Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Wut über Taubennetze bei Real
Tierschutzverein Meerbusch kritisiert Vergrämungsmaßnahmen an der Bataverstraße und schließt Klage nicht aus.
NEUSS/MEERBUSCH Uta Snyders-Richard fährt in diesen Tagen regelmäßig zum Real-Markt an der Bataverstraße in Neuss. Nicht, um um dort ein paar Ausverkauf-Schnäppchen zu ergattern – der Supermarkt wird zum 1. Februar zu einer Kaufland-Filiale –, sondern aus einem anderen Grund. Die Vorsitzende des Tierschutzvereins Meerbusch dokumentiert nämlich mit weiteren Mitgliedern Arbeiten, die aktuell an der Parkplatz-Überdachung vorgenommen werden. Eine Fachfirma platziert großflächig Netze, damit Tauben sich dort nicht mehr niederlassen können.
Uta Snyders-Richard Vereins-Vorsitzende
Aus Sicht von Uta Snyders-Richard und ihren Vereinskollegen stellen die Netze eine Gefahr für die Tauben dar. „Bei den laufenden Arbeiten sind bereits Tiere hinter die Netze gelangt“, sagt sie. Nun werde man die Maßnahmen genau verfolgen und schließe auch nicht aus, Rechtsmittel einzulegen, sollten sich nach Abschluss der Arbeiten weitere Tiere in den Netzen verheddern. „Wir suchen aber zunächst das Gespräch“, sagt die Vorsitzende. Ihre Vereinskollegin Heidi Peters kritisiert auch die frisch angebrachten Stäbe an den Parküberdachungen, die die Tiere zusätzlich gefährden würden.
Wie ein Sprecher von Real auf Nachfrage unserer Redaktion mitteilt, bestünde bereits seit mehreren Jahren an dem Markt an der Bataverstraße ein sehr hohes Aufkommen an Tauben. „Dies ist insbesondere darauf zurückzuführen, dass seit geraumer Zeit einige Privatpersonen fast täglich, sogar sonntags, ordnungswidrigerweise wild lebende Tauben auf dem Gelände des Marktes füttern“, heißt es in der Antwort. Das Problem sei auch bei der Stadt Neuss bekannt. Da für den Lebensmittelhandel sehr strenge Hygieneauflagen gelten, stelle dieser Umstand eine große Belastung für den Markt dar. Daher sei durch den Besitzer der Immobilie das Anbringen der Taubennetze angeordnet worden. „Vor Beginn der Arbeiten wurde das Gelände abgefahren, damit ausgeschlossen werden kann, dass Tauben in dem fraglichen Bereich Nester gebaut haben“, so der Sprecher. Somit sei sichergestellt, dass weder brütende Taubenpaare von ihren Nestern ferngehalten werden noch die Tiere auf irgendeine andere Art und Weise zu Schaden kommen.
Der Tierschutzverein Meerbusch hätte es jedoch lieber gesehen, wenn sich der Eigentümer für eine andere Lösung entschieden hätte. „Man hätte doch versuchen können, die Tauben umzusiedeln. Es ist nicht schön, die Tiere in der Winterzeit ihrer Schlafplätze zu berauben“, sagt Uta Snyders-Richard. Das Problem: Tauben seien äußerst ortstreu und würden trotz Netzen nicht einfach verschwinden. „Man hätte auf dem Nachbargelände ein Taubenhaus aufstellen können, wo es Futter gibt und das regelmäßig gereinigt wird“, sagt die Vorsitzende.
Auf diese Art versucht auch die Stadt, dem Problem Herr zu werden. In den vergangenen Jahren wurden mehrere solcher Taubenhäuser aufgestellt – unter anderem am Hauptbahnhof, wo die Population besonders groß ist. In den Häusern erhalten die Vögel trockenes und artgerechtes Futter. Darum appelliert die Stadt regelmäßig an Bürger, die Tauben im Stadtgebiet nicht zu füttern. Die Körner könnten zum Beispiel Wasser aufnehmen und anfangen zu schimmeln, was eine Gefahr für die Tiere wäre. Wer vom Ordnungsamt beim Taubenfüttern erwischt wird, dem droht ein Bußgeld, weil es sich dabei um eine Ordnungswidrigkeit handelt. Diese Tatsache hält jedoch längst nicht jeden Bürger davon ab – denn immer wieder werden vor allem rund um den Hauptbahnhof lange Körnerspuren gesichtet, die von Unbekannten verstreut wurden.
„Man hätte ein Taubenhaus aufstellen können“