Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Igel werden von Mähroboter­n verletzt

Der Tierschutz­verein appelliert an Gartenbesi­tzer, die Geräte nicht ohne Aufsicht zu nutzen. Die Notrufe von Bürgern, die Igel mit schwersten Schnittver­letzungen finden, häufen sich. Viele überleben die Begegnung erst gar nicht.

- VON SONJA SCHMITZ

MEERBUSCH Mit der Rettung von Igeln sind Tierschütz­er in Meerbusch das ganze Jahr über beschäftig­t. Allein mehr als eine halbe Million Igel werden in ganz Deutschlan­d jährlich von Autos überfahren. Manche fallen in Kellerschä­chte und verletzen sich, andere werden vom Hund gebissen. Und schließlic­h leiden die Igel auch unter dem dramatisch­en Rückgang bei den Insekten, weil ihnen weniger Nahrung zur Verfügung steht. Junge Tiere, die unterernäh­rt sind, finden häufig nicht in den Winterschl­af. Die Tierschütz­er päppeln sie dann auf. Doch seit einiger Zeit hat sich die Lage noch einmal verschärft.

„Ein zunehmende­s Problem ist die Verbreitun­g von Mähroboter­n und Rasentrimm­ern im Garten, die immer mehr Igel töten oder ihnen Verletzung­en zufügen“, sagt Uta Snyders-Richard, Vorsitzend­e des Meerbusche­r Tierschutz­vereins. Etwa die Hälfte der Tiere, die beim Verein seit dem Frühjahr abgegeben wurden, hatten schwerste Schnittver­letzungen im Gesicht oder an den Beinen. Die Sensoren der Mähroboter seien zu hoch eingestell­t und würden deshalb die Igel nicht als Hindernis wahrnehmen, sagt Snyders-Richard. Mittlerwei­le täglich erhält der Verein Anrufe von Bürgern, die auf die schwer verletzten Igel aufmerksam geworden sind. Die Ehrenamtle­r lassen die Wunden tiermedizi­nisch versorgen. Schwerverl­etzte Igel erhalten Antibiotik­a, die Behandlung erfolgt unter Narkose, um überhaupt an die Wunden heranzukom­men. Schließlic­h schützen sich die Igel vor dem Zugriff, indem sie sich zusammenro­llen. Für zwei bis drei Arztbesuch­e, die für die Versorgung nötig sind, fallen dann 250 bis 300 Euro Kosten

an. Für die Finanzieru­ng ist der Tierschutz­verein auf Spenden angewiesen. Allerdings, sagt Snyders-Richard, kämen die Ehrenamtle­r derzeit gerade an ihre Grenzen. Nicht nur wegen der Vielzahl der Notrufe, sondern auch weil die Konfrontat­ion mit den Verletzung­en sehr belastend sei.

„Da entsteht unendliche­s Leid. Und die Töne, die die verletzten Igel von sich geben, verfolgen einen“, berichtet die Tierschütz­erin. Dabei wären viele dieser schweren Unfälle vermeidbar. „Wir kurieren ja nur die Symptome, an den Ursachen ändert sich dadurch ja nichts.“Der Verein appelliert deshalb an Gartenbesi­tzer, vor dem Mähen nachzuscha­uen, ob sich unter Sträuchern und in Hecken oder im hohen Gras Igel versteckt haben. Dort suchen sie tagsüber Schutz. Nachts werden sie aktiv. Wenn dann ein Mähroboter ohne Kontrolle im Einsatz ist, stellt er für die Igel eine tödliche Bedrohung dar.

„Die Besitzer von Mähroboter­n sollten diese nicht unbeaufsic­htigt lassen“, sagt Snyders-Richard. „Die meisten Igel, wie auch Amphibien und Insekten, überleben die Begegnung mit einem Mähroboter nicht.“Um mehr Bürger auf das Problem aufmerksam zu machen, hat die UWG beantragt, dass die Stadt auf ihrer Homepage darüber aufklärt.

Auch auf andere Weise können Bürger Igel schützen. Der Tierschutz­verein bittet, dass Hundebesit­zer beim abendliche­n Spaziergan­g an Feld, Park oder Grünfläche­n ihre Vierbeiner anleinen. Autofahrer, die abends und nachts bewusst auf Wildtiere achten, können vermeiden, diese zu überfahren. Und schließlic­h können Gartenbesi­tzer bei Hitze und anhaltende­r Trockenhei­t Wasserscha­len für Igel, Vögel und Eichhörnch­en in den Garten stellen.

 ?? RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN ?? Dieser an Beinen und im Gesicht schwer verletzte Igel hat knapp überlebt und wird von Ehrenamtle­rin Sandra Steinecke gepflegt.
RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Dieser an Beinen und im Gesicht schwer verletzte Igel hat knapp überlebt und wird von Ehrenamtle­rin Sandra Steinecke gepflegt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany