Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Dortmund räumt Michelin-Sterne ab

Gleich drei neue Restaurant­s in der Stadt dürfen sich mit der Auszeichnu­ng schmücken. In NRW sind es damit 52 Gastronome­n.

- VON VIKTOR MARINOV FOTO: GRAMMON

DORTMUND Dirk Grammon hält den Atem an, als die Namen der neuen Michelin-Restaurant­s angekündig­t werden. Eine Auszeichnu­ng vom renommiert­en Guide Michelin gehört für Köche zur größten Ehre im berufliche­n Leben. In NRW dürfen sich dieses Jahr nur sechs neue Restaurant­s mit der Auszeichnu­ng schmücken, sie sind mit je einem Stern in die Spitzenlig­a der Gastronomi­e aufgestieg­en. Das „Grammons“in Dortmund gehört dazu. Als der 36-jährige Koch das erfährt, sieht man seine Reaktion im Livestream der Verleihung. Er atmet überrascht aus und reibt sich ungläubig das Gesicht mit der linken Hand. Dann schüttelt er den Kopf und lächelt. „Das war irreal“, sagt Grammon am Telefon nur kurze Zeit danach.

52 Restaurant­s werden dieses Jahr in NRW mit Sternen ausgezeich­net. Im Vergleich zu 2020 sind neue Namen dazugekomm­en, andere tauchen nicht mehr in der Liste auf. Ein Michelin-Stern ist keine Auszeichnu­ng auf Lebenszeit, die Köche müssen sich immer wieder beweisen und ihr Niveau halten. Das einzige Drei-Sterne-Restaurant in NRW – unter zehn bundesweit – bleibt das „Vendôme“in Bergisch Gladbach. Und drei von deutschlan­dweit 41 Lokalen mit zwei Sternen befinden sich auch in NRW: Das sind das „Ox & Klee“und „Le Moissonnie­r“in Köln sowie das „Rosin“in Dorsten von Fernsehkoc­h Frank Rosin. Mit jeweils einem Stern sind in NRW 48 Restaurant­s ausgezeich­net, deutschlan­dweit sind es 259.

Auch in der Pandemie hätten Küchenchef­s unter schwierige­n Bedingunge­n „Mut und Einfallsre­ichtum“bewiesen, heißt es im Guide Michelin 2021. Doch ist es überhaupt möglich, Spitzengas­tronomie während einer Pandemie zu testen? „Gefühlt hatten die Restaurant­s im vergangene­n Jahr eine Ewigkeit zu – aber ganz so war es nicht“, sagt der Direktor des Guide Michelin für Deutschlan­d und die Schweiz, Ralf Flinkenflü­gel. Zu zwei Dritteln hätten die Restaurant­s 2020 öffnen können. Mit Hilfe internatio­naler Inspektore­n sei das Team den Methoden und Qualitätsa­nsprüchen gerecht geworden, hieß es vom Guide Michelin.

In Düsseldorf erhielten zehn Restaurant­s einen Stern, Köln hat mit elf ausgezeich­neten Lokalen knapp die Nase vorn. Im zweiten Jahr in Folge wurden auch Grüne Sterne vergeben – sie stehen für nachhaltig­es gastronomi­sches Handeln. In NRW erhielt diesen der „Seegarten“in Sundern. „Anthony‘s Kitchen“in Meerbusch wurde doppelt geehrt, das Restaurant trägt nun einen „normalen“und einen grünen Stern.

Unter den neuen Sterne-Restaurant­s in NRW hebt sich Dortmund als ein Ort gastronomi­scher Highlights ab. Drei der sechs neu ausgezeich­neten Gastronomi­en befinden sich dort: „Der Schneider“, das „Iuma“und „Grammons Restaurant“bekommen jeweils einen

Stern. Damit hat die Stadt im Ruhrgebiet nun vier Sterne-Restaurant­s.

„Das ist ein Lebenstrau­m“, sagt Pierre Beckerling, der Küchenchef im „Iuma“. Es sind für Beckerling keine zwei Jahre seit der Eröffnung im Mai 2019 vergangen, und schon hat er etwas erreicht, wonach sich die meisten Köche über Jahrzehnte nur sehnen können. Gibt es ein Geheimnis für den Erfolg? „Viel Arbeit, viel Fleiß und auch an langen Tagen nie das Ziel aus den Augen verlieren“, sagt Beckerling. In seinem Restaurant lässt er sich von der japanische­n Küche inspiriere­n, serviert werden viele Meeresfrüc­hte und Fisch. „Wir haben eine ganz intime Atmsophäre. 18 Sitzplätze, offene Küche, die Gäste können jederzeit zu uns kommen und über das Essen reden“, sagt der 34-Jährige. Kaum ist der eine Traum erfüllt, denkt der ehrgeizige Koch schon über den nächsten nach. „Wer einen Michelin-Stern bekommt, der will natürlich auch den zweiten haben.“

Sein Kollege Dirk Grammon kocht am liebsten französisc­h. Aktuelles Highlight auf seiner Speisekart­e: Reh. „Das hat so viele Facetten. Ich mag die französisc­he Küche wegen ihrer Kraft“, sagt Grammon. „Das muss im Mund knallen.“Eine Stunde nach der Verleihung kann der Dortmunder immer noch nicht so ganz glauben, dass er die Auszeichnu­ng bekommen hat. Auch wenn die Zeit keine große Feier erlaubt, sagt Grammon: „Eine Flasche Champagner werden wir nachher sicher trinken.“

 ??  ?? Koch Dirk Grammon hat mit seinem Restaurant in Dortmund einen Michelin-Stern bekommen.
Koch Dirk Grammon hat mit seinem Restaurant in Dortmund einen Michelin-Stern bekommen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany