Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Neue Technologien fordern neue Berufe
An zwei Berufsbildungszentren (BBZ) des Rhein-Kreises werden neue Ausbildungen angeboten. Das BBZ Hammfeld erweitert sein Angebot im Bereich der Ingenieurs-, das BBZ Dormagen im Bereich Umweltschutztechnik.
RHEIN-KREIS Drei zusätzliche Ausbildungsmöglichkeiten wird es ab dem 1. August an zwei Berufsbildungszentren (BBZ) im Rhein-Kreis geben. Das BBZ Neuss-Hammfeld bietet den dualen Bildungsgang Elektroniker/in für Gebäudesystemintegration und eine Erweiterung im Bereich Ingenieurstechnik an. Das BBZ Dormagen eröffnet die Fachschule für Technik mit der Fachrichtung Umweltschutztechnik.
Für Edelbert Jansen, Schuleiter des BBZ Hammfeld, ist der neue Bildungsgang eine Möglichkeit für handwerklich Interessierte, einen Ausbildungsberuf zu erlernen, in dem alte und neue Technologien verbunden werden. Die Digitalisierung und der Einzug der Informationstechnik verändern das Leben und damit auch Berufsfelder. Da müsse es eine „kreative Bearbeitung
Edelbert Jansen Schulleiter BBZ Hammfeld
der Bildungslandschaft geben“, so Jansen. Es würden neue Ausbildungsberufe gebraucht, die der neuen Zeit entsprechen. Der Elektroniker werde nach wie vor gefragt sein. Aber es müsste auf der Basis der Elektronik auch die Fachleute geben, die die Techniken beherrschen, mittels Informatik und Steuerungsmethoden zeitgemäß komplette Haushalte zu regeln.
Was in der Industrie und gewerblich schon lange praktiziert wird, soll auch Einzug in Haushalte haben: die elektronische Steuerungen von Abläufen. Aus der Ferne wird die Heizung reguliert, können die Rollläden in Betrieb genommen werden, werden automatisch die Leuchtkörper eingeschaltet, läuft ein Alarm in einer Wachzentrale auf, wenn ein Einbrecher ein Fenster oder eine Tür öffnet. „Die Handwerkskammer ist auf uns zugekommen und hat uns gefragt, ob wir uns einen entsprechenden Ausbildungsberuf vorstellen können“, meint Jansen. Nach einjähriger Vorbereitungszeit kann die Ausbildung am August angeboten werden.
„Unser Berufsbildungszentrum ist das einzige weit und breit mit dieser Ausbildungsmöglichkeit.“Die anderen Zentren hielten sich auf diesem Ausbildungssektor vernünftigerweise zurück. „Wir können die vorhandenen Geräte der Berufsfachschule Technik nutzen. An anderen Orten hätten erst kostenintensiv investiert werden müssen“, erklärt der Schulleiter. Die zweite Neuerung am BBZ Hammfeld zum Schuljahreswechsel betrifft die Ingenieurstechnik. Bisher war dort möglich, das Fachabitur in Elektrotechnik zu erlangen, das zu einem entsprechenden Studium an einer Fachhochschule berechtigte.
„Mit der Ausweitung auf Ingenieurstechnik ermöglichen wir es Absolventen, alle Sparten der Ingenieurswissenschaften zu studieren und nicht auf Elektrotechnik spezialisiert zu sein.“Dann sei es beispielsweise auch möglich, mit dem Abschluss am Berufsgymnasium Maschinenbau zu studieren.
Ein wenig Stolz schwingt mit in der Stimme von Kornelia Neuhaus, der Leiterin des Berufsbildungszentrums Dormagen: „Wir sind das einzige Berufskolleg in der Region, das den neuen Bildungsgang Umweltschutztechnik anbietet.“Die nächste Ausbildungsstätte ist im Ruhrgebiet, in Gelsenkirchen. Zum Schuljahreswechsel 2021/2022 am 1. August wird die Fachschule für Umweltschutztechnik am BBZ Dormagen den Betrieb aufnehmen. „Es handelt sich um einen Aufbaubildungsgang auf der Basis der Ausbildung zum Chemikanten, Chemielaboranten, Chemieassistenten oder Anlagenmechaniker“, erläutert Neuhaus. Sie misst dem neuen Ausbildungsgang einen hohen Stellenwert bei. „Das ist eine zukunftsweisende Weiterbildungsmaßnahme.“Mit ihr werde eine „offene Lücke“gefüllt, zumal der Umweltschutz und Techniken zum Umweltschutz immer mehr an Bedeutung gewinnen würden. Die Auszubildenden, die am BBZ unterrichtet werden, seien sehr an diesem Studiengang interessiert. „Wir brauchen eine bestimmte Anzahl von Studierenden, um starten zu können“, so die Schulleiterin.
Deshalb schreibt sie die großen Unternehmen an und wirbt dort für den neuen Ausbildungsgang, der von den Teilnehmern viel abverlangt. Vier Jahre lang studieren sie im Abendlehrgang das Fach. „Der Fachbildungsweg entspricht dabei dem an einer Fachhochschule. Der Abschluss ist mit ihr gleichzusetzen.“Bedauerlicherweise sind der Schulleiterin bei der Werbung für den neuen Ausbildungsgang coronabedingt die Hände gebunden. Ein möglicher Tag der offenen Tür am BBZ oder Informationsbesuche in Betrieben sind derzeit nicht möglich. Da bleibt neben der Mund-zu-Mund-Propaganda ein Flyer.
„Die Digitalisierung verändert das Leben und damit auch Berufsfelder“