Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Corona-Management unter Druck
Am Dienstag die Bund-Länder-Runde, am Donnerstag die Kanzlerin, am Freitag der Gesundheitsminister – die obersten Krisenmanager des Landes treten beinahe täglich vor die Kameras, um sich zu erklären. Allein die Dichte der Auftritte zeigt: Der Druck auf die Bundesregierung steigt, ihren Kurs in der Pandemiebekämpfung zu rechtfertigen. Während die Zahlen der Neuinfektionen und Intensivpatienten sinken, haben Bund und Länder den Lockdown mit all seinen Härten verlängert. Das nährt den Überdruss. Zu Beginn des zweiten Corona-Jahres werden die Maßnahmen für viele Menschen zunehmend zur Last. Das schlägt sich in Umfragen nieder: Laut ARD-„Deutschlandtrend“nimmt fast jeder zweite Bürger die Einschränkungen als starke Belastung wahr – weitaus mehr als noch vor Weihnachten. Parallel sinkt die Zufriedenheit mit dem Krisenmanagement. An den politischen Spitzen gehen diese Werte nicht spurlos vorüber. Sie feilen sichtlich aufgeregt an ihrer Krisenkommunikation.
Dabei gibt es viele gute Gründe für die Lockdown-Verlängerung. Die rund 17.860 Covid-19-Fälle von Freitag sind viel zu viele, und 860 Tote am Tag sind nach wie vor eine erschreckend hohe Zahl. Hinzu kommt die Sorge, dass Virus-Mutationen auch hierzulande zur Explosion der Fallzahlen führen. All das gibt den Krisenmanagern in der Sache recht.
Doch natürlich geht es bei ihrem dringlichen Werben um das Verständnis der Bürger nicht nur um nackte Zahlen. Es geht auch um politische Deutungshoheit. Schließlich ist auch das Superwahljahr angebrochen. Merkel, Spahn und Co. haben neben Kurvenverläufen nun verstärkt die eigene politische Bilanz im Blick. Man kann nur hoffen, dass die seriöse Krisenkommunikation nicht unter die Räder kommt, wenn der Wahlkampf erst richtig Fahrt aufnimmt.
BERICHT DIE SORGE VOR NOCH GRÖSSEREM SCHADEN, POLITIK