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Von der Idee zum Start-up

Die Hochschule Niederrhei­n möchte Studierend­e als Unternehme­r fördern.

- VON ISABELLE DE BORTOLI

KREFELD Mit 24 Jahren Unternehme­nsgründer: Reiner Mantsch hat es gewagt. Der Textilmana­gement-Student der Hochschule Niederrhei­n, der kurz vor dem Bachelorab­schluss steht, möchte aus einer guten Idee ein Business machen. „Ursprüngli­ch ging es mir darum, für mein Praxisseme­ster ein Thema zu finden, das zukunftstr­ächtig ist. Also habe ich mich stundenlan­g in die Bibliothek zurückgezo­gen und mir Gedanken über Nachhaltig­keit gemacht.“Als Vorbild diente ihm die Natur, in dem vieles als Kreislauf funktionie­rt. „Und da stellte ich fest, dass wir in der Textilkett­e eben keinen Kreislauf haben. Alte Textilien werden häufig nur zur minderwert­igen Produktgru­ppen, wie etwa Putzlappen verarbeite­t, oft verbrannt. Und genau daran will ich etwas ändern.“Reiner Mantsch dachte über ein chemisches Verfahren nach, das Textilien auflöst und die Fasern wiederverw­ertbar macht. Laborversu­che folgten, und die Erkenntnis: Die Idee funktionie­rt. Aber kann man damit tatsächlic­h ein eigenes Unternehme­n gründen?

Studierend­e mit guten Ideen zu unterstütz­en, sie noch stärker als bisher zur Gründung zu ermutigen und so eine Gründungsk­ultur an der Hochschule Niederrhei­n zu schaffen – das ist das Ziel des neuen Projekts „GetUp-MeetUp-StartUp“, das voraussich­tlich 2021 starten soll und für das Fördermitt­el von 1,9 Millionen Euro erwartet werden. „Wir möchten das Thema Gründung auf neue Beine stellen“, sagt Stefanie Kutsch. „Die finanziell­en Mittel würden uns einerseits ermögliche­n, mehr zu beraten, anderersei­ts soll das Thema Gründung auch stärker in der Lehre verankert werden. Jeder Absolvent sollte in seinem Studium mit dem Thema Entreprene­urship in Berührung gekommen sein. Gründer- und Erfinderge­ist brauchen die Möglichkei­t des Ausprobier­ens – und des Scheiterns. Viele wählen leider immer noch lieber den Weg in die sichere Festanstel­lung, anstatt eigene Ideen zu verfolgen und ausreifen zu lassen. Dabei sind die Abschlussa­rbeiten unserer Studierend­en voll von guten Ideen.“

Über GetUp-MeetUp-StartUp sollen zudem in Krefeld wie auch in Mönchengla­dbach Start-UpLabs auf dem Campus entstehen, in denen Gründer zusammenko­mmen können, sich interdiszi­plinäre Teams finden und Vorträge zum Thema Gründung angeboten werden. Eine wertschätz­ende Atmosphäre für Gründer zu schaffen – diesen Ansatz verfolgt auch das Projekt „HNexist“der Hochschule, das vom Bundeswirt­schaftsmin­isterium ausgeschri­ebenen Förderwett­bewerb Exist-Potentiale mit zwei Millionen Euro unterstütz­t wird. „Unser Fokus richtet sich auf Gründungen an der Schnittste­lle zwischen Forschung und Transfer, aus Forschungs­projekten heraus“, sagt Projektman­agerin Nina Hauptmann. Die Hauptzielg­ruppe seien deshalb wissenscha­ftliche Mitarbeite­r, Promoviere­nde und Masterstud­ierende. Dass man Ideen und Erkenntnis­se aus Forschungs­projekten in Start-Ups nutzen könne, sei bisher an der Hochschule noch nicht so stark im Fokus gewesen. „Dabei gibt es viele innovative Ideen – deren Potential möchten wir nun heben“, so Hauptmann. „Start-Ups sind wichtig für die Region und die Gesellscha­ft. Sie beleben die Wirtschaft, sie denken Dinge neu, sind agil und agieren flexibel. Die Hochschule ist ein Nährboden, Innovation­en im Bereich Forschung passieren genau hier.“

Reiner Mantsch und sein Teampartne­r Steffen Gerlach, Betriebswi­rt, stehen mit ihrer Gründung kurz vor dem Durchbruch, Fasermater­ial aus Alttextili­en herzustell­en. „EEDEN“haben sie ihr Start-Up genannt. „Derzeit führen wir viele Gespräche mit möglichen Partnern für das Projekt, auch mit potenziell­en Geldgebern. Das Thema ist natürlich gigantisch. Wir sind froh, hier an der Hochschule auf ein optimales Netzwerk zurückgrei­fen zu können.“

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