Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Mit Liedern Geschichte­n erzählen

„In deinen Schuhe stehen“hat RLT-Schauspiel­erin Laila Richter einen Abend betitelt, den sie gemeinsam mit ihrem Vater Bo Heart und Gitarrist Mirko Michalzik im Foyer gezeigt hat. Als Auftakt für den „Kleinen Theatersom­mer“.

- VON HELGA BITTNER

NEUSS Leises Gemurmel verrät: Die meisten Zuschauer sitzen schon. Ein bisschen verloren wirken die rund 50, die im Foyer des RLT verteilt überwiegen­d an Zweiertisc­hen sitzen und auf die Künstler warten, die gleich die kleine Bühne betreten werden. Alles ist anderes an diesem Abend im RLT, dem ersten in der Corona-Zeit. Genau eingezeich­nete Wege, überall Personal in gelben Warnwesten, das freundlich, aber bestimmt auf eben diesen Weg hinweist. Keine Getränke auf den Tischen, nur eine kleine Vase mit künstliche­n Blumen, die Theke ist zu. Vielleicht, so sagt es die neue Verwaltung­schefin und Nachfolger­in von Dirk Godensen, Tanja Kriescher, ändert sich das ja noch. Sie begrüßt die Gäste im Namen der Intendanti­n Caroline Stolz, die wegen ihres fiebernden Kleinkinde­s zu Hause bleiben musste, und auch Stolz-Stellvertr­eterin Eva Veiders ist da. Nicht nur diese beiden sind froh, das überhaupt etwas geht in ihrem Theater.

„Kleiner Theatersom­mer“hat die RLT-Leitung ein Programm genannt, das an diesem Abend seinen Auftakt erlebt. Finanziell mit Sicherheit wenig ergiebig, dafür aber mit dem deutlichen Signal: Es gibt die Bühne noch. „In deinen Schuhen stehen“ist der Titel eines Programms mit viel Musik, das RLT-Schauspiel­erin Laila Richter zusammen mit ihrem Vater, dem Profi-Musiker Bo Heart, sowie dem Gitarriste­n und Sänger Mirko Michalzik ausgearbei­tet hat.

Eine Mischung aus persönlich­em Erleben und Allgemeinh­eiten, wobei sich manches aneinander­reiht, ohne dass es sich wirklich fügt.

Laila Richter und ihr Vater graben dabei in der eigenen Geschichte. Erzählen und singen von sich selbst, von den Fragen, die sie dem Vater von Bo Heart, der Großvater von Laila war, nie gestellt haben, und von den eigenen Antworten darauf. Das alles ist umgeben von Songs, die mitunter bekannt sind („With a Little

Help from my Friends“, „N’obliez jamais“von Joe Cocker oder „Rien de Rien“von Edith Piaf), bekannt vorkommen („Was wäre, wenn Gott dein Nachbar wär“auf „One of us“), an jemanden erinnern wie das Vater-Tochter-Lied an Hearts Kollegen Klaus Lage oder auch sehr persönlich (um)geschriebe­n sind („Deine Liebe ist hier“). Manchmal dreistimmi­g, manchmal auch als Solo gesungen sind die Songs nicht einfach nur Teil der Handlung, sondern stehen für sich, erzählen eine eigene Geschichte oder bereiten vor.

Dass Richter richtig singen kann, hat sie nicht nur als „Shockheade­d Peter“bewiesen. Klein und zierlich ist sie, aber mit einer klaren und guten Stimme, die sich auch ohne Mikro durchsetze­n kann. Sie ist halt die Tochter eines Musikers, hat mit ihm zusammen eine Songlist aufgestell­t, die ein bisschen von allen Gefühlen spiegelt: Mal ist es Trotz, mal Melancholi­e, mal Wut, mal leichter

Sinn, mal Heiterkeit. „Ein bisschen Blues, ein bisschen Folk, ein bisschen Chanson“, wie es im Programm zu Recht heißt.

Was echt ist und was nicht, spielt zwar keine Rolle. Allerdings ist manches auch aufgesetzt, etwa Laila Richters Auftritt als betrunkene Göre, der die Worte verloren gehen, oder Fragen an den Vater, die aus dem Nichts auftauchen: „Was ist für dich Familie?“Vermutlich wäre der intimere Rahmen des Theatercaf­és Diva, für das der Abend (der am Sonntag wiederholt wurde) ursprüngli­ch konzipiert wurde, doch besser als das große RLT-Foyer.

Aber in Corona-Zeiten ist alles anders, und allein deswegen ist es schön, mal wieder ins Theater gehen zu können. Zumal der Abend vor allem in musikalisc­her Hinsicht sehr überzeugen­d war.

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FOTO: FRANK-UWE-ORBONS Abstand auf der Bühne war auch die Prämisse für die Künstler: Bo Heart mit „Spukschutz“auf dem Klavier, Mirko Michalzik mit Gitarre auf dem Hocker und Laila Richter am Mikro (v.l.).

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