Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
„Ich vermisse Hilfe der Verbände“
Die Vorsitzende von Tusa 06 fürchtet einen Mitgliederrückgang im anstehenden Jahr.
(mjo) Ute Groth ist seit 2007 Vorsitzende des Breitensportvereins DJK Tusa 06. Der Klub von der Fleher Straße und mit der Fleher Brücke im Wappen hat rund 1600 Mitglieder, die in acht Abteilungen Sport treiben. Über die Grenzen Düsseldorfs hinaus wurde Ute Groth im Vorjahr bekannt, weil sie sich als Nachfolgerin von DFBChef Reinhard Grindel für den Präsidentenposten bewarb. Ute Groth spricht unter anderem über die Situation bei ihrem Verein während der Corona-Pandemie.
Wie war das Coronajahr 2020 für den von Ihnen geführten Verein?
GROTH Trotz aller Einschränkungen war es für Tusa ein letztlich erfolgreiches Jahr. Mit unserem Partnerverein SV Grün-Weiß-Rot haben wir durch das Förderprogramm des Bundes insgesamt 1,4 Millionen Euro zur Verfügung gestellt bekommen. 825.000 Euro kamen vom Bund, der Rest von der Stadt. Mit dem Geld wollen wir den Sportpark ausgebauen. Es entstehen unter anderem ein Kunstrasenplatz, ein Tennisplatz sowie zwei Beachvolleyball-Felder.
Wie hat sich die Mitgliederzahl entwickelt? Manche Vereine klagen über einen Rückgang wegen der Pandemie?
GROTH Die Mitgliederzahl ist unverändert geblieben. Doch Sorgen mache ich mir wegen des gerade begonnenen Jahres.
Wie sieht es mit dem Modell aus, das Ihr Verein entwickelt hatte? Dabei ging es darum, Mitgliedern Sportund
Bewegungsmöglichkeiten auf dem großen Tusa-Sportpark zu ermöglichen.
GROTH Uner Angebot an unsere Mitglieder im Frühjahr 2020 Abschnitte unserer Sportanlage zu buchen, um sich dort mit einer zugelassenen Zahl anderer zu bewegen, ist auf große Resonanz gestoßen. Die Nutzung wurde nach allen erforderlichen Kriterien gebucht, so dass die Namen der Teilnehmer im Bedarfsfall nachzuverfolgen waren. Der Lockdown im November stoppte dieses Angebot. Derzeit stehen unsere Sportplätze leer, und die Familien bewegen sich so gut es geht in öffentlichen Parks. Und es geht nicht immer gut. Der Volksgarten, die Urdenbacher Kämpe, der Himmelgeister Strand und andere Möglichkeiten sind geradezu überfüllt am Wochenende.
Wie verhalten sich die Menschen in Ihrem Stadtteil? Treten die auch an
Sie heran mit der Frage nach Sportmöglichkeiten?
GROTH Ja, definitiv. Marcus Italiani, der Leiter unseres Leistungszentrums für Mädchenfußball, hat mir beispielsweise berichtet, dass sich die Anfragen der jungen Fußballerinnen bei ihm häufen. Die wollen wissen, wie und wo sie sich bewegen können. Wir versuchen zwar, das durch Einsatz moderner Medien aufzufangen. Aber irgendwann reicht das dann sicherlich nicht mehr. Die Menschen wollen dann einfach nach draußen und Sport treiben.
Was schlagen Sie vor?
GROTH Ich vermisse Hilfe von den Verbänden. Sich jetzt Strategien für die Zeitpunkte einer möglichen Wiederfreigabe der Sportanlagen zu machen, würde bereits Perspektiven eröffnen. Für Tusa jetzt könnte es heißen: Unter wiederum genauester Beachtung der Richtlinien Öffnung der Vereinsanlage wie im Frühjahr 2020, mit dem Ziel, den Mitgliedern für individuelle Sportausübung mit ihrer Familie Platz zu geben.
Dann wäre die Beschränkung durch die Enge der Wohnung wenigstens zeitweise weg...
GROTH Richtig, und auch der Sichtkontakt zu den Vereinskameraden ist wichtig. Für den Fußball vermisse ich eine Einmischung des DFB in die Angelegenheiten des Amateurfußballs. Den für uns zuständigen Landesverbänden fiele es nach einer klaren Stellungnahme leichter, sich Pläne für die Wiederaufnahme des Sports für Ende der Pandemie zu überlegen.