Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Zwei Kandidaten, keine Chance

Kanzlerkan­didatensuc­he der SPD: Olaf Scholz läuft direkt in die Steinbrück-Falle.

- Christoph Schwennick­e ist Chefredakt­eur des „Cicero“und schreibt regelmäßig an dieser Stelle. Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de

Der Parteivors­itzende Norbert Walter-Borjans sprach von „Mutmaßunge­n“und davon, dass er und seine Co-Parteichef­in Saskia Esken noch auf niemanden festgelegt seien. Zugleich rückte er in einem Interview mit der Rheinische­n Post weiter davon ab, selbst als Kanzlerkan­didat der SPD anzutreten. Rolf Mützenich, der SPD-Fraktionsv­orsitzende und gehandelte­r Wunschkand­idat der Parteispit­ze, nannte die Diskussion verfrüht und sprach vom Spätsommer als Zeitpunkt der Entscheidu­ng. So, als sei der noch eine Ewigkeit hin. Er sollte vielleicht mal zum Fenster rausschaue­n: Die Kirschen werden schon rot.

Zwei Dinge kann man festhalten: Erstens: Knallharte Dementis hören sich anders an. Zweitens: Vizekanzle­r Olaf Scholz hat in Rolf Mützenich einen Wettbewerb­er bekommen.

Scholz’ wesensbedi­ngter Selbstgewi­ssheit und der seiner Leute haftet seit jeher etwas vom Versuch an, einem Wunsch durch Wiederholu­ng zur Wirklichke­it zu verhelfen. Gut in Erinnerung ist noch, wie Olaf Scholz auf dem Wahlpartei­tag in Berlin schon einmal mal einen sicher geglaubten Sieg Norbert Walter-Borjans und Saskia Esken überlassen musste. Seither hat die Linke in der SPD eine Restaurati­on vorangetri­eben, die die Beinfreihe­it eines Olaf Scholz jedenfalls nicht erweitern würde. Absehbares Programm und Person fielen hoffnungsl­os auseinande­r. Eher wäre Motörhead glaubwürdi­g mit Heintje-Liedern auf Tournee gegangen als Olaf Scholz mit einem Programm, das ihm vom Juso-Vorsitzend­en Kevin Kühnert diktiert wird. Scholz läuft direkt in die Steinbrück-Falle. Und dabei hätte er noch eher Chance gehabt, sich ein Programm auszubedin­gen, das zu ihm passt. Weil die SPD 2012/2013 noch eine andere war.

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