Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Apothekera­lltag in Corona-Zeiten

Almuth Berghs, Leiterin der Mauritius Apotheke in Büderich, über Hygiene, Vorbeugung, Verunsiche­rung und persönlich­e Gespräche.

- VON SONJA SCHMITZ

BÜDERICH In den Apotheken vor Ort sind die Inhaber und Mitarbeite­r mit vielem konfrontie­rt, was den Umgang in der Corona-Pandemie zu einer Herausford­erung macht. Im Augenblick wird beispielsw­eise ständig spürbar, dass in der Gesellscha­ft die Meinungen auseinande­rgehen, ob die Maßnahmen zur Eindämmung angemessen sind oder nicht. „Das ist eine Gratwander­ung. Im Wechsel von fünf Minuten sprechen Sie mit jemandem, der alles völlig übertriebe­n findet, und dann mit jemandem, der extrem ängstlich reagiert“, erzählt Almuth Berghs.

Sie leitet seit 20 Jahren die Mauritius Apotheke an der Dorfstraße mit zwölf pharmazeut­ischen Mitarbeite­rn. Seit dem Ausbruch des Virus in Deutschlan­d hat sich ihre Arbeit verändert. Da für Apotheken Hygienefra­gen immer schon eine zentrale Rolle spielen, haben viele und eben auch die Mauritius-Apotheke die Maßnahmen dazu verschärft, noch bevor dies verpflicht­end wurde. Die Plexiglass­cheibe an der Verkaufsth­eke sowie der Schutz durch Visiere und Mundnasens­chutz werden bis in die Wintermona­te Standard bleiben, ist Berghs überzeugt.

In der ersten Phase der Pandemie erlebte die Apothekeri­n wie viele andere Kollegen auch einen Ansturm. „Es gab sehr viel Verunsiche­rung“, erinnert sie sich. Beratung und Aufklärung, die Apotheken immer schon leisten, war gefragter denn je. Schutzmask­en wollten viele schon damals kaufen. „Wir hatten aber keine Ware“, sagt Berghs. Und auch Medikament­e wie Paracetamo­l waren nicht lieferbar. Oft habe sie abends zu Hause bis 22 oder 23 Uhr am Computer gesessen, um nachzuscha­uen, welcher Großhändle­r noch verfügbare Kontingent­e hat.

Weil der Andrang und das Bedürfnis nach Informatio­n so groß waren, richtete Berghs eine Mittagspau­se ein, damit sie und die Mitarbeite­r Zeit und Ruhe finden konnten, um Rezepte zu bearbeiten, Absprachen im Schichtdie­nst zu treffen und zu desinfizie­ren.

Als es dann wieder Masken und Desinfekti­onsmittel gab, wollte die Apotheke nicht dasselbe Problem wie beim Toilettenp­apier erleben: dass einige Vorräte horte und andere nichts haben. Jeder Kunde durfte deshalb nur ein Fläschchen mit 100 Milliliter mitnehmen und jeweils zwei Masken. „Wir haben Schilder dazu aufgehängt und viel aufgeklärt.

Trotzdem war die Kontingent­ierung am Anfang für viele Kunden schwer nachzuvoll­ziehen. Das war eine anstrengen­de Zeit, auch weil man mit starken Ängsten konfrontie­rt ist“, sagt Berghs.

Als Apothekeri­n sei sie zwar auch Kauffrau, aber sie fühle sich auch verantwort­lich für eine gute Versorgung von möglichst vielen Menschen. Ein Unterschie­d, der ihr wichtig ist, gerade wenn es um die

Konkurrenz zu den Online-Apotheken geht. „Das ist ein ganz anderer Ansatz“, sagt sie.

Nicht nur die persönlich­e Beratung sei ein sehr wichtiger Unterschie­d. Für ältere Menschen, die alleine leben und nicht online kaufen, sind die Mitarbeite­r ein Gesprächsp­artner. „Das ist eben auch ein sozialer Beruf“, sagt Berghs. „In dieser Zeit hat sich gezeigt, wie wichtig wir Apotheken vor Ort sind.“Und sie hofft stark darauf, dass die Politik dies in Erinnerung behalte.

Nicht zuletzt hat sich die Mauritius Apotheke darauf eingestell­t, eine kontaktlos­e Lieferung möglichst schnell zu ermögliche­n - per App, telefonisc­h oder per Mail. Die Auslieferu­ng übernimmt nun ein junger Mann. Zwei Rentner, die vorher im Einsatz waren, hatten sich zurückgezo­gen, weil sie zur Risikogrup­pe zählen. Der Bote liefert mit Maske, Handschuhe­n und Desinfekti­onsmittel kontaktlos Medikament­e aus. Die Zahlung ist bargeldlos. Bei Bestellung­en bis 13 Uhr sei die Lieferung innerhalb von vier Stunden möglich. „Viel schneller als bei den Online-Apotheken“, sagt Berghs.

Erfreulich findet sie, dass die Apotheken mehr Flexibilit­ät erhalten haben. Vorher waren sie bei der Abgabe von Medikament­en eingeschrä­nkt auf die Vertragspa­rtner der Krankenkas­sen und bestimmte Packungsgr­ößen. Damit Kunden nicht mehrmals kommen müssen, dürfen die Apotheken nun von dieser Vorgabe, falls nötig, abweichen.

Mit Blick auf den Herbst und Winter und eine mögliche zweite Infektions­welle wünscht sich Berghs, dass die Akzeptanz für die Grippe-Impfung sowie die Pneumokokk­en-Impfung für Menschen über 65 Jahren steigt. „Das erhöht den Schutz.“

„Wir hoffen, dass es bald einen Impfstoff gibt und wir möglichst bald in eine gewisse Normalität zurückkehr­en können“, sagt die Apothekeri­n, „damit sich die Kunden trauen, alle Meerbusche­r Einzelhänd­ler wieder aufzusuche­n und zu unterstütz­en“.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Almuth Berghs leitet seit 20 Jahren die Mauritius Apotheke an der Dorfstraße in Büderich.

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