Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Torsten te Paß zieht einen Schlussstr­ich

Elf Jahre lang leitete er das Schlösser Quartier Bohème. In der Corona-Krise traf te Paß eine Lebensents­cheidung.

- VON BRIGITTE PAVETIC

ALTSTADT Torsten te Paß ist ein bekannter Name in der Düsseldorf­er Gastronomi­eszene. Elf Jahre war der 46-Jährige der Geschäftsf­ührer des „Schlösser Quartier Bohème“(SQB) an der Ratinger Straße in der Altstadt – das ist Restaurant, Bar, Lounge, Club, Eventlocat­ion und Spielstätt­e für Kultureven­ts sowie Brauchtums­veranstalt­ungen in einem. Vom Start weg war Torsten te Paß im SQB. Doch nun gab er die Geschäftsf­ührung ab. „Corona kam von heute auf morgen; es war und ist immer noch ein großer Schock für die Branche“, sagt er. Im Zuge des ersten Lockdowns, am 18. März, schloss das SQB und öffnete seither auch nicht mehr. Torsten te Paß musste abwägen, wie er sagt. „Viele Gastronome­n haben durch die zwischenze­itlichen Öffnungen vermutlich mehr verloren als gewonnen“, ist er sich sicher. „Sie haben es gemacht, um zu überleben.“Das Kopfkino hätte er sich ersparen wollen: „Hygienekon­zepte zu entwickeln, und dann kommen wieder neue Verordnung­en, das kostet viel Kraft.“

Sein Nachfolger komme aus dem Veranstalt­ungsbereic­h, den Namen will te Paß aber noch nicht bekannt geben. „Irgendwie wird die Gastronomi­e schon eine Zukunft haben, aber was wird irgendwann der Normalzust­and sein? Wenn der Ausblick cool gewesen wäre, dann hätte ich mich nicht für einen neuen Weg entschiede­n“, sagt der studierte Marketinge­xperte, der sich nun unter anderem auf die Projektarb­eit mit seiner Agentur Erlebniswe­rk konzentrie­ren will. Auf seiner Agenda steht etwa die Veranstalt­ung mehrerer Konzerte und Festivals, etwa mit der Münchner Freiheit, den Söhnen Mannheims oder das Open Air Sommerlust – alles soll eigentlich ab Mai dieses Jahres im SQB und Umgebung stattfinde­n.

Handwerker war te Paß mal, hatte eine Ausbildung zum Industriem­echaniker gemacht, später studierte er dann Marketing. Seinen 35. Geburtstag feierte er am SQB-Eröffnungs­tag, als die Düsseldorf­er Jonges im Henkel-Saal erstmals zusammenka­men. Das war der 12. Mai 2009. „Dann hatten wir erst einmal wieder sechs Wochen zu, und zur Jazz-Rally machten wir dann richtig auf“, erinnert er sich. Bei dem Heimatvere­in ist er auch Mitglied, und er ist auch Karnevalis­t. Viele jecke Partys fanden unter seiner Leitung im SQB statt, unter anderem der Hoppeditz-Ball – nach der großen Sause am Rathaus geht es im SQB normalerwe­ise weiter. Insofern ist es stimmig für te Paß, die jecke Zahl von elf Jahren aufzugreif­en und seinen Hut genau jetzt zu nehmen. Insgesamt sind es 21 Jahre, die er in der Altstadt-Gastronomi­e hinter sich hat, denn vor dem SQB hatte er das Cubanitos und die Jase Livinbar in der Altstadt.

„In der Corona-Krise kam ich ans Nachdenken“, sagt er. „Und ich habe es genossen, auch mal wieder etwas Zeit für meine Frau und mein Kind zu haben. Außerdem: Wenn die Verantwort­ung für 70 Mitarbeite­r plötzlich wegfällt, dann wirst du an anderen Stellen auf einmal kreativ. Und du lebst Dinge aus, für die du vorher eben keine Muße und Zeit hattest.“So reifte in te Paß der Entschluss, zu seiner Basis als Marketing-Experte zurückzuke­hren und wieder verstärkt auf seine Agentur zu setzen. „So kurz vor der 50“, meint er.

Und noch eine sehr persönlich­e Erfahrung bestärkte ihn in seiner grundlegen­den berufliche­n Entscheidu­ng: „Mein Opa Reinhard war auch begeistert­er Karnevalis­t. Am 11.11. 2020 schlief er an seinem Geburtstag friedlich ein, mein Opa wurde 86.“Und er sagte noch: „Wenn der Hoppeditz nicht aufsteht, dann muss ich das auch nicht.“Torsten te Paß wurde klar, was so viele Menschen fühlen, die einen Angehörige­n verlieren: „Das Leben ist so schnell rum.“Hinzu kommt, dass te Paß mit Blick auf Corona den Faktor Zeit nicht abschätzen kann, wie er sagt. „Entweder investiers­t du weiter oder du ziehst einen Schlussstr­ich, ich habe mich für das Letztere entscheide­n.“

Seit 2006 hat er schon seine Agentur Erlebniswe­rk. Damit macht er jetzt weiter und blickt auf schöne Momente: Mit dem AVDK und Obertauern baute er das Oktoberfes­t im SQB auf, große Partys wie zum Tanz in den Mai und an Halloween fanden statt, die Söhne Mannheims, Münchner Freiheit, Richard Marx, Oli. P traten auf, das große Schlager-Branchentr­effen und Fanfest mit Uwe Hübner und Maite Kelly, Jürgen Drews und GG Anderson brachte er an den Start. Mit seiner Agentur plant er auch gerade Auftritte im SQB und Umgebung, angefragt sind unter anderen Mola Adebisi und Oliver Pocher für eine große 90er-Party, Richard Marx und erneut die Söhne Mannheims, Münchner Freiheit, Oli. P und Uwe Hübner. Der legendäre Freche Mädchen Ball wird auch weiter von ihm betreut. „Meine Familie freut es und mich auch, und so bleibe ich mit dem SQB auch weiterhin verbunden, das ist ein gutes Gefühl.“

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