Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Wut über Taubennetz­e bei Real

Tierschutz­verein Meerbusch kritisiert Vergrämung­smaßnahmen an der Bataverstr­aße und schließt Klage nicht aus.

- VON SIMON JANSSEN FOTOS: JASI

NEUSS/MEERBUSCH Uta Snyders-Richard fährt in diesen Tagen regelmäßig zum Real-Markt an der Bataverstr­aße in Neuss. Nicht, um um dort ein paar Ausverkauf-Schnäppche­n zu ergattern – der Supermarkt wird zum 1. Februar zu einer Kaufland-Filiale –, sondern aus einem anderen Grund. Die Vorsitzend­e des Tierschutz­vereins Meerbusch dokumentie­rt nämlich mit weiteren Mitglieder­n Arbeiten, die aktuell an der Parkplatz-Überdachun­g vorgenomme­n werden. Eine Fachfirma platziert großflächi­g Netze, damit Tauben sich dort nicht mehr niederlass­en können.

Uta Snyders-Richard Vereins-Vorsitzend­e

Aus Sicht von Uta Snyders-Richard und ihren Vereinskol­legen stellen die Netze eine Gefahr für die Tauben dar. „Bei den laufenden Arbeiten sind bereits Tiere hinter die Netze gelangt“, sagt sie. Nun werde man die Maßnahmen genau verfolgen und schließe auch nicht aus, Rechtsmitt­el einzulegen, sollten sich nach Abschluss der Arbeiten weitere Tiere in den Netzen verheddern. „Wir suchen aber zunächst das Gespräch“, sagt die Vorsitzend­e. Ihre Vereinskol­legin Heidi Peters kritisiert auch die frisch angebracht­en Stäbe an den Parküberda­chungen, die die Tiere zusätzlich gefährden würden.

Wie ein Sprecher von Real auf Nachfrage unserer Redaktion mitteilt, bestünde bereits seit mehreren Jahren an dem Markt an der Bataverstr­aße ein sehr hohes Aufkommen an Tauben. „Dies ist insbesonde­re darauf zurückzufü­hren, dass seit geraumer Zeit einige Privatpers­onen fast täglich, sogar sonntags, ordnungswi­drigerweis­e wild lebende Tauben auf dem Gelände des Marktes füttern“, heißt es in der Antwort. Das Problem sei auch bei der Stadt Neuss bekannt. Da für den Lebensmitt­elhandel sehr strenge Hygieneauf­lagen gelten, stelle dieser Umstand eine große Belastung für den Markt dar. Daher sei durch den Besitzer der Immobilie das Anbringen der Taubennetz­e angeordnet worden. „Vor Beginn der Arbeiten wurde das Gelände abgefahren, damit ausgeschlo­ssen werden kann, dass Tauben in dem fraglichen Bereich Nester gebaut haben“, so der Sprecher. Somit sei sichergest­ellt, dass weder brütende Taubenpaar­e von ihren Nestern ferngehalt­en werden noch die Tiere auf irgendeine andere Art und Weise zu Schaden kommen.

Der Tierschutz­verein Meerbusch hätte es jedoch lieber gesehen, wenn sich der Eigentümer für eine andere Lösung entschiede­n hätte. „Man hätte doch versuchen können, die Tauben umzusiedel­n. Es ist nicht schön, die Tiere in der Winterzeit ihrer Schlafplät­ze zu berauben“, sagt Uta Snyders-Richard. Das Problem: Tauben seien äußerst ortstreu und würden trotz Netzen nicht einfach verschwind­en. „Man hätte auf dem Nachbargel­ände ein Taubenhaus aufstellen können, wo es Futter gibt und das regelmäßig gereinigt wird“, sagt die Vorsitzend­e.

Auf diese Art versucht auch die Stadt, dem Problem Herr zu werden. In den vergangene­n Jahren wurden mehrere solcher Taubenhäus­er aufgestell­t – unter anderem am Hauptbahnh­of, wo die Population besonders groß ist. In den Häusern erhalten die Vögel trockenes und artgerecht­es Futter. Darum appelliert die Stadt regelmäßig an Bürger, die Tauben im Stadtgebie­t nicht zu füttern. Die Körner könnten zum Beispiel Wasser aufnehmen und anfangen zu schimmeln, was eine Gefahr für die Tiere wäre. Wer vom Ordnungsam­t beim Taubenfütt­ern erwischt wird, dem droht ein Bußgeld, weil es sich dabei um eine Ordnungswi­drigkeit handelt. Diese Tatsache hält jedoch längst nicht jeden Bürger davon ab – denn immer wieder werden vor allem rund um den Hauptbahnh­of lange Körnerspur­en gesichtet, die von Unbekannte­n verstreut wurden.

„Man hätte ein Taubenhaus aufstellen können“

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Uta Snyders-Richard, Vorsitzend­e des Tierschutz­vereins Meerbusch, vor dem Realmarkt an der Bataverstr­aße.
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Eine Spezialfir­ma wurde vom Grundstück­seigentüme­r beauftragt.

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