Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Düsseldorf erhöht Zahl der Corona-Tests
Vermehrt sollen auch Menschen ohne Symptome getestet werden. Damit reagiert die Stadt offenbar auch auf politischen Druck.
DÜSSELDORF Die Stadt Düsseldorf will die tägliche Zahl an Tests auf das Coronavirus erhöhen. Vermehrt sollen Abstriche bei Menschen gemacht werden, die keine Symptome für eine Erkrankung an Covid-19 zeigen. Bislang schöpft die Stadt ihre Testkapazitäten (11.000 Abstriche seit 2. März) bei Weitem nicht aus – was zuletzt auch politisch Thema wurde. 800 Tests könnten pro Tag genommen werden, nur 180 waren es in den letzten 30 Tagen im Durchschnitt. Die wichtigsten Antworten:
Wie ist die aktuelle Teststrategie?
Wer in Düsseldorf wohnt und mindestens ein Krankheitssymptom aufweist, kann einen Test vereinbaren. Darüber hinaus betreibt die Stadt in Gemeinschaftseinrichtungen wie Pflegeheimen und Flüchtlingsunterkünften im Rahmen einer „aktiven Fallfindung“Reihentestungen – allerdings nur punktuell.
Bald starten zudem wie berichtet zwei Studien, für die viele Menschen ohne Symptome getestet werden: In einer Studie von Universitätsklinikum und Stadt wird das Corona-Infektionsrisiko bei Kindern und Beschäftigten in Kitas untersucht, darüber hinaus planen Uni-Klinik und Stadt eine Studie mit Antikörpertests, um einer möglichen Dunkelziffer von an Covid-19-Erkrankten sowie an bereits Genesenen auf die Spur zu kommen. Das Robert-Koch-Institut empfiehlt Kommunen inzwischen, mehr Menschen ohne Symptome zu testen, um mehr über die Ausbreitung des Virus zu erfahren. Darüber hinaus können auch niedergelassene Ärzte Tests veranlassen, dazu gibt es keine Zahlen.
Können sich auf Wunsch auch Menschen ohne Symptome testen lassen?
Anrufer, die bei der städtischen Hotline angeben, dass sie kein Krankheitssymptom aufweisen, werden abgewiesen. Ein Mitarbeiter, der seinen Namen nicht nennen will, berichtet von vielen
Anfragen für vorsorgliche Tests von Senioren, Supermärkten, Drogerien, Handwerksbetrieben oder besorgten Familien. „Die Kapazitäten sind da, aber Testtermine dürfen wir nicht vereinbaren“, beschwert er sich. Von der Stadt heißt es dazu, man folge den Richtlinien des Robert-Koch-Instituts. Angesichts der langen Inkubationszeit von bis zu 14 Tagen seien Tests von Menschen ohne Symptome nur eine Momentaufnahme.
Was sagt die Politik?
Die Frage, ob in Düsseldorf genug getestet wird, ist zuletzt zum Politikum geworden – das könnte im Wahlkampf noch zunehmen. Eine zweckgebundene Jamaika-Allianz aus CDU, Grünen und FDP beauftragte im Gesundheitsausschuss die Verwaltung kürzlich, zeitnah ein umfassendes Reihentest-Konzept in allen Bereichen umzusetzen, in denen Menschen besonders gefährdet sind. Die Hoffnung ist, dass Ausbrüche schneller erkannt werden. Andreas-Paul Stieber, CDU-Ratsherr und Vorsitzender des Gesundheitsausschusses, fordert die Kapazitäten von 800 pro Tag voll auszuschöpfen: „Die Stadt muss ihre Strategie ändern und endlich bereit sein, jeden zu testen, der das wünscht. Wir schützen damit Leben, indem wir das Risiko unerkannter Ansteckungen mindern.“Auch FDP-Gesundheitspolitikerin Christine Rachner verweist auf eine hohe Nachfrage nach Tests, etwa bei Supermarktpersonal: „Man müsste da mehr machen.“
Was wollen die Träger der Alten- und Pflegeheime?
Die Stadt hat ein mobiles Test-Team aufgestellt, das für Reihentestungen in Heime kommen kann. Es gibt aber keine Order, dass alle Einrichtungen durchgetestet werden sollen. Aus dem Rathaus ist zu hören, dass die Träger vieler Heime daran auch kein Interesse zeigten – offenbar aus Sorge, dass sie bei einem positiven Befund viele Mitarbeiter in Quarantäne schicken müssten. Innerhalb der Liga der Wohlfahrtsverbände, zu der Caritas, Diakonie, Deutsches Rotes Kreuz (DRK), Arbeiterwohlfahrt (Awo), der Paritätische und die Jüdische Gemeinde gehören, gab es unterschiedliche Ansichten. So warnte Caritasdirektor Henric Peeters wiederholt vor Momentaufnahmen, die eine nur scheinbare Sicherheit vortäuschten. Dagegen hatten sich die Chefs von Diakonie, DRK und Awo bereits vor zwei Wochen für anlasslose Reihentests ausgesprochen, „falls diese in regelmäßigen Abständen wiederholt werden“. Inzwischen befürwortet auch Peeters solche Tests.
Wie gehen andere Großstädte mit dem Thema um?
Die Gesundheitsämter der Städte haben einigen Spielraum. Dortmund und Hannover berichten auf Anfrage von einer ähnlichen Strategie wie Düsseldorf. Ganz anders ist der Ansatz in Frankfurt am Main. Dort hatte die Stadtspitze bereits Anfang April einen zum Corona-Testmobil umgebauten Linienbus vorgestellt, der speziell Alten- und Pflegeheime ansteuert. Mitarbeiter und Bewohner sämtlicher 50 Einrichtungen sollen getestet werden. „Wir gehen von 8000 Proben aus“, sagt Stadtsprecher Mirco Overländer. Auch Stuttgart testet schon länger in Pflegeheimen. Bis Montag wurden 4450 Mitarbeiter sowie 1238 Bewohner getestet. In Köln wurden bis Freitag rund 93.000 Abstriche verzeichnet, allerdings viele davon dezentral bei niedergelassenen Ärzten. Etwas mehr als drei Prozent waren positiv, in Düsseldorf sind es 8,6 Prozent. In Köln wurden Reihentests in Pflegeheimen gemacht; zudem hat die Stadt ein Konzept für Pool-Testungen in Kitas erarbeitet. Ab der kommenden Woche werden AbstrichTeams dort auf freiwilliger Basis Mitarbeiter testen.