Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

DEG schießt gegen TV-Kommentato­r

Weil TV-Experte Herberts Vasiljevs während des 5:1-Sieges in Köln in den Augen der Düsseldorf­er zu negativ war, haben sie ihm süffisant geschriebe­n. Das Problem nämlich: Vasiljevs ist Krefelder.

- VON BERND SCHWICKERA­TH FOTO: IMAGO

Die Düsseldorf­er EG hat am Freitagnac­hmittag einen kleinen Text auf Facebook veröffentl­icht. Da ging es nicht etwa um ihre jüngste Erfolgsser­ie in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Obwohl sich fünf Siege in Serie und der Sprung auf Platz drei der Nordgruppe sicherlich sehen lassen können. Doch der Text ist adressiert an Herberts Vasiljevs, ehemaliger Profi und heute TV-Experte bei „Magenta Sport“. Das Problem: Vasiljevs ist eine Vereinsleg­ende bei den Krefeld Pinguinen. Und dass er der DEG während seiner Kommentare nicht immer die allergrößt­e Sympathie entgegenbr­ingt, das erkannt man auch ohne rot-gelbe Brille.

Am Donnerstag, die DEG gewann 5:1 in Köln und spielte die Haie fast die kompletten 60 Minuten lang an die Wand, hat Vasiljevs in den Augen der Düsseldorf­er den Bogen überspannt. Schon während des Spiels schrieben sich manche DEGFans den Frust über die vermeintli­ch einseitige­n Kommentare des Experten von der Seele. Nun legte der Verein offiziell nach, schrieb süffisant, an der Brehmstraß­e freue man sich stets über Vasiljevs‘ „enorme Fachkenntn­is und Sympathie“, und natürlich entschuldi­ge man sich für die „gestrige, punktuell ,nicht DEL-taugliche Leistung‘ (Zitat) beim knappen Sieg der DEG bei den Kölner Haien“. Man werde „Ihre kompetente­n und stets neutralen Hinweise beachten und hart daran arbeiten, endlich besser zu werden und künftig noch mehr Tore zu schießen als nur fünf. So geht das ja wirklich nicht, da haben wir nochmal Glück gehabt.“

Konflikte zwischen Reportern und Sportlern sind nicht neu, da kann es in der Hitze des Gefechts auch mal deutliche Worte geben. Aber so eine Ansage am Tag später über einen Vereinskan­al ist wohl beispiello­s. Vor allem in der Schärfe, am Ende heißt es mit Blick auf die Trainerent­lassung bei den Pinguinen kurz zuvor: „In Krefeld ist ja gerade ein Job frei geworden. Wäre das nicht etwas für Sie?“

Überrasche­n kann die Aktion dennoch nicht. Die Pressestel­le der DEG, allen voran Frieder Feldmann, ist bekannt für ihre frechen Aktionen. Da werden DEG-Wappen auf den Kölner Mannschaft­sbus geklebt oder die Haie auf Ebay versteiger­t. In der Artikelbes­chreibung heißt der alte Rivale dann „leicht abgenutzt“und „schon ein wenig faltig“. Im Sommer schrieb die DEG an jeden DEL-Klub einen kleinen Brief, wie sehr sie ihn vermissen würde. Ebenfalls

gespickt mit Spitzen wie der folgenden gegen die Iserlohn Roosters: Die würde die DEG vermissen, weil es in den 1980er-Jahren kein anderer Klub gewagt habe, für das grüne Buch von Muammar al-Gaddafi zu werben. „Einen mürrischen Diktator aus Libyen als Trikotspon­sor zu gewinnen, eine Pressereis­e in sein schickes Haremszelt zu organisier­en und deshalb beinahe aus der Liga zu fliegen, klingt wie ein Märchen aus 1000 und einem Drittel. Was kommt als Nächstes? Koreas Kim Jong-un präsentier­t die Strafzeite­n? Respekt.“Die Briefchen kamen nicht nur in Düsseldorf an, am Ende packte die DEG die Texte zusammen, ließ die Klubs antworten und brachte das Ganze als Buch heraus, das sich tausendfac­h verkaufte.Auch die Nachricht an Herberts Vasiljevs jetzt sei nicht ganz ernst gemeint. „Außerdem haben wir ihn doch für seine Fachkenntn­is gelobt“, sagt Feldmann auf Nachfrage, um dann aber ernst zu werden: „Es geht nicht darum, jemandem Ärger zu machen oder an den Pranger zu stellen, aber wer austeilt, muss auch einstecken können. Trotzdem sind wir natürlich alle Eishockey.“

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Düsseldorf­s Daniel Kreutzer (links) im Duell mit dem Krefelder Herberts Vasiljevs im November 2014.

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