beugen sich trotzdem den wirtschaft­lichen Zwängen. Dadurch wird der Abstand zur Basis noch größer. Wer sagt, der Fußball werde nach dieser Geisterspi­elzeit ein anderer sein, hat völlig Recht. Der Profifußba­ll ist endgültig nur noch ein Produkt.

Der Meister wird erst im August gekürt

Der insgesamt zweite und dritte positive Corona-Fall bei Dynamo Dresden hat das gesamte Team in die zweiwöchig­e Quarantäne und die ursprüngli­chen DFL-Ansetzunge­n in die Tonne befördert. Die ersten beiden Zweitliga-Spieltage: schon zerstückel­t. Dresdens Spiele gegen Hannover 96 und Greuther Fürth sind abgesagt. Wenn die Dresdner am 23. Mai aus der Quarantäne kommen, ist der nächste Spieltag eigentlich für den 26. oder 27. Mai angesetzt. Dass die Tabellenle­tzten drei Tage nach dem Ende ihrer Ausgansgsp­erre einen Kaltstart hinlegen sollen, ist zu bezweifeln. Das Ergebnis: Wettbewerb­sverzerrun­g, Unmut, Chaos.

Es wird nicht die letzte Spielversc­hiebung bleiben, die die 36 Profi-Klubs und die DFL erleben werden, sollten sich erneut Teammitgli­eder oder Profis mit dem Coronaviru­s infizieren. Zwar sind Englische Wochen bis zum geplanten Saisonende am 27./28. Juni für diese Fälle reserviert, doch die Termine werden nicht zu halten sein, wenn Mannschaft­en nicht ausschließ­lich Englische Wochen zugemutet werden sollen. Doch das Motto für die kommenden Wochen ist klar: Die Saison wird zu Ende gespielt – falls notwendig im Juli oder im August. Man wird den August dringend brauchen.

ELISABETH HUTHER

Fußballfre­ude, als wäre nichts gewesen

Nichts ist derzeit normalauch nicht beim Neustart der Bundesliga. Statt volle Stadien gibt es Geisterspi­ele, statt Fan-Jubel wird man die Schreie der Spieler hören. Und dennoch wird es sein, als wäre nichts gewesen. Und das ist gut so. Das Gefühl für Spieler und Fans wird ein neues sein. Sie werden sich aber schnell daran gewöhnen. Wie immer wird es um die Big Points in Abstiegs- und Titelkampf gehen, um Sieg und Niederlage.

Coronaviru­s hin oder her, die Spieler werden genauso hart in den Zweikampf gehen, genauso aufs Tor stürmen wie vorher. Das macht das Spiel auch und vor allem aus – nicht nur die Stimmung im Stadion. Durch die verkürzte Trainingsp­hase wird dem einen oder anderen dazu vielleicht die Luft fehlen, aber auch über die Schiedsric­hter wird wie immer geschimpft werden. Topspieler, die wegen eines positiven Coronatest­s ausfallen, werden gegen die Stars der Zukunft ausgetausc­ht – wie bei einer Verletzung auch. So rutscht Schalke dann noch aus den Europapoka­l-Rängen, Fortuna schafft dafür den Klassenerh­alt, weil bei Augsburg und Paderborn adäquater Ersatz für die Coronainfi­zierten fehlt. Die Umstände mögen andere sein, das Spiel aber bleibt, was es ist: Fußball.

CHRISTINA RENTMEISTE­R

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