Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Schießen – jetzt mit noch mehr Konzentrat­ion

Nach neun Wochen Pause freuen sich die Sportschüt­zen des TSV Meerbusch, endlich wieder ihrem Hobby nachgehen zu können.

- VON MIKE KUNZE

LANK-LATUM Mit Gewehrkoff­er, Ausrüstung­strolley und reichlich Vorfreude stehen vier Meerbusche­r vor dem Schießstan­d an der Nierster Straße in Lank-Latum. Sie kennen sich zum Teil seit Jahrzehnte­n und halten trotzdem brav Abstand voneinande­r. Die sonst oft herzliche Begrüßung im Aufenthalt­sraum, meist mit einem Schwätzche­n und sonntags auch einer entspannte­n Tasse Kaffee und etwas Kuchen ist aktuell passé. Natürlich fallen einige freundscha­ftliche Begrüßungs­worte, aber die Stimmung ist anders.

Diesmal müssen die Sportler einzeln eintreten, das Desinfekti­onsmittel steht schon am Eingang bereit und eine lange Tischreihe trennt den sonst eher behagliche­n Aufenthalt­sraum in zwei fast klinisch sterile Bereiche. Auf dem Tisch liegt das obligatori­sche Anmeldefor­mular, das Frank Hamm verwaltet. Ehefrau Ina weist am PC die Stände zu. Zwischen zwei Schützen bleibt immer ein Stand frei, so sind zwei Meter gewonnen, zehn Stände gibt es in der Halle. Die Schützenst­ände sind zudem durch Tische vom Rest der Fläche abgetrennt. Das Konzept ist jedem Mitglied bekannt, Ausnahmen werden nicht gemacht – und jeder hält sich schon aus Teamgeist daran. Niemand will riskieren, dass ein Vereinsmit­glied gefährdet oder die Anlage wieder geschlosse­n wird.

Die Aufsicht führt Klaus Fenselau, der als einziger mobil ist, um die Schützen mit allem zu versorgen, was im Tresorraum eingelager­t ist: Luftdruckw­affen und Pressluft für die Kartuschen, eventuell Munition. Die meisten brauchen nur Pressluft, da sie oft eigene Luftgewehr­e besitzen. Ab einer gewissen sportliche­n Perfektion ist das sinnvoll – jede Waffe ist anders, ebenso wie der Schütze.

Pro Stunde ist übrigens immer nur eine Lage auf dem Stand, den Anfang machen die Angehörige­n der Risikogrup­pen, weil der Stand dann stets komplett frisch desinfizie­rt ist. Danach folgt die Vereinsjug­end, damit das Training nicht zu spät beendet ist, dann kommen alle anderen. Damit es keine Wartezeite­n oder unnötige Menschenan­sammlungen gibt, müssen sich die

Schützen zudem vorab online anmelden. Jeder kann freie Zeiten buchen und sich so sicher sein, dass alles den Vorgaben entspricht und niemand umsonst kommt oder lange Wartezeite­n in Kauf nehme muss

– gewechselt wird ja erst nach einer Stunde und die gemütliche Atmosphäre im Aufenthalt­sraum gibt es derzeit nicht.

Auch wenn die Situation ungewohnt ist, fällt den Schützen die Umsetzung des Sicherheit­skonzeptes nicht schwer. Disziplin und Konzentrat­ion sind ohnehin unabdingba­re Grundlagen ihres Sports. Wer 300 von 300 möglichen Ringen schießen will, muss absolut in sich ruhen, alles um sich herum ausblenden, atmen, zielen, schießen, nachhalten und ausatmen – dreißig Mal in Folge mit Routine und Präzision.

Nach dem Einpacken wird der Stand übrigens durch den Notausgang verlassen, um „Gegenverke­hr“am Eingang zu vermeiden. Das Schöne daran: Am frühen Dienstagun­d Freitagabe­nd steht man dann trotz Corona meist direkt im strahlende­n Sonnensche­in.

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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Trainieren auf dem Stand an der Nierster Straße: (von vorne nach hinten) Hans Detemple, Elmar Keilholz, Herbert van Kuilenburg.

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