Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Leichtathletik-Stars wandern aus
Mit der Weitsprung-Weltmeisterin Malaika Mihambo wechselt wieder eine Top-Athletin in die USA.
BERLIN/OFTERSHEIM sind“, sagte Mihambo.
Lewis hat allerdings bisher keine internationalen Erfolge als Coach vorzuweisen. Seine einzigartige Karriere war oft von Dopinggerüchten begleitet. So kam 2003 heraus, dass beim Superstar vor den Olympischen Spielen 1988 verbotene Substanzen gefunden worden waren. Das Olympische Komitee der USA (USOC) annullierte jedoch die Sperre mit der Begründung, die Einnahme
sei unabsichtlich erfolgt.
„Wenn Athletinnen oder Athleten eine neue Herausforderung suchen, um sich persönlich und sportlich weiter zu entwickeln, können wir sie nicht aufhalten“, sagte DLV-Präsident Jürgen Kessing. Mihambos Entwicklung und der WM-Triumph von Doha haben gezeigt, „dass unser Sprungtrainerteam ein international sehr hohes Niveau hat und Titelgewinne mit unserem Fördersystem absolut erreichbar sind“. Mit 11,21 Sekunden über 100 Meter hatte sie sich ebenfalls für die WM qualifiziert, verzichtete aber auf einen Sprintstart.
Erst am Freitag hatte Mihambo dem Verband nach DLV-Angaben ihre USA-Pläne angedeutet – und schon am Samstag per E-Mail Vollzug gemeldet. Zudem hatte ihr Coach Ralf Weber die erfolgreiche Zusammenarbeit dem Verband zufolge „aus persönlichen Gründen“nach 15 Jahren beendet. Chefbundestrainerin Annett Stein „bedauert“diesen Schritt. „Der DLV hatte Mihambo mehrere Betreuungsmöglichkeiten vorgeschlagen und das Risiko der deutlichen methodischen Veränderungen im Jahr vor den
Olympischen Spielen beim Wechsel in die USA benannt“, sagte sie.
Für Mihambo sind die ersten Gespräche mit Lewis „sehr inspirierend“gewesen. „Ich denke, ich werde auch als Mensch in meiner Entwicklung unterstützt. Die 16 Jahre in dem gewohnten Umfeld haben mich dahin gebracht, wo ich jetzt bin. Dafür bin ich sehr dankbar, aber irgendwann ist es Zeit für was Neues“, meinte die Studentin aus Oftersheim. Sie werde in Houston leben und trainieren. „Wird die Corona-Lage besser, werde ich voraussichtlich im August nach Houston ziehen, aber während der Saison in Deutschland wohnen, auch um meine Familie zu sehen“, sagte Mihambo.
Anfang August will der DLV auch seine deutschen Meisterschaften – ohne Zuschauer – in Braunschweig nachholen. Die dunkelhäutige Mihambo sieht ihre Zukunft in einem Land, das in einer Dauerkrise steckt: Proteste erschüttern die USA, ausgelöst vom Tod des Schwarzen George Floyd nach einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis. Hinzukommen mehr als 100 000 Tote durch die Coronavirus-Pandemie.